Bielefeld Passanten erstaunt über Stahlschlange an Bielefelder Platanenallee

Bielefeld. Wer früher in Osteuropa unterwegs war, kennt das Bild: Besonders in größeren Städten schlängelten sich dicke Rohre am Straßenrand entlang, Transportwege für Gas oder Wasser. Das gibt es, Jahre später, nun auch in Bielefeld. Im Osten zieht sich eine fast 1.000 Meter lange sogenannte Heberleitung die Ravensberger Straße entlang, von der Teutoburger Straße bis zur Huberstraße. Darin sprudelt reines Lutterwasser. Zunächst. Lutterwasser Die oberirdische Stahlrohrverbindung, die in Bodennähe unter den mächtigen Platanen und in großen Knicks über Radwege und Einmündungen hinweggeführt, ist wegen der Sanierung des Lutterkanals verlegt worden, berichtet Malin Stuckmann vom städtischen Umweltbetrieb. Der Innendurchmesser beträgt 50 Zentimeter. "In der ersten Phase fließt dort das Wasser der Lutter durch, im sogenannten ,Trockenwetterabfluss'"- also Flusswasser ohne Niederschlag. Das wird per Unterdruck hochgepumpt. Grund ist, dass die Kanalarbeiter und ihre Spezialgeräte, die später unterirdisch die neuen Rohre verlegen, nicht im Wasser agieren müssen. Schmutzwasser In der zweiten Bauphase dieses Abschnitts von Bielefelds längster unterirdischer Baustelle unter bzw. dicht neben der beeindruckenden Baumallee, wo seit über 100 Jahren die Weser-Lutter im zunehmend marode gewordenen Kanal Richtung Stauteiche fließt, wird dann der Schmutzwassersammler saniert. Der liegt oberhalb des Lutterkanals ebenfalls im Untergrund. "Dann fließt Schmutzwasser durch die Heberleitung", berichtet die Sprecherin des Umweltbetriebs. Voraussichtlich bis zum Frühjahr 2023 werde die stählerne Pipeline bleiben. Inliner-Verfahren Bei den Arbeitsabläufen geht es um höchste Präzision. Der Kanal wird im Inliner-Verfahren erneuert. Eine offene Baugrube war nicht möglich, weil riesigen Platanen stehen bleiben sollten. Da die neuen Rohre jetzt in das vorhanden Profil hineingeschoben werden, sinkt aber nun das Fassungsvermögen des Kanals um etwa 30 Prozent. Damit es bei Starkregen künftig unterirdisch nicht zu Platzproblemen kommt, hat die Stadt das Rückhaltebecken an der Teutoburger/Ravensberger Straße gebaut. Es ist oberirdisch inzwischen nur noch als Grünfläche mit Wegeverbindungen sichtbar. Ablauf Im November 2021 hatte die beauftragte Fachfirma als Auftakt des Projekts Rohrprofile vor Ort getestet. Zudem wurden über eine 3-D-Vermessung Ausmaße und Form des alten Kanals ermittelt. Mit den Ergebnissen können im Fachwerk in Brandenburg die neuen Rohrverbindungen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) passgerecht gegossen werden. Sie sind bis zu 2,50 Meter lang, bis zu drei Tonnen schwer und werden per Schwertransporter "just in time" nach Bielefeld gebracht. Denn hier gibt es laut Umweltbetrieb den dafür erforderlichen Lagerraum gar nicht. Aktueller Stand In dieser Woche beginnen die vorbereitenden Arbeiten im Kanal selbst, so dass voraussichtlich im Laufe des August die ersten GFK-Rohre eingesetzt werden können, berichtet Stuckmann weiter. Im Abschnitt zwischen Huberstraße und Stauteich I muss die oberirdische Leitung noch verlegt werden. In dem kleinen Teich sei zudem nun der Wasserstand um etwa 30 Zentimete abgesenkt worden. Insgesamt lägen die Arbeiten im Zeitplan. Lutteroffenlegung Ein weitere gute Nachricht hat die Stadtverwaltung für die Lutteroffenlegung in der Ravensberger Straße Richtung Innenstadt. Nach rund zwei Jahren Bauzeit soll es dort nun am Mittwoch, 3. August, "Wasser marsch" heißen. Oberbürgermeister Pit Clausen wird um 14.30 Uhr den offiziellen Startschuss geben. Schon um 14 Uhr beginnt das vom Verein Pro Lutter organisierte Begleitprogramm mit dem bekannten Bielefelder Kabarettisten Heinz Flottmann und der Band Leptophonics. Dazu lädt die Stadt alle Interessierten herzlich ein.

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