Besonderes Pilotprojekt Mit Scanner und virtuellem Bon: Neue High-Tech-Einkaufswagen in Bielefelder Supermarkt

Bielefeld. Meist verläuft der große Wocheneinkauf für eine Familie stressig. Freitags nach Feierabend oder am Samstagmorgen geht es in den völlig überfüllten Supermarkt. Bei steigenden Preisen ein Wettlauf um die besten Schnäppchen und angesichts von Lieferengpässen die bange Frage, ob sich überhaupt alles vom Einkaufszettel am Ende im heimischen Kühlschrank befinden wird. Doch am meisten störte mich bislang eine in meinen Augen völlig unnötige Tätigkeit: Der gesamte Einkauf musste an der Kasse noch einmal auf das Förderband verfrachtet und dem Personal präsentiert werden. Mitunter kostet dieser Teil die meiste Zeit und Nerven – besonders in der Vorweihnachtszeit. Zu meiner Begeisterung entfiel genau das bei meinem letzten Einkauf. Der Marktkauf in Oldentrup ist der erste Supermarkt in der Stadt mit dem sogenannten &bdquo;Smartshopper“. Jetzt stehen rund 70 der intelligenten Einkaufswagen allen Kunden zur Verfügung – ein Pilotprojekt für Bielefeld. &bdquo;Am Eingang vom Markt stehen Experten und erklären den Kunden auf Wunsch alles, oder sie schauen sich ein kurzes Video auf dem Bildschirm an“, sagt Heike Bokel vom Marktkauf Oldentrup. Wie gewohnt stecke ich ein Eurostück in die Buchse und kann den Wagen mitnehmen. Einziger Unterschied zum herkömmlichen Wagen ist ein großes Touchdisplay zwischen den Griffen und ein kleiner Handscanner rechts daneben. Die Wagen sind groß. Ich kann meine Einkaufsboxen darin aufstellen und drücke auf dem Display einfach &bdquo;Einkauf starten“. Virtueller Bonzeigt die aktuelle Gesamtsumme Jeden Artikel, den ich in den Einkaufswagen legen möchte, halte ich zuvor an den Scanner. Ein Signalton bestätigt mir die Erkennung und ich sehe den Preis auf meinem Bildschirm. Der virtuelle Kassenbon wächst nach und nach und zeigt immer die aktuelle Gesamtsumme an. Was der smarte Einkaufswagen leider nicht kann, ist das Obst und Gemüse abwiegen. Dazu muss ich eine herkömmliche Waage aufsuchen und einen Klebezettel ausdrucken. Dieser ist wiederum einzuscannen. Leider ein kleiner Rückschritt. Dennoch rolle ich weiter optimistisch durch den Supermarkt. Viele Kunden bewegen sich wie selbstverständlich mit den neuen Einkaufswagen durch die Gänge, andere schauen sich das Prinzip sehr interessiert an. Eine integrierte Waage registriert, wenn ich etwas hineinlege und erinnert mich an einen vergessenen Scan. Bei Flaschen bittet mich der Bildschirm um die Anzahl, die ich meinem Einkauf hinzufügen möchte. Eier und druckempfindliches Obst sortiere ich mir in Ruhe für einen sicheren Transport nach oben. Zeitersparnis freut Bielefelder Marktkauf-Kunden Leichte Artikel sorgen manchmal für ein Missverständnis. So habe ich zwar drei Tüten Blattspinat im Wagen liegen, aber nur eine auf der digitalen Liste. Noch einmal ausbuchen und korrigieren klappt. Zugegeben, die vielen Signaltöne sind auf Dauer nicht angenehm, aber was sollen die Mitarbeiter erst sagen. Mit zwei gut gefüllten Einkaufsboxen geht es zu den speziellen Kassen für die &bdquo;Smart-shopper“. Ich hätte erwartet, direkt auf dem Display mit meiner Bankkarte zahlen zu können, aber das klappt leider noch nicht. Stattdessen gehe ich immerhin vorbei an den langen Schlangen der herkömmlichen Kassen. Das Personal scannt nur noch einen kleinen Code auf dem Display meines Wagens und kassiert ab. &bdquo;Manchmal hakt die Technik noch etwas und die neuen Wagen verlieren ihre Verbindung ins Netzwerk“, beschreibt die Kassiererin anfängliche Startschwierigkeiten und lässt den Kunden drei Schritte zurückgehen, so dass er wieder Netz hat. Vor dem Markt treffe ich Maike Fittkau und Sven Berger. Ihnen hat der Einkauf sichtlich Spaß gemacht: &bdquo;Wir müssen mehr selbst daran machen, das ist so ein bisschen wie einen Ikea-Bausatz zu kaufen“, sagt Berger. Für das junge Pärchen bringt es besonders an einem vollen Samstag eine große Zeitersparnis. Preis ist direkt auf dem Display zu sehen &bdquo;Es ist tatsächlich Erlebnisshopping. Wir können die Preise direkt auf dem Display sehen und vergleichen und am Ende unsere Einkaufsliste gegenhalten“, sagt Fittkau. Beim Einladen auf dem Parkplatz treffe ich Jan König. Auch er lobt die Zeitersparnis an der Kasse. &bdquo;Nur wie das Obst zu scannen ist, hat mich zunächst irritiert“, sagt er. Manche Sorten haben einen Strichcode drauf, andere einen am Regal, wieder andere müssen erst gewogen werden.“Joghurts auf einer Palette brauche ich nur einmal scannen und kann dann auf dem Display die Menge eingeben, das macht es einfach“, lobt er. Mein Fazit: Wer es ausprobiert, bereut es nicht. Die Anwendung ist kinderleicht und beschleunigt den wöchentlichen Großeinkauf. Die schmale Personaldecke kann in meinen Augen besser zur Kundenberatung an den Bedientheken eingesetzt werden als stupide ein überfülltes Kassenband abzuscannen. Und für mich als Kunde kommt der unheimliche Blick auf die Gesamtsumme nicht erst an der Kasse.

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