Energie-Krise Droht den Bielefeldern jetzt der Gaspreis-Hammer?

Bielefeld. Beim Blick ins benachbarte Osnabrück kann einem schon mulmig werden: Die dortigen Stadtwerke wollen ihren Gaspreis zum 1. Juni verdoppeln. In Bonn schlägt der ortsansässige Versorger gleich zwei Drittel auf. Für einen Drei- bis Vier-Personen-Haushalt, die Durchschnittsfamilie also, bedeutet das mal gerade 63 Euro mehr – pro Monat. Sebastian Bauer, Sprecher der Stadtwerke Bielefeld versucht zu beruhigen: &bdquo;Kurzfristig planen wir keine Preisanpassungen“, sagt er. Um gleich anzufügen: &bdquo;Die Gesamtsituation an den Märkten ist aktuell aber sehr volatil. Zudem wird der Verlauf des Krieges in der Ukraine weiter einen großen Einfluss auf die Energiepreise haben. Deshalb beobachten wir weiterhin intensiv den Markt.“ Gänzlich auszuschließen sei eine &bdquo;Preisanpassung“ nicht. Abschläge erst nach Tariferhöhung anpassen Bis zu 240 Prozent sind die Preise für den Wärmespender Gas zuletzt auf den Märkten angestiegen. Dreht Putin Deutschland den Gashahn zu oder beteiligt sich umgekehrt Deutschland an einem Boykott, dürfte es noch einmal deutlich teurer werden. Was kann man als Verbraucher tun? Vorsichtshalber schon mal die monatlichen Abschlagzahlungen erhöhen? &bdquo;Nein“, antwortet Sebastian Bauer. Abschlagsanpassungen seien erst dann sinnvoll, wenn sich die Preise tatsächlich erhöhten. &bdquo;Wenn Kunden den Abschlag dennoch ändern möchten, dann können sie das selbstständig online in unserem Energieportal machen.“Die Stadtwerke Bielefeld hatten ihren Gaspreis zuletzt zum 1. Januar um 16,1 Prozent angehoben. Diese Anpassung bedeutete für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 16.000 Kilowattstunden eine Mehrbelastung von 14,40 Euro im Monat. Dass es damals für die Stadtwerke-Kunden im Vergleich halbwegs glimpflich ablief, begründete das Unternehmen seinerzeit mit seiner Beschaffungspolitik. Man kaufe seine Gasmengen immer langfristig über mindestens drei Jahre in Tranchen ein. Beim Gas etwa werde aus einem Pool von 30 unterschiedlichen Anbietern ausgewählt, so Holger Mengedodt. Geschäftsbereichsleiter Markt und Kunde damals. Dadurch reduziere sich das Risiko von unvorhersehbaren Preisentwicklungen. Für die Jahre 2023 und 2024 sah Mengedodt gar erste Entspannungstendenzen auf den Märkten. Das hatte sich spätestens mit dem Ukraine-Krieg erledigt. Bielefelds Gas kommt aus den Niederlanden Dabei ist nicht mal sicher, dass Gas aus Russland in Bielefelder Haushalten ankommt. Eine exakte Zuordnung der Gaslieferungen zu Herkunftsländern sei wegen des engmaschigen Gastransportnetzes mit zahlreichen Kopplungspunkten zu den Nachbarländern nur bedingt möglich, heißt es von den Stadtwerken. Für Bielefeld sei aufgrund der vorhandenen Leitungsinfrastruktur sowie der verwendeten Gasqualität, dem so genannten L-Gas, davon auszugehen, dass überwiegend aus den Niederlanden importiertes Erdgas an die Endverbraucher geliefert wird. Inzwischen gilt bundesweit die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas. &bdquo;Die Versorgungssicherheit ist laut Regierung weiter gewährleistet. Dieser Einschätzung des Bundes folgen wir als Stadtwerke Bielefeld Gruppe“, sagt Stadtwerke-Sprecher Bauer. In der Unternehmensgruppe würden dennoch Vorsorge-Maßnahmen getroffen. &bdquo;Sollte eine Gas-Mangelsituation eintreten, liegt die Entscheidungsgewalt aber nicht mehr bei den Stadtwerken Bielefeld.“ In diesem Krisenfall gebe allein der Bund das Szenario vor, Energieversorger vor Ort müssten dann entsprechend dieser Vorgaben handeln. Die Stadtwerke bekämen vorgeschrieben, ob in ihrem Versorgungsgebiet der Gasverbrauch reduziert oder vereinzelt sogar eingestellt werden müsse. Betroffen wären Industrie und Gewerbe. Private Haushalte und Kunden wie Krankenhäuser und Pflegeheimen, aber auch Schulen, Kitas oder Verwaltungen genössen dann einen besonderen Schutz. Niemand müsste dort frieren. Aber zu welchem Preis? Wo man sparen kann Bei der Verbraucherzentrale sind die Anfragen zu Energiespartipps zuletzt deutlich angestiegen. Kurzfristig helfen aber wohl nur viele kleine Maßnahmen, mit denen am Ende vielleicht doch ein größerer Effekt erzielt werden kann. Dazu zählen geringere Raumtemperaturen in der Wohnung oder kürzeres duschen. Spartipps gibt es auch auf der Homepage der Stadtwerke (www.stadtwerke-bielefeld.de). Zu befürchten ist allerdings, dass bei deutlich steigenden Tarifen viele Verbraucher die Preise nicht mehr zahlen können – trotz der vom Bund angekündigten Hilfen für Geringverdiener. &bdquo;Wenn Kunden Rückstände aus Abschlagszahlungen haben, dann bekommen sie zunächst eine Zahlungserinnerung und dann eine Mahnung“, so der Stadtwerke-Sprecher. Er rät dazu sich rechtzeitig zu melden. &bdquo;Es wird dann geprüft, wie wir für den Kunden eine Lösung finden können, beispielsweise über eine Ratenvereinbarung.“

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