Bielefeld Sorge um die "Einkaufsstadt": So will Bielefeld attraktiver werden

Bielefeld. Der Samstag machte Hoffnung. Das sonnige Wetter lockte mehr Besucher in die City. &bdquo;So voll war es lange nicht“, sagt Henner Zimmat von der Kaufmannschaft Altstadt. Das hebt die Stimmung der Händler. Und das ist auch bitter nötig. Denn sie litten unter den letzten zwei Jahren. Das belegen Studien und Umfragen, die das neue City-Management ausgewertet hat. Danach muss Bielefeld viel tun, um als Einkaufsstadt nicht weiter zu verlieren und attraktiver zu werden. Corona-Auflagen, Online-Handel, Jahnplatz-Sperrung, Altstadt-Verkehrsversuch – die Liste der Eingriffe, die Geschäftsleuten und Gastronomen zuletzt zusätzlich Sorgen bereiten, ist lang. Die Stadt hat die Probleme zum Teil erkannt. Mit dem City-Management, das sich um Verbesserungen bemühen soll, und der Erwartung auf Fördergeld versucht sie gegenzusteuern. Großer Unsicherheitsfaktor bleibt die Verkehrswende. Zufriedenheit Der Zustand der Bielefelder Einkaufszonen wird eher unterschiedlich eingestuft. Es gibt Hoffnungsschimmer, aber auch Schattenseiten. Charlotte Höpker, Citymanagerin bei der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE: &bdquo;Wir müssen die Warnsignale ernst nehmen.“ Ein Beispiel: In der Bahnhofstraße findet man kaum Sitzgelegenheiten. Höpker: &bdquo;Da muss man sich nicht wundern, wenn die Leute schnell wieder weg wollen.“ Die Widersprüchlichkeit der Einschätzungen zeigt auch eine Umfrage des Verkehrsvereins 2021: Danach zeigten sich 72 Prozent von 1.300 Befragten eher zufrieden mit der Bielefelder City. Aber bei Stadtfesten oder Kultur sehen viele viel Luft nach oben. Und ein Alarmzeichen: 85 Prozent gaben an, den Pkw zur Fahrt in die Innenstadt zu nutzen.Erreichbarkeit Das stößt an einen der heiklen Punkte, die für viel Aufregung und Kritik sorgten: Wie erreichbar ist die Stadt? Die Verkehrsplaner im Rathaus sehen sie als eher gut an. Und auch Zimmat sagt: &bdquo;Dass man nach Bielefeld nicht rein kommt, stimmt nicht.“ Trotzdem haben Einschnitte wie die Sperrung des Jahnplatzes für den Umbau oder von Hufeisen-Straßen für den &bdquo;altstadt.raum“-Test für viel Verunsicherung gesorgt.Das drückt sich in Bewertungen der Anziehungskraft aus: Bei der Pkw-Erreichbarkeit sei die Zufriedenheit vergleichsweise schlecht, heißt es in einer Vorlage des Bauamtes für die Bezirksvertretung Mitte und den Stadtentwicklungsausschuss des Rates. Und die &bdquo;Zentralitätskennziffer“, die zeigt, wie stark der örtliche Einzelhandel Kaufkraft von außen anzieht, sinke deutlich.Kaufkraft von außen Zwar schätzen Marktforscher sie unterschiedlich ein, aber alle negativ: Ganz schlecht sieht es nach der Analyse des Instituts GfK aus: Danach bricht der Wert von 2019 auf 2021 um 13,8 auf 119,8 Punkte ein, mehr als in vergleichbar großen Städten. Bei MB-Research ist die Einbuße mit 1,0 auf 118,4 deutlich geringer, auch im Vergleich zu Münster oder Paderborn. Das zeigt, dass viele Städte zu kämpfen haben, gerade in Corona-Zeiten.Die Rückgänge zeigen sich auch in der Passantenfrequenz, die nach Zahlen aus dem Oktober von 2019 auf 2021 um 17,25 von 108.000 pro Woche auf 89.440 sank: In der Woche lag das Minus bei nur 1,3 Prozent, deutlich höher aber an den traditionell starken Samstagen mit 27 Prozent. Dabei kommt die Altstadt mit minus 21 Prozent noch etwas besser als die Bahnhofstraße mit minus 31 Prozent weg. Maskenpflicht und Angst um Ansteckung mögen da eine Rolle spielen, aber auch die Absage großer Veranstaltungen wie Leinewebermarkt, die Besucher anlocken. Leerstandsquote Aber es gibt auch Lichtblicke: So ist die Leerstandsquote von Läden in der Bielefelder Innenstadt relativ gering. Aktuell zählt das City-Management 56 Leerstände, das entspreche einer Quote von rund 7,7 Prozent. Laute Immobilienverband liege sie bundesweit bei 20 Prozent, laut Handelsverband bei zehn. Größere Städte rechnen nach Ende der Pandemie mit 15 Prozent.In Bielefeld verteilen sich die leeren Läden mit 8,6 Prozent auf die Bahnhofstraße und 3,4 Prozent in der Altstadt. Die meisten sind in Passagen wie Jahnplatz-Forum (7), Loom (12) oder Arcade (4). Allerdings steigen die Zahlen leicht.Die Bielefelder Händler schätzten die wirtschaftliche Lage aber deutlich schlechter ein als der Bundesschnitt, wo mehr als 50 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden seien, heißt es in der von Baudezernent Gregor Moss (CDU) unterzeichneten Vorlage. In Bielefeld gingen 75 Prozent der Händler in der Altstadt von deutlichen Umsatzrückgängen aus – in Zusammenhang mit Verkehrsversuch und Schließung des Waldhofs. Seit der wieder offen ist, habe sich die Einschätzung verbessert.Herausforderungen Im Ausblick erwartet das City-Management deutliche Veränderungen für den stationären Handel und eine weitere Erosion der Passantenfrequenzen. Das bedeute Herausforderungen für Stadt, Handel, Gastronomie und Dienstleistung. Dazu zähle die Erreichbarkeit, aber auch eine bessere Aufenthaltsqualität. Bielefeld hofft auf Geld aus Fördertöpfen zur Stärkung der Innenstädte. Zwei Tranchen mit insgesamt 135.000 Euro sind bereits zugesagt.Einen Schub könnte ein Antrag auf 1,38 Millionen Euro geben, doch das Verfahren läuft noch. Höpker: &bdquo;Es ist wichtig, dass wir gute Programme auf den Weg bringen.“ Dafür sollen weitere Messungen, Studien, Konzepte und Kampagnen sorgen, unter Einbeziehung von IHK, Dehoga, Handel, Eigentümern und Bürgern. Und im Juli soll ja der Jahnplatz fertig sein.

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