Mordkommission ermittelt Knochenfund in Bielefeld: Das ist über den Toten bekannt

Bielefeld. Es war ein gehöriger Schreck: Ein Pilzsammler hat am Dienstagnachmittag, 18. Oktober, im Unterholz des Sennestädter Waldes die Knochen eines seit Mai 2020 vermissten Polen entdeckt. Wie berichtet, ging die Mordkommission &bdquo;Uhu“ – benannt nach dem Uhuweg in der Nähe des Fundorts – am Freitag mit einem Foto des Verstorbenen Dawid Walczak sowie einem Zeugenaufruf an die Öffentlichkeit. Die Ermittler sind zur Rekonstruktion des Geschehens vor allem an den Abläufen rund um sein Verschwinden im Frühjahr 2020 interessiert. Einige Neuigkeiten gibt es inzwischen. Was ist bisher bekannt? Auch wenn die Polizei am Montag noch nicht benennen kann, ob sich seit dem Aufruf Zeugen bei der Mordkommission gemeldet haben, besteht die Möglichkeit, dass der damals 31-Jährige offenbar noch im Herbst 2020 in seiner polnischen Heimat war. Das jedenfalls geht aus einem Eintrag der polnischen Vermissten-Seite &bdquo;Przed Laty Zagninieni“ im Internet hervor. Wohnort Enger, Arbeitsplatz Bielefeld, in Polen vermisst Dort heißt es im Januar 2021, dass Dawid Walczak zuletzt am 13. Oktober 2020 in dem kleinen westpolnischen Dorf Biale Piatkowo (im Kreis Wrzenia) gesehen worden sein soll. Der Geburtsort des Toten – die Stadt Wrzenia – liegt etwa 19 Kilometer von diesem Dorf entfernt. Für die Polizei Bielefeld galt der 31-Jährige allerdings bereits seit Mai 2020 als vermisst. Angehörige hätten damals zu Protokoll gegeben, dass sie im Mai das letzte Mal per Handy Kontakt zu Dawid Walczak hatten. Update, 11.45 Uhr: Ist mit der polnischen Meldung im Oktober bereits ein Teil der Zeit seines Verschwindens aufgeklärt? Die ermittelnde Staatsanwältin Claudia Bosse weiß, dass auch die polnischen Behörden nach dem Vermissten gesucht haben. "Wir wissen, dass die Polizei in Polen exakt am 13. Oktober 2020 eine schengen-weite Fahndung angestoßen hat. Wenn der Vermisste genau am 13. Oktober aber noch in Polen gesehen worden wäre, dann passt der Zeitpunkt der Fahndung dazu nicht." Es ist also davon auszugehen, dass diese Info auf der Vermisstenseite auf einem Missverständnis beruht. Laut Bosse ermittelte die Polizei in Polen seit September 2020. Umzug von Enger nicht nach Polen sondern nach Oerlinghausen Dawid Walczak hatte laut der Staatsanwältin bis zum Frühjahr 2020 bei einem Bielefelder Tiefbauunternehmen gearbeitet, bis er in dieser Phase dort gekündigt haben soll. Bis dahin war er noch in Enger im Kreis Herford gemeldet. Als er seine Wohnung dort abgemeldet hatte, soll er Zeugen in der Behörde mitgeteilt haben, dass er in seine Heimat zurückkehren wolle, berichtet Claudia Bosse. Trotzdem geht die Mordkommission "Uhu" davon aus, dass der 31-Jährige in der Zeit von April bis Juni zu Bekannten oder Freunden nach Oerlinghausen (Kreis Lippe) gezogen ist. Diese Bekannten seien zwar noch nicht identifiziert, aber es gebe mehrere Indizien, die dafür sprechen. Die Ortsgrenze von Oerlinghausen ist keine drei Kilometer vom Fundort des Toten im Bielefelder Süden entfernt. Die örtliche Nähe zum Fundort ist ein weiteres Indiz dafür. Der Uhuweg, in dessen Nähe der Pilzsammler die skelettierte Leiche des Vermissten fand, verläuft zwischen Markengrund und Senner Hellweg direkt in den Wald hinein. Kehrte er in die Hände seines Mörders zurück? Stellt sich also die Frage: Wollte Walczak nach seiner Kündigung dauerhaft nach Polen zurückkehren? Oder tauchte er dort nur vorübergehend auf und kehrte dann nach Oerlinghausen zurück – möglicherweise in die Hände seines Mörders? Oder war die Vermisstenmeldung in Polen nur eine Finte des Täters, um von sich abzulenken? Tatsächlich hatte auch die Kripo in Wrzenia im Vermisstenfall Dawid Jakub Walczak Ermittlungen angestrengt. Laut Bosse seit September 2020. Aktuell warte die Mordkommission nun auf die Erkenntnisse der polnischen Behörden, um sich diesbezüglich austauschen zu können. Denn die Bielefelder Mordkommission meldete am Freitag: &bdquo;Schon nach seinem Verschwinden gab es bereits Hinweise auf eine mögliche Gewalttat.“ Doch dieser Verdacht ließ sich offensichtlich nie erhärten, sein Verschwinden blieb rätselhaft – bis jetzt der Pilzsammler den Vermissten Mitte Oktober 2022 im Wald bei Sennestadt ausfindig machte. Dadurch liegt für die Ermittler ein Fremdverschulden mehr denn je im Bereich des Möglichen. Aber auch ein Unfall kann derzeit noch nicht ausgeschlossen werden. Obduktionsergebnis bleibt noch geheim Ob die Obduktion und die weitere Suche rund um den Fundort neue Hinweise auf ein mögliches Kapitaldelikt brachte, soll aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden. Ungewöhnlich: Die Ermittler fanden in einem Bekleidungsstück des Verstorbenen seinen Ausweis im Portemonnaie. Ein wichtiges Indiz, dass Täter zur Verschleierung der Tat eher verschwinden lassen würden. Wann genau der 31-Jährige gestorben ist, lässt sich übrigens auch durch Rechtsmediziner nicht beantworten. Die Ermittler gehen aber schon davon aus, dass der Zeitpunkt des Verschwindens mit dem Todeszeitpunkt zusammentreffen dürften. Die Mordkommission &bdquo;Uhu“ ermittelt weiter und fragt: &bdquo;Wer hatte damals noch Kontakt zu Dawid Walczak? Wer kann Angaben zu den Umständen seines Verschwindens machen? Hinweise an die Kripo unter Tel. (05 21) 54 50.

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