Geschäftsaufgabe Beliebter Bielefelder Getränke-Markt schließt nach 70 Jahren

Bielefeld. So richtig kann es sich Peter Kiel noch gar vorstellen, dass Ende des Jahres Schluss ist: Als kleiner Junge hat er hier schon Opa Heinrich, genannt Hennerken, geholfen, zuletzt war er der Chef von Getränke-Kiel. Aber am 31. Dezember ist Schluss. &bdquo;Die Entscheidung ist uns absolut nicht leichtgefallen“, sagt Kiel. Denn der Familienbetrieb, der über Generationen hinweg in Altenhagen tief verwurzelt war, war mehr als nur ein Getränke-Abholmarkt. &bdquo;Wir könnten ein Buch schreiben über das, was hier alles passiert ist“, sagt Ehefrau Karin Kiel, die immer mit angepackt hat. Der Laden war Kommunikationsort, Getränke wurden auch schon mal im Notfall abends geliefert. &bdquo;Das Telefon klingelte auch nach 23 Uhr noch“, sagt Karin Kiel. Viel zu tun war immer – hängen geblieben sind die unzähligen Gespräche. &bdquo;Wir haben viele Firmen- und Privatkunden beliefert, Feiern ausgestattet und Veranstaltungen im Umkreis unterstützt“, sagt Peter Kiel. Da hätten sich viele Kontakte entwickelt. &bdquo;Wir haben Kunden und Lieferanten, die uns teils seit Jahrzehnten die Treue halten“, sagt er. Deshalb sei ihnen der Schritt auch alles andere als leichtgefallen. Angefangen hatte alles in den 1940er Jahren an der Kafkastraße mit der Produktion von Rübenkraut. In den 50ern gings dann mit der Mosterei los – der Vorläufer des Getränkeladens. Auch damals wurde schon ausgeliefert. Der älteste Sohn von &bdquo;Hennerken“, erinnert sich Peter Kiel, hatte bei den Anker-Werken gearbeitet. Mit einem Dreirad wurde dort von Altenhagen aus der Apfelsaft hingebracht. Später kam zum Apfelsaft Wein hinzu, der in Altenhagen hergestellt wurde, dann Sprudel. &bdquo;Den habe ich selbst mit abgefüllt“, erinnert sich Peter Kiel. In den 70er Jahren verkauften die Kiels dann die ersten Biere aus Flaschen. Die 1980er Jahre waren die Zeit der Polterabende. &bdquo;Es gab viele Feiern, damals auch in der Woche“, erzählt Kiel. Er lieferte Theken an, Kühlwagen, alles was dazugehört. Damals führte noch Vater Horst den Betrieb. Peter Kiel hatte zwar eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht, stieg aber 1990 mit ein. Auch seine Mutter Edith mischte immer mit, kommt noch heute ins Geschäft. &bdquo;Ohne Frauenpower gehts nicht“, sagt Karin Kiel. Nach der Hochzeit mit Peter 1989 kümmerte sie sich erst um die Kinder, dann aber mehr und mehr um den Laden. Peter Kiel sucht jetzt einen neuen Job Die letzten Jahre aber waren für die Kiels eine große Herausforderung. &bdquo;Die körperlichen Arbeiten fallen mir immer schwerer“, sagt Peter Kiel. &bdquo;Das sind Anstrengungen, die wir so nicht mehr hinbekommen.“ Denn die Kiels sind immer mit Herzblut dabei, machen alles 150-prozentig. Sechs Tage in der Woche stehen sie momentan im Laden, sonntags sitzen sie im Büro. Es hat sich etwas verändert, die Feste, wie sie vor Jahrzehnten noch gefeiert wurden, gibt es so nicht mehr. 85 Betriebe haben die Kiels zuletzt beliefert, hinzu kommen noch etliche Privatkunden. Einige Firmenkunden werden von einem Betrieb in Elverdissen übernommen, sagt Kiel. Ihm und seiner Frau ist es wichtig, dass das geregelt ist. Peter Kiel wird sich einen neuen Job suchen, am liebsten in der Getränkebranche. Karin Kiel wird sich erst mal um die Familie kümmern. Die große Halle soll vermietet werden. Eines seiner Ziele sei es, Bier-Sommelier zu werden, sagt Peter Kiel. In der Branche wird man sicher noch von ihm hören.

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