Bielefeld Neue Details zur tödlichen Messerattacke unter Jugendlichen

Bielefeld-Schildesche. Die tödliche Messerattacke Anfang Mai auf dem Sportplatz der Plaßschule hat zahlreiche Menschen in der Nachbarschaft, in und an der Schule und vor allem in den Familien der Betroffenen fassungslos gemacht. Wie berichtet, starb dort nach einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen am Abend des 6. Mai ein 26-jähriger Bielefelder nach einem Stich ins Herz. Inzwischen werden immer mehr Details der Tat bekannt. So sollen Zeugen nach Informationen der Lokalredaktion gesehen haben, dass nicht nur der wegen Totschlags beschuldigte 15-Jährige ein Messer in der Hand hatte. Auf der Gegenseite soll auch einer der jungen Leute ein Messer gezückt haben. Schließlich gingen beide Seiten aufeinander los. Neben dem 26-jährigen Iraker, der noch am Tatort verstarb, wurde noch der 16-jährige Bruder des Todesopfers schwer verletzt. Plötzlich soll der 15-Jährige den jungen Männern allein gegenübergestanden haben Einigkeit herrscht offenbar darüber, dass sich die Jugendlichen – wie berichtet – bereits am Nachmittag miteinander geprügelt hatten. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch keine Unterstützung Erwachsener anwesend. Am Abend hatten sich beide Seiten per Chat erneut verabredet - zur Aussprache auf dem Sportplatz der Grundschule am Meyer-zu-Eissen-Weg. Doch der 16-jährige Bruder des späteren Todesopfers und sein 15-jähriger Cousin hatten Verstärkung mitgebracht. Zeugen berichten, dass die Unterstützer des irakischen Jugendlichen ziemlich massiv auf die Wartenden losgegangen sein sollen. Was bisher nicht bekannt war: Der Beschuldigte soll kurz darauf alleine mit der Gegenseite konfrontiert gewesen sein. Das aggressive Auftreten der ankommenden Gruppe war offenbar so beeindruckend, dass die Begleiter des 15-Jährigen das Weite suchten. Auch der 15-jährige Türke, der am Nachmittag noch den Streit mit dem Iraker (15) und seinem Cousin (16) ausgetragen haben soll, war also nicht mehr in der Nähe. Zurück soll nur sein gleichaltriger Kumpel geblieben sein. Er soll sein Messer vor sich hin- und hergeschwenkt haben Was dann geschah, ist nun Ermittlungsaufgabe der Mordkommission Sport, die seit dem Tatabend intensiv an der Aufklärung des Falles arbeitet. Wurde der 15-Jährige zuerst attackiert? Wurde er sogar mit einem Messer angegriffen? Oder griff der Schüler zuerst an? Hatte der 15-Jährige, der bisher nicht vorbestraft ist und der nun wegen des Verdachts des Totschlags in U-Haft sitzt, sein Messer hervorgeholt, als er sich immer mehr von den näherkommenden Männern bedroht fühlte. Der 15-Jährige soll sein Messer vor sich herumgeschwenkt haben, um die Gegenseite auf Abstand zu halten. Doch dann kam es zu der tödlichen Eskalation. Die Aussagen zu diesem entscheidenden Moment der Tat unterschieden sich bisher allerdings stark. Das hatte der ermittelnde Staatsanwalt bereits kurz nach Beginn der Ermittlungen mitgeteilt. Verteidiger: Notwehrsituation müsse geprüft werden Der Verteidiger des 15-jährigen Bielefelders niederländisch-serbischer Herkunft, Rechtsanwalt Torsten Gieseke, gibt angesichts des zahlenmäßigen Ungleichgewichts der beiden Seiten zu bedenken, dass man auch prüfen müsse, ob für seinen Mandanten eine Notwehrsituation vorlag. Christopher York, der ermittelnde Staatsanwalt, geht nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen nicht von Notwehr aus. Verletzt wurden ausnahmslos der 26-jährige Iraker, der laut Obduktion nach einem einzigen Stich direkt in den Herzbeutel starb, und dessen Bruder (16), den ein Messer an der hinteren Schulter getroffen haben soll. Ein Bruder des Getöteten betonte im Gespräch mit der Lokalredaktion, dass der 26-Jährige den Jungen mit dem Messer nur habe überzeugen wollen, die Waffe wegzustecken. Ohne Erfolg. Der 26-Jährige wäre in Kürze Vater geworden. Seine Frau ist hochschwanger. Der junge Verdächtige flüchtete anschließend vom Tatort, stellte sich aber noch im Laufe des Tatabends mit seinen Eltern der Polizei. Trotzdem hat sich der 15-Jährige bisher nicht zu den Vorwürfen eingelassen.

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