Interview Bethel-Chef setzt weiterhin auf die Kündigung Ungeimpfter

Herr Pastor Pohl, die Pandemie geht in den dritten Winter, wieder sind die Aussichten trübe bis gefährlich. Fühlen Sie sich als Verantwortlicher für Tausende Mitarbeiter und Tausende besonders gefährdete Menschen manchmal ohnmächtig in dieser Lage? Ulrich Pohl: Ohnmächtig nicht, aber gefordert. Keiner von uns hat sich das ausgesucht. Und es ist einfach immer mehr so: Die Belastungen gehen über Grenzen hinaus, für die Mitarbeitenden, aber auch die Menschen in den Altenheimen, den Werkstätten, den Behinderten-Einrichtungen, den Wohn-Häusern, den Kliniken, den Schulen. Was besorgt Sie am meisten in diesen sommerlichen Wochen, die vermeintlich entspannt daherkommen? Pohl: Die nicht absehbare Entwicklung von Corona. Welche Welle kommt im Winter auf uns zu, welche Virus-Varianten? Hoffen wir, dass es glimpflich verläuft. Sie sind sehr eindeutig ein erklärter Impf-Befürworter, fordern die Covid-Impfung klipp und klar auch von Ihren Mitarbeitern ein. Was sagen Sie Impfgegnern? Pohl: Wir sollten die irrealen Ängste, die von den sozialen Medien gesteigert werden, hinterfragen. Es werden Schauermärchen erzählt, die überhaupt nicht nachvollziehbar sind. Das ist etwas anderes als die Furcht vor Impfungen, die es schon immer gab. Für die ich Verständnis habe. Nun aber, wo seit Ende 2020, Anfang und Mitte 2021 geimpft wird, oft schon zum dritten, manchmal zum vierten Mal, da sollten wir das Thema rationaler angehen. Was bedeutet Ihre Haltung für ungeimpfte Bethel-Mitarbeiter? Pohl: Sie müssen die Konsequenzen tragen. Das heißt? Pohl: Im sozialen Bereich ist es kein Dauerzustand, ungeimpft digital zu arbeiten oder sich freistellen zu lassen. Auch tägliches Testen kann keine Lösung sein. Unter dem Strich gilt deshalb bei Impf-Verweigerern: Unsere Wege trennen sich. Sind Sie für eine Impfpflicht? Pohl: Ja, zur Not bin ich dafür, denn trotz der vierten Welle ist kein wirklicher Impffortschritt zu erkennen und ist die Impfquote eindeutig zu niedrig. Wie Annette Kurschus als EKD-Ratsvorsitzende sehe ich in der Impfpflicht eine christliche Pflicht. Wir müssen an unsere Mitmenschen denken. Zu unserer Freiheit als Christenmensch gehört auch die soziale Verantwortung. Die Gemeinschaft. Denn es ist doch so: Wir können in unserer Gesellschaft nicht allzu gut weiterleben, wenn sich nicht ein großer Teil der Umgeimpften endlich impfen lässt. Spalten Sie mit dieser klaren Haltung, dieser Position? Pohl: Wir sind nur zu verstehen, wenn wir eindeutig sind, deutlich Position beziehen. Nur so können Spaltungen überwunden werden - im klaren Diskurs, in der Suche nach Wegen, aufeinander zuzugehen. Ich selbst habe übrigens an mir entdeckt, dass sich Meinungen im Verlaufe der Pandemie wandeln können, und das möchte ich auch anderen zugestehen. Nur sollten wir nicht auf der Basis von Schauermärchen miteinander umgehen, sondern Ängste respektieren und an den Fakten entlang miteinander reden. Das hilft, Spaltungen abzubauen und zu verhindern, wieder neu zu verbinden. Neben mehr Impfungen: Was ist Ihr Wunsch mit Blick auf Corona und auf Herbst-Winter 2022? Pohl: Dass die Menschen vorsichtig sind, für sich und andere, die vielleicht gefährdeter sind, als man selbst. Wenn wir die Regeln beachten, Mundschutz tragen, wo er geboten ist, und uns regelmäßig testen, können wir Ansteckungen vermindern.

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