Tour de la Mode Open-Air-Modenschau: Bielefelder Altstadt wird am Samstag zum Laufsteg

Bielefeld. 0100 steht in weißen Lettern auf der großen Stahltür, die Philipp Rupp öffnet und ins Dunkle blickt. Er tastet nach dem Lichtschalter. Neonröhren an der Decke fluten den etwa vierzig Quadratmeter großen Kellerraum mit Licht. An der Wand hängen Bilder von Kollektionen und Models, daneben Kleiderstangen mit eingepackten Klamotten, zwei Meter große Holzrahmen, Tische und Bügelbretter. In diesem Raum werden all die Outfits aufbewahrt, die am Samstag auf der Modenschau der Bielefelder Fachhochschule (FH) in der Innenstadt präsentiert werden. Es sind Einzelstücke der Designerinnen und Designer – neue Kreationen, Kombinationen und Outfits, die in Kursen als Aufgabe kreiert wurden. Einer der Organisatoren ist Mode-Professor Philipp Rupp – ein groß gewachsener Mann mit schwarzen, leicht gräulichen Locken. Er läuft zu einem Tisch am Ende des Raumes – seine Schuhe quietschen auf dem Linoleumboden. Rupp nimmt einen schwarz-weiß gestalteten Flyer in die Hand. Darauf gezeichnet ist die Route, auf der am Samstag von 14 bis 19 Uhr 40 Models die Modekollektionen der Mode-Studierenden tragen werden. Rupp, ein Mann mit 15 Jahren Erfahrung im Modegeschäft, läuft aus dem Keller eine breite Treppe mit Holzgeländer hoch. Sein Gang ist fließend, beinahe schwebend – immer auf dem Sprung – er lebte in New York, Berlin und Antwerpen. Auf dem lichtdurchfluteten Gang, mit großer Glasfront im ersten Obergeschoss, kommen ihm ein asiatisch aussehender Mann und eine blonde, zierliche Frau entgegen. Er begrüßt die Frau, drückt sie fest. &bdquo;Glückwunsch zur bestandenen Prüfung. Habt ihr gestern noch schön gefeiert?“, fragt er unter seiner weißen Maske freudestrahlend. Seine Augen funkeln. Extra aus Korea gekommen Es ist die Mode-Studentin Sandra Eden mit ihrem Freund Kun Woo Kim. Beide lernten sich während ihres Korea-Aufenthaltes kennen und verliebten sich. Er reiste extra für die Präsentation ihrer Mode nach Deutschland, landete Anfang dieser Woche in Frankfurt. Nun arbeiten beide an der Präsentation ihrer Mode im Ausstellungsraum. Nach sieben Jahren Studium hat Eden nun ihren Masterabschluss in der Tasche. Kleider werden aufgehängt, Bügel gerichtet und dabei Cola getrunken. Mit leicht rauer Stimme und müdem Blick läuft Isabel Pallas den menschenleeren Eingangsbereich der Fachhochschule entlang. Sie habe am gestrigen Prüfungstag mit den Studierenden die Abschlüsse gefeiert – etwas zu lange. Ihr Outfit des Tages: weiße Chucks, ein schwarzes T-Shirt und ein dunkler, leicht zerknitterter Blazer. &bdquo;Im Keller haben wir eine Bügelanlage, die werde ich später vielleicht nutzen und auch die Schuhe wechseln“, sagt sie müde lächelnd. Am Abend findet die Werkschau der FH Bielefeld statt. Zusätzlicher Stress für die Organisatorinnen und Organisatoren des Fachbereiches Mode. Das gesamte Wochenende über werden in den Räumen in der Lampingstraße Bachelor- und Masterarbeiten der Absolvierenden der Bielefelder Öffentlichkeit vorgestellt. Den modischen Höhepunkt werden Zuschauerinnen und Zuschauer dann in der Innenstadt erleben. Die Route der Mode Die 40 Outfits werden dort vom Kunstverein, über den Kunsthallenpark und den Klosterplatz bis hin zum Rathaus präsentiert. Zwischendurch werden die Models Stopps einlegen und dort von Fotografie-Studierenden der FH in einem inszenierten Fotoshooting abgelichtet. Alles in der Öffentlichkeit, so wie im vergangenen Jahr. Grund ist die Pandemie. Zuvor fand die Modenschau mit Catwalk im Lokschuppen oder der Wissenswerkstadt statt. &bdquo;Das hatte immer ein gewisses Publikum. Die Menschen mussten Tickets kaufen. In diesem Jahr können wir die Mode einer breiteren Masse präsentieren“, sagt Isabel Pallas. Inzwischen tippt sie mit ihren rot lackierten Fingernägeln auf der Tastatur ihres Laptops – Mails müssen beantwortet werden. Ein Model habe aufgrund einer Covid-Infektion absagen müssen, ein weiteres ist genesen und kann einspringen. Es muss viel organisiert werden, bis alles bereit ist für den großen Stadt-Catwalk.

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