Bielefeld Nasser Winter reicht nicht aus für Bielefelds Wasserreserven

Bielefeld. Stadt und Landkreis Osnabrück rufen bereits jetzt zum sparsamen Umgang mit Wasser auf. Bäche und Brunnen hätten sehr niedrige Pegel. Grundwassermessstellen lägen auf dem Niveau des Extrem-Jahres 2019. Und Bielefeld? Extrem trocken war der März, extrem trocken war der Mai - bis zu den starken Gewittern dieser Tage. Doch gerade solche Starkregenereignisse helfen nicht: Zu viel Wasser rauscht einfach durch und ist dann weg. Langanhaltender Landregen hingegen erfreut alle, die aufs (Grund-)Wasser angewiesen sind. Sorgen haben auch die Stadtwerke, wenn auch nicht so große wie in Osnabrück. Sprecherin Yvonne Liebold blickt auf zehn Jahre "mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen" zurück, das wirke sich auf die Grundwasserstände aus. Auch da, wo die Wasserwerke stünden. 15 davon betreiben die Stadtwerke, 14 in der Senne, eines im Teutoburger Wald. 154 Brunnen gibt es. Spürbar sei hier, "dass die Folgen der Dürrejahre 2018 und der Trockenjahre 2019 und 2020 bisher nicht ausgeglichen sind". Heißt: "Unterdurchschnittliche Wasserstände im Vergleich zu den langjährigen Mittelwerten." Silberstreif Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont: Weil es im Februar massiv geregnet hat, "liegen die Grundwasserstände jetzt teilweise einige Dezimeter höher als im Mai 2021", sagt Liebold. 157 Liter pro Quadratmeter fielen im Februar - und damit das Doppelte im Vergleich zum Schnitt der 15 Jahre davor. Deshalb gehen die Stadtwerke "von einer stabilen Versorgungslage auch für den Sommer 2022 aus". Dass diese aber zunehmend mehr wackelt, ist eine logische Folge zweier Aspekte: den vielen trockenen Jahren und dem immer höheren Verbrauch. An heißen Sommertagen wird extrem viel verbraucht, auch weil heute Gartenpools und automatische Bewässerungsanlagen zusätzlich Wasser verschlingen. Liebold: "Bereits seit März steigen die Verbräuche, aktuell im Mai liegen wir mit rund 62.000 Kubikmetern pro Tag schon auf vorsommerlichem Niveau." Deshalb würden die Stadtwerke versuchen, vorausschauend für heiße Tage die Wasserbehälter maximal zu füllen - und nicht gerade dann Anlagen vom Netz zu nehmen, für Umbauarbeiten zum Beispiel. "Planbare Arbeiten legen wir in verbrauchsarme Zeiten." Im Grenzbereich Alles Indizien für eine Lage, die noch stabil ist, sich aber in Grenzbereichen bewegt. Auch deshalb die Mahnung: "Wir empfehlen besonders an heißen Tagen mit dem Trinkwasser sorgsam umzugehen", sagt Liebold. Restriktionen, also Verbote, seien noch kein Thema. Liebold: "Für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir störungsbedingte und längere Ausfälle der Wasserwerke haben, versuchen wir diese erst einmal zu kompensieren." Bisher habe es keinen konkreten Fall gegeben, bei denen die Bürger über Verbote zum Wassersparen gezwungen worden seien. Wer aber auf Zahlen schaut, dem fällt schnell auf, wo gespart werden könnte: Ein Rasensprenger verballert laut der Stadt Osnabrück 800 Liter Wasser in einer Stunde - so viel, wie sonst ein Mensch in einer ganzen Woche verbrauche. "Eindeutig zu wenig" Aus anderer Perspektive erlebt Bielefelds Förster Herbert Linnemann das Thema Niederschläge. Er sieht im Wald, wie viel der zurückliegende, feuchtere Winter gebracht hat. Sein Fazit ist kein gutes. Denn: "Durch die Trockenphasen im Frühjahr ist es mittlerweile schon wieder sehr trocken, vor allem auf den sandigen Böden im Süden." Für den Wald sei der nasse Winter "eindeutig zu wenig" gewesen. Leider habe auch der überdurchschnittlich regenreiche Herbst 2021 "nicht ausgereicht, um das Defizit in tieferen Schichten von ein bis zwei Metern auszugleichen". Spürbar wird: Während die Bürger Herbst und Winter als unfassbar trübe und regenreich empfunden haben, ist der Blick von Förstern und Wasserexperten ein langfristigerer - und da helfen wenige nasse Monate nicht, um mehrere trockene Jahre auszugleichen. Der Trend wird nur kurzfristig etwas abgebremst. Es bräuchte sehr viele sehr nasse Jahre, um wieder an alte Wasserstände heranzukommen. Neben Landregen und weniger Wasserverschwendung gibt es übrigens zwei weitere Sachen, die helfen würden: geringere Sommertemperaturen und viel Schnee. Der taut langsam ab und ist damit wie ein Landregen, nur in kalt.

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