Sondersitzung nötig Wie viel Parkplätze kostet die erste echte Fahrradstraße in Bielefeld?

Bielefeld. Vorfahrt für Radfahrer: In der Altstadt, aber auf einigen Nebenrouten wird das Schild Fahrradstraße langsam zum vertrauten Bild. Autofahrer müssen Rücksicht nehmen. Die Stadt will so den Umstieg erleichtern. Der Ehlentruper Weg im Osten, der parallel zur Detmolder Straße verläuft, soll jetzt die erste echte Fahrradstraße werden, die nach neuen, strengeren Standards umgebaut wird. Das kostet viele Parkplätze am Rand. Um ihren Erhalt spitzt sich der Streit zu. Jetzt ist eine Sondersitzung nötig. Und der Zeitplan verzögert sich erneut. Vom Niederwall aus wird die neue Fahrradstraße über Rohrteichstraße, ein kurzes Stück Teutoburger Straße und Ehlentruper Weg über knapp 2,5 Kilometer zur Otto-Brenner-Straße führen. Große blaue Logos weisen sie aus. Die Fahrgassenbreite liegt bei 4,50 Meter, an den Seiten sind 0,75 Meter Abstand zu Parkständen erforderlich. Parkstände werden einzeln markiert. Hinzu kommen Gehwege. Nur in Ausnahmen wird eine geringere Breite der Fahrbahn auf vier Meter und bei Gehwegen auf 1,50 Meter eingeräumt. Mit den Maßen und Vorgaben wird es teils zu eng. Deshalb fallen von heute 278 künftig 116 Parkplätze weg, sieht der Vorschlag des Amtes für Verkehr vor. Die Politiker, die im Endeffekt entscheiden müssen, haben da große Bauchschmerzen, weil der Parkdruck in den Wohnvierteln des Ostens mit dem Klinikum Mitte so schon sehr hoch ist. Gleich viel Radfahrer und Autofahrer Grundsätzlich befürworten sie die Fahrradstraße dort, weil der Anteil von Radfahren und Autos mit jeweils gut 1.600 pro Tag in etwa gleich hoch ist, wie eine Erhebung ergab. Außerdem gilt der Ehlentruper Weg als Ausweichroute für die Detmolder Straße, bei der die Stadt beim Umbau auf Radwege verzichtete. Doch das Problem in Rohrteichstraße und Ehlentruper Weg ist, dass es da heute, wo teils auf beiden Seiten geparkt wird, nur mühsam ein Durchkommen gibt. Die Bezirksvertreter in Mitte, vor allem CDU, SPD und FDP, suchten bei Ortsterminen nach Lösungen, wie zumindest ein Teil der Parkplätze gerettet werden kann. Frederic Suchla (SPD) hoffte auf 40 bis 50. Mit einem umfangreichen mehrseitigen Antrag zeigten sie Möglichkeiten auf – die aber wohl nicht zum Zuge kommen werden. Denn im Endeffekt muss der Stadtentwicklungsausschuss des Rates über die Einhaltung der Standards wachen. Und da ist die Mehrheit anders. Verzicht auf E-Scooter-Fläche? Die Bezirksvertreter könnten sich vorstellen, dass zum Beispiel zwischen Prießallee und Hartlager Weg auf der Südseite der Gehweg auf zwei Meter verschmälert und bis Harrogate Allee auf den Hochbord-Radweg auf der Nordseite verzichtet wird, um mehr Parkplätze zu schaffen. Außerdem plädiert die BZV dafür, auf Stellplätze für E-Scooter, die erst später nach einem noch zu erarbeitenden Konzept fest vorgesehen sind, zugunsten von Parkplätzen zu verzichten. In Mitte schon lehnten die Grünen die Änderungen ab. Und im Stadtentwicklungsausschuss, wo anders als in der BZV SPD, Grüne und Linke sich einig sind und die Mehrheit bilden, dürften die BZV-Vorschläge größtenteils durchfallen. Nur kleinere Änderungen, die vielleicht 20 Parkplätze retten, haben Chancen. &bdquo;Denn die Standards für Fahrradstraßen sollen eingehalten werden“, so Sven Rörig (SPD). Prüfung von Parkgebühren Weil das Thema aber höchst kompliziert ist, vertagte der Ausschuss zunächst einen Beschluss auf eine Sondersitzung vor der Ratssitzung am Donnerstag um 16 Uhr im Technischen Rathaus. In einem Antrag geben SPD, Grüne und Linke aber die Richtung vor: Danach soll nicht so stark in Gehwege eingegriffen werden, die Sichtdreiecke an Kreuzungen sollen frei sichtbar bleiben und Abstellplätze für E-Scooter beibehalten werden – auch mit Blick auf die Ziele der Verkehrswende. Um die Parksituation trotzdem zu entlasten, soll die Stadt die Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung zeitnah prüfen. Anwohner könnten dann Parkausweise beantragen, Auswärtige durch Parkgebühren abgeschreckt werden. Richard Westebbe (Grüne) und Rörig finden die so leicht modifizierte Vorlage des Amtes für Verkehr &bdquo;einen guten Kompromiss“. Allerdings kommt er später zum Tragen als geplant. Zunächst wird er noch in zwei Versuchsphasen getestet. Die sollten schon laufen, werden aber auf Oktober bis Dezember 2022 sowie Januar bis März 2023 verschoben. Erst danach kann die endgültige Umsetzung mit Umbauten erfolgen.

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