Bielefeld In Bielefeld wird es jetzt richtig teuer eigene Bäume zu fällen

Bielefeld. Der Rat soll heute die neue Baumschutzsatzung beschließen. Dann dürfen Laubbäume ab einem Umfang von 60 Zentimetern und Nadelhölzer ab 100 Zentimeter Umfang nur noch auf Antrag gefällt werden. Der Antrag muss neben dem Nachweisen der Notwendigkeit einen Lageplan und &bdquo;nachvollziehbare Angaben“ zu Art, Höhe, Stammumfang und Kronendurchmesser der Bäume enthalten. Im Einzelfall darf die Stadt den Maßstab des Lageplanes bestimmen oder die Vorlage zusätzlicher Unterlagen fordern. Gibts Zweifel, darf das Umweltamt sogar ein Sachverständigengutachten verlangen. Erst wenn alle Unterlagen vorliegen, wird innerhalb eines Monats entschieden. Je nach Bearbeitungszeit ist eine Gebühr fällig, und eine Neuanpflanzung ist auch verpflichtend. Der &bdquo;Jung-Baum“ muss bereits einen Stammumfang von 20 Zentimetern haben. Kann die Neuanpflanzung nicht im eigenen Garten geschehen, übernimmt das die Stadt. Der Antragsteller muss dafür wiederum 600 Euro zahlen. Streit über die Satzung Die Satzung entzweit nicht nur die Politik, sondern offenkundig auch Naturschutzverbände und Landwirtschaftsvertreter. Denn im Naturschutzbeirat, wo sie tagen, der die Stadt berät und eine Empfehlung abgeben muss, gab es am Dienstag nur eine knappe 7:6-Mehrheit für die Satzung. Rot-Grün-Rot will die Satzung jetzt verabschieden, damit sie rechtzeitig zum 1. Oktober in Kraft treten kann. Das ist der Zeitpunkt, an dem nach der Schutzperiode für brütende Vögel endet, wieder gefällt werden darf. Im Laufe der Diskussion hat Rot-Grün-Rot ein paar Zugeständnisse gemacht. So sollen zunächst doch nicht drei zusätzliche Mitarbeiter im Umweltamt eingestellt werden, um die Satzung umzusetzen. 210.000 Euro jährlich waren dafür vorgesehen. Auch öffentliches Grün, also etwa Parkbäume, sollen in die Satzung aufgenommen worden. Das war zunächst nicht geplant. Appell an Eigenverantwortung Die CDU lehnt die Baumschutzsatzung grundsätzlich ab, findet, dass die gegenüber dem Entwurf vorgenommenen Änderungen so gravierend sind, dass dies erst in den Fachausschüssen diskutiert werden müsse. Sollte der Beschluss doch erfolgen, kann sich Fraktionschef Ralf Nettelstroth mindestens eine Unterschriftenaktion, vielleicht sogar ein Bürgerbegehren dagegen vorstellen. &bdquo;Diese Satzung ist ein bürokratisches Monstrum“, findet er. Die CDU-Umweltpolitikerein Carla Steinkröger erinnert daran, dass in den vergangenen Jahren in Bielefeld 500 Hektar neuer Waldflächen geschaffen worden seien. Sie appelliert an die Eigenverantwortung der Bürger. &bdquo;Das hat auch in den vergangenen Jahren geklappt.“. &bdquo;Das reicht nicht“, meint dagegen Claudia Quirini-Jürgens, Vorsitzende des Naturschutzbeirates und Befürworterin der Satzung. Auch Umweltdezernent Martin Adamski stellt die Vorteile heraus: Es gehe um Klimaschutz, die CO2-Bindung und ein Instrument, das stark versiegelten Innenstadträumen entgegenwirke. --- Kommentar Mehr Bürokratie wagen. Unter dieser Überschrift ließe sich zusammenfassen, was Rot-Grün-Rot mit der neuen Baumschutzsatzung vorhat. Ein kompliziertes Antragsverfahren, Bußgeldandrohungen bis zu 50.000 Euro, Ersatzpflanzungen im Wert von mindestens 600 Euro. Das alles hört sich nicht nach mehr Bürgerfreundlichkeit an, und den Bäumen wird es am Ende nicht helfen. Die wahren Probleme der blättrigen Sauerstoffspender finden sich nicht in den Gärten der Hausbesitzer, sondern sind beim Blick auf den Kamm des Teuto nicht zu übersehen. Dort hat der Klimawandel inzwischen ein wahres Baum-Massaker angerichtet. Bei den meisten Bürgern hat seit der Abschaffung der letzten Baumschutzsatzung 2002 dagegen ein Bewusstseinswandel eingesetzt. Sie überlegen sich dreimal, ob sie ein lieb gewonnenes Stück Grün im Garten abhacken. Eine bürokratische Aufblähung brauchen sie nicht.

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