Bielefelder Architektur Spannende Einblicke in kleines schwarzes Energieeffizienzhaus in Bielefeld

Bielefeld. Es fällt definitiv auf, das Haus von Familie König im gewachsenen Wohngebiet in Ubbedissen. Wann es denn gestrichen werde, hätten die Nachbarn anfangs gefragt, berichten die Bauherren. Schwarz ist als Trendfarbe angesagt, auch beim Wohnen. Aber ein ganzes Haus? Für Königs stand aber genau das von Anfang an fest. Zusammen mit Architekt Daniel Sieker realisierten sie auf einem besonderen Grundstück ein besonderes Zuhause - mit einer Fassade aus schwarz lasiertem Lärchenholz, cleverer Haustechnik und Energiespareffizienz. Auch deshalb erfahre ihr Haus mittlerweile viel Anerkennung. Photovoltaik-Kollektoren auf dem Dach, eine Luftwärmepumpe für die Heizung im Technikraum. "Die Energie ist da, wäre doch schade, wenn man sie nicht nutzt", sagt Bauherr Christian König-Schnietz. An sonnigen Tagen produzierten sie mehr Storm als sie selbst verbrauchten, inklusive Ladefüllung fürs Elektroauto. Bei der Energieversorgung möglichst unabhängig zu sein, sei gerade aktuell nochmal besonders wertvoll. Sich auf das Wesentliche zu reduzieren, nicht unnötig Ressourcen zu verschwenden, war dem Paar bei der Planung wichtig. Und so auch die Kosten im Rahmen zu halten. "Wir hatten schon sehr konkrete Vorstellungen", sagt Angela König, die eine Ausbildung im grafischen Bereich absolviert und danach Innenarchitektur studiert hat und freiberuflich als Grafikerin arbeitet. Ein klarer, würfelförmiger Baukörper ohne Dachüberstand und Keller, mit offenem Küchen-, Ess- und Wohnbereich im Erdgeschoss sowie drei Schlafzimmern und einem großzügigen Familienbad im Obergeschoss entstanden auf 123 Quadratmetern. Ein Sitzfenster im Küchenbereich ragt aus der Fassade heraus und wird durch eine metallisch schimmernde Verkleidung betont. Platz sparen und clever nutzen Platz sparen und clever nutzen, war die Devise. So besteht die sogenannte Brettstapeldecke zum Obergeschoss aus 16 Zentimeter dicken, etwa 80 Zentimeter breiten, bis zu 12 Meter langen Holzelementen, die bis zum Vordach durchgezogen und im offenen Wohnbereich als weiß gelaugte Decke sichtbar sind. So sei einiges an Raumhöhe gewonnen worden, berichtet Architekt Daniel Sieker. Der Bebauungsplan habe eine Traufhöhe auf 3,50 Meter und eine maximale Dachneigung von 38 Grad gefordert. "Daher ist zusätzlich eine zentrale Gaube im Dach eingeplant worden", ergänzt Sieker. Ein Holzhaus? Ist das nicht irgendwie weniger wertig, weniger stabil? Immer noch gäbe es bei vielen Bauherren Vorurteile gegen Holzrahmenbauweise, berichtet Sieker, der seit 25 Jahren individuelle Energieeffizienzhäuser baut. Dabei habe der Naturbaustoff ganz viele Vorteile. CO2-neutrale Bauweise durch den nachwachsenden Baustoff und die deutlich schnellere Umsetzung sei hier ein ganz wichtiger Punkt. "Eine mit Wärmedämmverbundsystem geputzte, dunkle Fassade würde sich im Sommer extrem aufladen, es könnte leichter zu Rissen kommen", sagt er.Hinter der Holzfassade hingeben sorge eine Hinterlüftungskonstruktion dafür, dass genau das nicht geschehe. Und auch der vor einigen Monaten extrem angestiegene Holzpreis habe sich jetzt zum Glück wieder relativiert. In Städten wie Wien oder Berlin würden auch mehrgeschossige Gebäude im Holzbau umgesetzt. Es rieche so gut, einfach angenehm: Das stellten viele Besucher immer fest, ergänzt Angela König.Holz habe den Vorteil, dass die Feuchtigkeit immer austreten kann, es keine Lüftungsprobleme gibt. "Und es ging schnell", sagt Angela König. "Die vorgefertigten Teile wurden im November angeliefert, im Mai sind wird dann eingezogen."Beleuchtung, Heizung, Fernseher, Raffstores und auch die Kaffeemaschine: alles übers iPad und Smartphone steuerbar Das Haus steht zudem an einer besonderen Stelle. "Hier stand früher der Schinkenkrug, da haben damals meine Eltern geheiratet", sagt die 38-Jährige, die in der Wohnstraße in Ubbedissen aufgewachsen und mittlerweile selbst Mutter zweier Kinder ist. Das dritte ist unterwegs. Das, genauso wie die vermehrte Arbeit im Homeoffice, sei beim Bau vor sieben Jahren noch gar nicht absehbar gewesen.Aber kein Problem: Selbst den vorderen Teil des Haustechnikraums, den sich jetzt die Waschmaschine und Trockner mit ihrem Schreibtisch teilen, hat die Expertin so gestaltet, dass man sofort einziehen würde. Und fürs dritte Kind und das eigene Büro wird jetzt nochmal angebaut. Ehemann Christian ist für die Technik zuständig. Beleuchtung, Heizung, Fernseher, Raffstores und auch die Kaffeemaschine: Die Oberfläche, über die er übers iPad und Smartphone die gesamte Haustechnik steuern lässt, hat er selbst programmiert.Die clevere Haustechnik sorgt nicht nur dafür, dass es auch zu Urlaubszeiten so wirkt, als sei immer jemand zuhause, dass bei nahendem Sturm oder entsprechend des Sonnenstands die Raffstores rauf- und runterfahren und die Fußbodenheizung genauso wirkt, wie es sein soll. "Per KNX-Standard koordiniert sie auch die Produktion, Speicherung und den Verbrauch des selbst gewonnenen Stroms", ergänzt Sieker. Die Technik sei da heute auch zu Glück schon deutlich preiswerter geworden.

Mehr zum Thema