Bielefeld Bethel übernimmt und saniert Haus Salem

Bielefeld. Am Ende des Gespräches über ihren Abschied aus Haus Salem nimmt Schwester Claudia noch einmal Bethel ins Gebet: "Die Kajüte, die bleibt aber!" Bethel übernimmt das markante Haus, modernisiert es. Bethels Immobilienmanager Reinhard Röse schmunzelt, sagt: "Schwester Claudia, ich wüsste keinen Grund, warum die Kajüte weg sollte." Schwester Claudia, die seit 1984 oben auf dem Berg in Haus Salem an der Osningstraße arbeitet und lebt und quasi mit dem Haus verschmolzen ist, ist hier der Inbegriff von Freundlichkeit, Frieden, Fröhlichkeit. Und Durchsetzungsstärke. Sie, die das Maritime liebt, schuf einen besonderen Ort: mit Kajüte im Haus, Boot im Garten - und neuerdings sogar hauseigenem Shanty-Chor. Eigentlich ist es Bethels Posaunenmission, doch als die Musiker beim Spielen auf dem Berg die Noten vor lauter Sonne nicht sehen konnten, setzte sie ihnen kurzerhand Kapitänsmützen aus der Kajüte auf - geboren waren die Haus-Salem-Shantys. Kleine Wunder, große Wunder Ein kleines Wunder. Große Wunder kennt die 77-Jährige auch. So die 150.000 Mark, die einmal von der "Glücksspirale" ins Haus flossen. "Eine Rekordsumme." Und das zur rechten Zeit. Wie so oft. Retter gab es viele. Sie lächelt, bei ihr versetzt der Glaube nicht Berge, sondern oft Geldsummen - in Richtung Haus Salem. 300 Helfer, Freunde, Förderer hat der Trägerverein des Hauses. "Man muss Menschen mit Visionen haben - und dann kommt das Geld", beschreibt sie ihre Vision vom Vorwärtskommen. "Heute wird es ja eher andersherum gemacht." Schwester Claudia lacht, sagt: "Ich habe also verkehrt herum gelebt." Und dabei offenbar vieles richtig gemacht. Das 1886 gebaute und 1888 eingeweihte Haus Salem war früher ein Schwestern-Erholungshaus der Diakonissenanstalt Sarepta. "Auf der Terrasse saßen die Diakonissen in der Sonne und kurierten so ihre Tuberkulose aus", berichtet Eckard Groß vom Trägerverein. Schwester Claudia ergänzt: "Es gibt hier so viele besondere Orte und Geschichten." Handyempfang als Wunder Unter ihr wurde Salem zum Begegnungs- und Tagungshaus. Menschen, die um andere Menschen trauerten, fanden den dafür idealen Ort. Hier wird die Ruhe gelebt, gibt es Fortbildungen, stille Einkehr, Seminare. Ob Bethel, Landeskirche, Johanniswerk, Paritätischer, Selbsthilfegruppen, Unternehmen - sie alle buchten den Ort mit seinen 30 Betten in schlichter Umgebung. Handyempfang war lange eher ein Wunder, das WLAN ist da, aber es schwächelt. Nun soll sich einiges ändern. Bethel übernimmt das Haus knapp 40 Jahre nachdem Schwester Claudia die Leitung übernahm und der damals neue Trägerverein es 1994 für 625.000 D-Mark der Stiftung Sarepta abkaufte. Der Verein löst sich jetzt auf. Groß: "Schwester Claudia ist Haus Salem, jetzt geht sie - und wir damit auch." Haus Salem sei "stark personalisiert" gewesen: "Die Visionen und das Engagement von Schwester Claudia waren der Antrieb für uns alle hier." Doch es werde ja weitergehen: "Haus Salem bleibt ein Ort in Bethel fürs Zusammenkommen." Bethel übernimmt Im April übernimmt Bethel und saniert dann "bis etwa Herbst 2023 für 1,5 Millionen Euro", sagt Röse. Klingt nach viel, ist aber bei gut 1.200 Quadratmetern kein Sinnbild des Verfalls, im Gegenteil. "Die Substanz ist absolut okay." Es gehe vielmehr um Modernisierung. Ein Aufzug kommt, die Zimmer- und Bettenzahl wird verringert zugunsten von Nasszellen für die Räume, moderne Technik soll kommen (WLAN, Beamer) - und ansonsten stehen eher pflegende Arbeiten an: von den Wänden über die Böden bis hin zur Fassade. Röse: "Die Ausstrahlung des Hauses ist schon sehr besonders." Das werde so bleiben. Auch die Kapelle im Wald bleibt; natürlich. "Das ganze Paket Salem ist einmalig." Es atmet Geschichte. So steht im Kaminzimmer eine große hölzerne Standuhr, "die schon zu Bodelschwings Zeiten hier tickte", sagt Birte Schwarz, Referentin von Bethel-Vorstand Pastor Ulrich Pohl. Sie leitet den Übergang ins neue Bethel-Zeitalter von Haus Salem. Und sie weiß, "dass Schwester Claudia nicht zu ersetzen ist". "Herzlichkeit beibehalten" Aber: "Wir werden weiter einen Ort für Bildung und Trauer anbieten, weiter Menschen freundlich aufnehmen." Entscheidend sei doch, "wie mir vorne die Tür aufgemacht wird". Schwarz: "Die Herzlichkeit, die müssen wir beibehalten." Es werde einen Hausmeister geben, der im Haus wohnt - "denn dieses Haus kann und darf nicht leer stehen, hier muss immer jemand leben". Und dann hofft Bethel bald wieder auf Zahlen wie vor der Pandemie: also 3.000 Übernachtungsgäste pro Jahr, 2.000 Tagesgäste und mehr als 500 Besucher. "Mein Klein-Salem" Und Schwester Claudia Fischer? Sie geht, zieht nach Bad Oeynhausen. In eine Wohnung. "Mein Klein-Salem." Positiv nimmt sie das an, wie alles immer im Leben. "Eine Kajüte gibt es dort natürlich auch." Und, noch wichtiger: "Ich will und werde immer Gäste haben - denn ohne Gäste kann ich nicht, bis zu meinem Tode."

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