Bielefeld Wechsel unterhalb der Burg: Lutherstift zieht aus der City in den Osten

Bielefeld. Einst war hier der &bdquo;Rosenhof“, ein alter Rittersitz, der im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde, heißt es in der Chronik. Nach dem Krieg sorgte Pastor Karl Pawlowski dafür, dass auf dem Areal unterhalb der Sparrenburg, das dem Marien- und Lutherstiftverein gehörte, ein Alten- und Pflegeheim mit damals 150 Plätzen gebaut und 1955 eröffnet wurde. Das heutige Lutherstift an der Kreuzstraße 19 mit 80 Bewohnern ist auch Treffpunkt für Ältere aus der Innenstadt. Doch seine Geschichte dort wird 2023 enden. Dann wird das Lutherstift in einen Neubau wechseln – im Osten der Stadt. Unter dem Titel &bdquo;Seniorengerechtes Wohnen im 5. Kanton“ lässt das Evangelische Johanneswerk dort an der Petristraße gegenüber der Petrikirche ein neues, modernes Altenheim errichten. Dort sollen die 80 Bewohner des Lutherstifts in sechs kleineren Hausgemeinschaften wohnen können und versorgt werden – die mehr Platz, Komfort und Zusammenleben bieten, wie Peter König, Geschäftsleiter des Regionalbüros Bielefeld beim Johanneswerk erläutert. Die Planung vor Ort war schwierig und zog sich über mehr als sechs Jahre hin. Denn dort, wo das Altenheim entsteht, war die alte Volkeningschule, ein Gebäude, das die Bewohner des 5. Kantons gern erhalten und als Stadtteiltreffpunkt belebt hätten. Doch für eine Neunutzung war der markante Altbau schwer herzurichten. Schließlich lenkte die Stadt ein, änderte den Bebauungsplan und genehmigte das Projekt im März 2022. Abriss sorgte für Unruhe Davor stand 2018 der Abriss, der teils für Unruhe vor Ort sorgte, weil Erdhügel dort lange lagerten. Direkt daneben ist die heutige Volkening-Grundschule in neueren Gebäuden. Die künftige Zufahrt zum Altenheim muss vom Schulweg abgetrennt werden. Trotzdem ist König über den neuen Standort froh, weil er gut im Stadtteil mit Schule, Kirche, Gemeinde und Grün einzubinden und zu vernetzen sei. Außerdem ist es an der Petristraße ruhiger als an der viel befahrenen Kreuzstraße. Der Abriss der alten Volkeningschule sei sicher bitter, weiß auch König, der früher daneben wohnte und seinen Sohn im Klassenzimmer sehen konnte. Erhalten seien aber Elemente des alten Torbogens, für den noch ein passender Platz gefunden werden müsse. Im Stadtteil hofft König auf positive Resonanz. Beim Ziegelstraßenfest am Wochenende wird er das Projekt vorstellen. Der Rohbau ist weit gediehen, am 17. Oktober strebt das Johanneswerk das Richtfest an. In 19 Monaten soll der Neubau bezugsfertig sein. Im August 2023 ist der Umzug von der Kreuzstraße geplant. In dem dreigeschossigen Gebäude mit Staffelgeschoss, weißem Putz und rotem Dach werden je 13 und 14 Bewohner in einer Hausgemeinschaft &bdquo;familienähnlich“ wohnen, deren Mittelpunkt eine Wohnküche sein wird. Hier sollen die Mahlzeiten zubereitet und die Bewohner in die Alltagsabläufe wie Kochen, Hauswirtschaft und Wäschewaschen eingebunden werden. König: &bdquo;Auch für Angehörige soll es mehr Normalität geben.“ Im Erdgeschoss biete ein Mehrzweckraum Platz für Veranstaltungen, auch für Bewohner des Viertels. &bdquo;Die 80 Bewohnerinnen und Bewohner des Lutherstifts ziehen komplett rüber“, erklärt König. Er geht davon aus, dass auch die rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit an den neuen Standort wechseln. An Kreuzstraße kein Altenheim mehr Was aus dem alten, markanten Gebäude an der Kreuzstraße wird, sei noch unklar, sagt König. Es gebe Überlegungen, aber die seien noch nicht spruchreif. Allerdings sei wohl klar, dass es auf dem &bdquo;Sahnestück“-Grundstück in der Innenstadt nicht wieder ein Altenheim geben werde. Die Ursprünge des Lutherstifts liegen noch länger zurück. Es soll 1883 gegründet worden sein, sagen die Historiker des Johanneswerks. Und von der Vorgeschichte des Standorts unterhalb der Burg zeugt am Haupteingang des Gebäudes ein barockes Adelswappen mit zwei beschriften Medaillons und der Jahreszahl 1711.

Mehr zum Thema