Verwirrende Gebühren Städtevergleich: Die Bestattung ist in Bielefeld besonders teuer

Bielefeld. Der Tod kostet viel Geld - das ist den meisten Menschen wohl bewusst. Bestattung, Sarg oder Urne, Liegedauer, Grab, Stein und Pflege, all das summiert sich schnell auf mehrere Tausend Euro. Zudem aber sind die kommunalen Gebühren bundesweit sehr unterschiedlich. Bielefeld ist offenbar nicht sonderlich günstig. In einem aktuellen Vergleich der 20 größten deutschen Städte rangiert die Leineweberstadt im oberen Drittel, auf Platz 6. Wucher, Abzocke gar - bis zuletzt? Der Bund der Steuerzahler macht eine andere Rechnung auf. Und: Ein genaues Hinschauen lohnt sich angesichts der verwirrenden Menge der Gebühren und der verschiedenen Berechnungsgrundlagen allemal. Städtevergleich Im Schnitt kostet ein Grab auf einem städtischen Friedhof in Deutschland 1.478 Euro, hat die Berliner ABCD-Agency in einem aktuellen Vergleich der 20 größten Städte bundesweit ermittelt. Mit über 2.000 Euro sind Erdwahlgräber (Sarg) auf 20 Jahre in Stuttgart (2.040 Euro), Bochum (2.265 Euro) und Hannover (2.196 Euro) am teuersten, in Berlin (520 Euro), Dresden (559 Euro) und Nürnberg (620 Euro) am günstigsten. Ähnlich sieht es mit Urnenwahlgräbern (ebenfalls auf 20 Jahre) aus: Stuttgart (1.800 Euro), Bochum (1.340 Euro) und Hannover (1.339) rangieren ganz oben, Nürnberg (320 Euro), Dresden (450 Euro) und Berlin (520 Euro) ganz unten auf der Preisskala. Bielefeld Auch in Bielefeld sind die städtischen Gebühren im Vergleich der 20 Städte nicht gerade gering. Mit 1.840 Euro für ein Erdwahlgrab und 1.270 Euro für ein Urnenwahlgrab (jeweils für 20 Jahre) liegt Bielefeld im oberen Drittel des Vergleichs. Zudem, so die Berliner PR-Agentur, habe die Bestattungsbranche vor Kurzem angekündigt, "dass die Kosten für Bestattungen aufgrund von Rohstoffmangel, Lieferengpässen und der Energiekrise weiter steigen werden". Zumindest eine Gebührenerhöhung müssen die Bielefelder vorerst aber nicht befürchten, beruhigt Silke Kroll von der städtischen Friedhofsverwaltung. "Aber es gibt Kommunen, die machen das jedes Jahr." Die Zahlen der Agentur bestätigt sie. Allerdings seien darin nicht nur die Preise für Erwerb und Verlängerung der Wahlgrabstätten enthalten, sondern auch die Bestattungsgebühr. Genauer: 682,02 Euro für die Erdbestattung eines Erwachsenen, 84,79 Euro für die Urnenbestattung ("Beisetzung von Totenaschen") in einer Wahlgrabstätte. Preisgestaltung Die Preisgestaltung der städtischen Gebühren stützt sich auf viele Einzelposten. Wichtige Faktoren für Bielefeld seien die Personal- und die Maschinenkosten, sagt Kroll. Entscheidend sei zudem, was politisch gewollt sei - und was zumutbar: "Es muss ja auch bezahlbar bleiben." Der Bund der Steuerzahler (BdSt) NRW, der eine eigene Gebührenstatistik aufgestellt hat, verweist auf Einsparmöglichkeiten. Darunter auch, die Zahl der städtischen Friedhöfe zu überprüfen, zu verkleinern oder - in Absprache mit der Bevölkerung - ganz zu schließen. Das hat in Bielefeld allerdings bereits vor Jahren für viel Unmut gesorgt. NRW-weit am meisten kommunale Friedhöfe hat nach der BdSt-Erhebung übrigens die Stadt Köln mit 55 Ruheorten. In Bielefeld gibt es 19, Gütersloh dagegen hat nur einen einzigen städtischen Friedhof. Bund der Steuerzahler Der Bund der Steuerzahler NRW hat sich auf die Gebühren in 57 nordrhein-westfälischen Städten (mit mehr als 60.000 Einwohnern) fokussiert, und zwar auf die Bestattungskosten, die Belegungsdauer (30 Jahre) und die Preise für die Nutzung der Trauerhalle. Auf ein Ranking wurde verzichtet, nur die teuersten und die preiswertesten Kommunen wurden herausgehoben. Hier steht Bielefeld deutlich besser da. Am teuersten ist demnach eine Erdbestattung im Wahlgrab über 30 Jahre in Gladbeck mit insgesamt 4.603 Euro. Spitzenreiter beim Urnenreihengrab ist Köln (1.905 Euro). Am günstigsten ist Lüdenscheid (963,64 Euro für ein Erdwahlgrab über 30 Jahre) und - bei einem Urnenreihengrab - Gütersloh (176 Euro). In Bielefeld liegen die Gebühren für eine Sargwahlstätte über drei Jahrzehnte bei 1.739,70 Euro, für ein Urnenreihengrab bei 967,69 Euro und damit im Mittelfeld. Die Preise für die Nutzung der Trauerhalle variieren von 70 Euro (Aachen) bis 418 Euro (Detmold); in Bielefeld sind es 238,91 Euro, ebenfalls im Mittelfeld. Eine Bestattung im Urnenreihengrab dagegen ist in Bielefeld mit 58,19 Euro am günstigsten und in Gelsenkirchen mit 818 Euro mit Abstand am teuersten. Die Ausgaben für Bestattungen im Erdsarg rangieren von 378 Euro (Gütersloh) bis 1.385 Euro (Bochum). Bielefeld liegt bei 682,02 Euro einmal mehr auf einer mittleren Position. Städtische und kirchliche Friedhöfe Die Stadt Bielefeld ist für 19 Friedhöfe zuständig. Der größte ist der Sennefriedhof mit rund 100 Hektar, der kleinste der in Lämershagen mit 0,7 Hektar. Dazu kommen weitere elf Ruheorte von zumeist kirchlichen Trägern. Sie erheben eigene Gebühren. Auch die Ruhezeiten sind unterschiedlich.

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