Außergewöhnlicher Fall Video entlarvt Polizei-Lüge: Staatsanwalt ermittelt jetzt gegen Bielefelder Beamten

Bielefeld. Nach dem strittigen Unfall zwischen einem Streifenwagen der Bielefelder Polizei und dem Motorroller zweier junger Männer am 13. August auf der Apfelstraße ermittelt nun endgültig die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen den Polizeikommissar, der damals am Steuer saß. Die Vorermittlung des Falles sei damit abgeschlossen, ein Anfangsverdacht sei bejaht worden, berichtet Philipp Kalbertodt, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Streifenwagenbesatzung hatte kurz nach Mitternacht die Verfolgung des Rollerfahrers und seines Mitfahrers an der Jöllenbecker Straße aufgenommen, nachdem der 20-Jährige am Steuer Gas gegeben hatte. Offensichtlich mit dem Ziel, sich der Kontrolle zu entziehen. Laut Polizeibericht hätten die Beamten den flüchtenden Roller kurz danach an der Apfelstraße aus dem Auge verloren und deshalb am Straßenrand gestoppt. Bis plötzlich der Roller den Streifenwagen von hinten gerammt habe. Ein später aufgetauchtes Zeugenvideo, offenbarte, dass diese Version des Unfalls nicht stimmen konnte und damit ein offensichtlich gefährliches Bremsmanöver der Streifenbeamten vertuscht werden sollte. Nur durch Zufall wurde niemand schwer verletzt Wie berichtet, zeigt das Video, das der NW-Lokalredaktion vorliegt, das Ende der Verfolgungsjagd. Dabei überholt der Mercedes Vito der Polizei den Roller mit hohem Tempo, fährt kurz hinter dem Kleinkraftrad nach rechts und bremst mit quietschenden Reifen. Der Rollerfahrer kann nicht mehr anhalten und fährt mit Wucht auf das Heck des Streifenwagens auf. Kurz darauf bringt ein Polizeibeamter die beiden Verfolgten zu Boden. In einem Bericht des Innenministeriums, der nach Bekanntwerden des Falles im Landtag vorgelegt wurde, heißt es zu dem Unfall: &bdquo;Es war allein vom Zufall abhängig, ob bei diesem Verkehrsunfall jemand schwerer verletzt wird.“ Der 20-Jährige berichtete damals der Lokalredaktion von dem Crash: &bdquo;Ich hatte keine Chance. Ich fuhr ungefähr 45 km/h.“ Nach dem Aufprall habe er das Bewusstsein verloren. &bdquo;Ich bin erst wieder zu mir gekommen, als ich am Boden lag – mit Handschellen.“ Staatsanwaltschaft bejaht den Verdacht des gefährlichen Eingriffs Nun hat auch die Staatsanwaltschaft den Vorfall und das aufgetauchte Zeugenvideo ausführlich geprüft. Kalbertodt bestätigt am Montag, dass bei der Prüfung des Vorgangs &bdquo;das Vorliegen eines Anfangsverdachts gegen den Fahrer des Polizeifahrzeugs bejaht“ wurde. Seitdem ermittelt nun die Polizei Münster gegen den Bielefelder Beamten – wegen des Verdachts des &bdquo;gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“. Dass die Ermittlungsakte nun zur weiteren Bearbeitung ins Polizeipräsidium Münster geht, geschieht aus Neutralitätsgründen automatisch, damit keine Beamten der Bielefelder Behörde gegen ihre eigenen Kollegen ermitteln müssen. Doch nicht nur dem Fahrer des Streifenwagens droht Ungemach. Auch die Mitinsassen – ein weiterer Polizeikommissar und eine Polizeischülerin – könnten zumindest disziplinarrechtliche Folgen zu spüren bekommen. Denn nicht nur das Fahrmanöver entspricht nicht dem Lehrbuch, auch der geschönte Anzeigenbericht des Streifenteams ist für die Behörde mehr als peinlich. Die beiden Kommissare wurden als Reaktion der Behörde in den Innendienst versetzt. Die Kommissaranwärterin ist derzeit wieder zurück an der Fachhochschule. Dass Führungskräfte den vorgelegten Polizeibericht durchschaut, ihn aber offenbar durchgewunken haben könnten, scheint nicht weiter Thema bei der Aufarbeitung der Behörde zu sein.

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