Bielefeld Energieeinsparung im Notfall: Das ist der Plan der Stadt

Bielefeld Dass Herbst und Winter diesmal anders werden, werden die Bielefelderinnen und Bielefelder nicht nur an dramatisch steigenden Gasrechnungen spüren. Auch im Stadtbild wird es sichtbar sein. Städtische Gebäude werden nicht mehr angestrahlt, Ampeln sollen, wo es geht, nachts abgeschaltet werden. Das sind nur zwei Maßnahmen aus dem städtischen Notfallplan. Am Donnerstag soll er im Rat auf den Weg gebracht werden. Alle Parteien, Gruppen und Einzelvertreter im Rat tragen ihn mit. Nur die AfD ist in die Gespräche über den gemeinsamen Antrag nicht einbezogen worden. Einsparziel 20 Prozent Ziel dieses Konzeptes sei es, kurzfristig 20 Prozent Energie, insbesondere Gas, einzusparen, so wie es sich die Bundesnetzagentur wünsche. Die mehr als 5.000 städtischen Mitarbeiter sollen im Herbst und Winter möglichst im Homeoffice arbeiten. In den Rathaus-Büros soll die Raumtemperatur 20 Grad nicht übersteigen. Heizlüfter sind dort tabu. Brunnen und Fontänen in der Stadt sollen abgeschaltet werden, soweit sie nicht für die Gewässerökologie notwendig sind. Bis zum 15. September soll ein kommunales Maßnahmenpaket zu Energieeinsparungen und Energiesicherheit erarbeitet werden. Mit einer breit angelegten Öffentlichkeitskampagne sollen auch die Bürgerinnen und Bürger angehalten werden, weniger Energie zu verbrauchen. Damit niemand im Kalten und im Dunklen sitzt, ist ein &bdquo;Runder Tisch Energiearmut“ geplant. Dort sollen Stadt, Stadtwerke und die großen Wohnungsunternehmen wie die BGW und die Freie Scholle Maßnahmen entwickeln, um Strom- und Heizsperren im kommenden Winter zu vermeiden. Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) und die städtische Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE werden gebeten, Gespräche mit der Wirtschaft aufzunehmen, um zu beraten, wie die Unternehmen sich am geplanten Einsparvolumen beteiligen können. Neben akuten Maßnahmen soll auch perspektivisch etwas auf den Weg gebracht werden. Die städtische Energieberatung wird verstärkt, und die Energieberatung bei der Verbraucherzentrale soll wieder eingerichtet werden, um dem hohen Beratungsbedarf von Privathaushalten möglichst kurzfristig Rechnung tragen zu können. Geprüft werden soll auch, ob und in welchem Umfang weiter Gebäude an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können. Holger Mengedodt, Geschäftsbereichsleiter Markt und Kunde bei den Stadtwerken, hatte zuletzt berichtet, dass die Bielefelder derzeit um die sechs Prozent Gas einsparen. &bdquo;Da ist also noch Luft nach oben, denn 20 Prozent wären wünschenswert, um gut durch den Winter zu kommen. Allerdings sind die Einsparmöglichkeiten im Sommer auch gering, denn aktuell können Verbraucher vor allem Warmwasser einsparen.“ Die BBF, die Bädertochter der Stadtwerke, spart bereits Energie. In den Bielefelder Hallenbädern wurden die Wassertemperaturen auf 27 Grad abgesenkt, im Wiesenbad auf 25 Grad. In den anderen Freibädern ist die Wassertemperatur ohnehin bereits deutlich geringer. Neues Rathaus größter Energiefresser Mit ihren Einsparungen soll sich die Stadt an den Vorgaben des Deutschen Städtetages orientieren. Die Verwaltung hat derweil eine Liste vorgelegt, wer die größten Energiefresser unter den städtischen Immobilien sind. Angeführt wird die Liste bei Heizung (Fernwärme) und Strom vom Neuen Rathaus. Das Schulzentrum Rosenhöhe mit zwei Berufskollegs und der dortigen Gesamtschule ist der größte städtische Erdgasverbraucher, der Berufschulcampus in der Innenstadt der zweitgrößte Stromfresser. Der Gasverbrauch der städtischen Liegenschaften betrug im vergangenen Jahr etwa 45.500 Megawattstunden. Das entspricht in etwa 1,8 Prozent des Gesamt-Gasabsatzes in Bielefeld (rund 2.468.000 Megawattstunden). Überall im Land überlegen die Städte und Gemeinden aktuell, wie sie mit der aktuellen Energieknappheit umgehen können. In Münster etwa hat die Stadt jetzt einen eigenen Krisenstab zu Gasmangellage eingerichtet. Dort soll sogar auch ein Blackout-Szenario mit einem länger anhaltenden Stromausfall durchgespielt werden.

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