Investor will historisches Gebäude in Bielefeld abreißen

Bielefeld Der Historische Verein will die Denkmalwürdigkeit des ehemaligen Anker-Werkes am Stadtholz erneut prüfen lassen. Die Hürden dafür sind allerdings hoch. Ein privater Investor möchte auf dem Grundstück ein neues Dienstgebäude für die Polizei errichten und den bestehenden Industriekomplex abreißen. In der Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins war am Samstag beschlossen worden, die Schutzwürdigkeit des fast 100 Jahre alten Fabrikgebäudes anzustreben. Dazu müsse der Verein einen entsprechenden Antrag stellen, sagte am Montag Philipp Wiegers von der Abteilung Denkmalschutz des städtischen Bauamtes. Für die neuerliche Prüfung müsse allerdings ein triftiger Grund nachgewiesen werden. Dieser könne in neuen Erkenntnissen zur Bausubstanz oder in einem besonderen öffentlichen Interesse liegen. Denn bereits 1988 war der Gebäudekomplex als nicht denkmalwürdig eingestuft worden. Es sei fraglich, ob es seitdem deutliche Veränderungen gegeben habe. Prüfung dauert drei bis vier Wochen Sollte es zu einer neuerlichen Prüfung kommen, werde eine Expertin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster hinzugezogen. Die Prüfung könne etwa drei bis vier Wochen in Anspruch nehmen. Ob es anschließend zu einer vorläufigen Unterschutzstellung komme, sei ebenfalls offen. Auch hier wiege schwer, dass es bereits eine Denkmalprüfung gegeben habe, so Wiegers. Dies sei auch ein wesentlicher Unterschied zur Hammer Mühle. Die Bielefelder Traditionsgaststätte war kurz vor der vorläufigen Unterschutzstellung abgerissen worden. Allerdings war das Gebäude in den Jahren zuvor nie auf Denkmalwürdigkeit untersucht worden. Bei der vorläufigen Unterschutzstellung des Anker-Gebäudes müsse auch berücksichtigt werden, welche wirtschaftlichen Konsequenzen das für den Investor bedeute, so Wiegers weiter. Dieser könne dagegen auch juristisch vorgehen. "Vielleicht ist es ja möglich, Teile des Bestandsgebäudes in den Neubau einzubeziehen", so Ulrich Andermann, Vorsitzender des Historischen Vereins. Der Geschichtsprofessor kündigte an, darüber auch das Gespräch mit dem Investor und der Polizei zu suchen. Ein Arbeitskreis des Vereins unter Leitung von Andreas Beaugrand soll das Verfahren nun weiter begleiten. In der Debatte über den Erhalt des Anker-Gebäudes hat sich auch das Forum Baukultur OWL, ein Zusammenschluss von Planern, Architekten und weiteren Bau-Experten, zu Wort gemeldet. Die Bielefelder Zivilgesellschaft dürfe nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden, erklärte dessen Erster Vorsitzender Michael Zirbel. &bdquo;Warum muss in einer Stadt, die über Jahrzehnte vertraut ist mit der geschickten, kreativen Umnutzung alter Industriearchitekturen, ein vielseitig nutzbarer, solide gebauter, mit anspruchsvoller Architektur der zweiten Hälfte der 20er Jahre gestalteter Gebäudekomplex abgerissen werden?“, fragt Forums-Mitglied Florian Böllhoff, der bereits mehrere Bücher zur Bielefelder Industriearchitektur herausgegeben hat. Das Forum fordert vom Land NRW und der Stadt Bielefeld, "der Öffentlichkeit das Vorhaben zu erläutern und darüber hinaus darzulegen, inwieweit im Fall dieses Vorhabens der Denkmalschutz nicht greift, nachdem man tagelang über den Abriss der Hammer Mühle diskutiert hat." Im Werk 2 wurden Registrierkassen gebaut Die in Düsseldorf ansässige "City Projekt Bielefeld Am Stadtholz GmbH" will auf dem Gelände des Anker-Werks ein Verwaltungsgebäude mit 19.000 Quadratmeter Nutzfläche errichten. Es soll Platz für 550 Bedienstete der Bielefelder Polizei bieten und 2025 bezugsfertig sein. Investor und Polizei haben bereits einen über 20 Jahre laufenden Mietvertrag geschlossen. Das so genannte Anker-Werk 2 am Stadtholz war Anfang der 20er Jahre errichtet worden. Dort wurden ab den 50er Jahren Registrierkassen und Büromaschinen gebaut. Zuletzt war dort auf dem größten Teil der Fläche die Seidensticker-Logistik untergebracht.

Bielefeld Investor will historisches Gebäude in Bielefeld abreißen

Mehr zum Thema