Veraltete Ampelanlage Tödlicher Stadtbahn-Unfall in Bielefeld: Gefahrenstelle schon lange bekannt

Bielefeld. Das Entsetzen war groß am vergangenen Samstag. Eine 54-jährige Bielefelderin hatte versucht, in Begleitung ihrer 80-jährigen Mutter in Höhe des Nicolai-friedhofs die Herforder Straße zu überqueren und war dabei von einer aus dem Tunnel kommenden Stadtbahn der Linie 2 erfasst worden. Die zum Unfallort eilenden Rettungskräfte fanden die Verunglückte seitlich an der Bahn liegend, die sofort eingeleiteten Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg. Die gehbehinderte Frau starb noch am Unfallort. Was genau nun zum Unfall geführt hat, ist aktuell noch Gegenstand der polizeilichen Ermittlung. Völlig überraschend kam der Unfall jedoch nicht: Anlieger und aufmerksame Bürger hatten die Stadt Bielefeld bereits vor geraumer Zeit auf die Stelle und hier insbesondere auf Probleme mit der Fußgängerampel aufmerksam gemacht. Haupttenor der Kritik: Es ist an dieser Stelle nur schwer möglich, die Straße trotz Ampel sicher zu überqueren.&bdquo;Die Grünphase reicht nicht aus, um mit einer Kindergartengruppe die Straße zu überqueren, ohne zu rennen“, heißt es in einer Eingabe der Kindertagesstätte &bdquo;Villa Wundervoll“ an die Bezirksvertretung Mitte, die im Januar 2021 diskutiert worden war. Die Kita des zur freikirchlichen Philippus-Gemeinde gehörenden Sozialwerk Philippus ist wie auch das Gemeindezentrum an der Herforder Straße ansässig, unmittelbar in Höhe der Unfallstelle. Entsprechend häufig müssen Kinder und auch Eltern und Großeltern, die zu großen Teilen in der näheren Umgebung wohnen, die Straße an der Fußgängerampel kreuzen.Anwohner weisen schon lange auf Gefahren hin Und das sei immer wieder &bdquo;herausfordernd“, wie die Vorsitzende des Sozialwerks, Cornelia Münstermann, und Kita-Leiterin Anna Bolten ausführen: Immerhin würden auf der Mittelinsel Schienen verlaufen, was es für die Kinder noch schwieriger mache, zwischenzeitlich anzuhalten. Mit der Bürgereingabe wollte die Kita vor einem Jahr erreichen, dass an der Stelle Tempo 30 eingeführt, an der Ampel die Einhaltung der Rotphase kontrolliert und die Grünphase verlängert wird – letztlich ohne Erfolg.In der BZV-Sitzung im April 2021 wurde die Mitteilung des Amtes für Verkehr zur Kenntnis genommen, dass ein &bdquo;zwingender Grund zur Anordnung von streckenbezogenem Tempo 30“ nicht zu erkennen sei. Zudem sei die Stelle keine &bdquo;Unfallhäufungsstelle“, weshalb auch nicht geblitzt werden könne. Und letztlich könne die Grünphase der Fußgängerampel nicht verlängert werden, weil das rund 30 Jahre alte Steuergerät veraltet ist und diese Umstellung deshalb nicht möglich sei. Aber: &bdquo;Der Austausch des Steuergerätes ist in diesem Jahr geplant“, hieß es in der Antwort der Verwaltung. Passiert ist dort allerdings noch nichts.Der Grund dafür sind Verzögerungen in der öffentlichen Ausschreibung, wie der Sprecher der Stadt Bielefeld, Daniel Steinmeier erläutert. &bdquo;Die Vergabe kann jetzt voraussichtlich im März 2022 erfolgen, sofern der zuständige Stadtentwicklungsausschuss zustimmt. Der Neubau wird dann in der zweiten Jahreshälfte erfolgen.“Ob das dann aber den gewünschten Effekt auf die Grünphase haben wird, ist eher unwahrscheinlich. Da zwar die Ampel, nicht aber die Straße umgebaut wird, ändere sich nicht die Voraussetzung der Schaltung. &bdquo;Eine Verlängerung der Fußgängergrünzeiten ist hier nur für wenige Sekunden möglich“, heißt es auf Anfrage der NW aus dem Amt für Verkehr. Ohnehin sei die aktuelle Grünzeit mit 13 bis 15 Sekunden an der Teilfurt über die Stadtbahngleise und 21 bis 23 Sekunden an der zweiten Teilfurt so gewählt, dass Fußgänger &bdquo;die bei Grünbeginn die Straße betreten, die gesamte Herforder Straße überqueren können, ohne auf der Mittelinsel halten zu müssen.“ Ob die 54-jährige Bielefelderin nun bei Rot losgegangen ist, die Ampel Grün zeigte oder ein anderer Grund zu dem Unglück geführt hat, wird derzeit ermittelt. Um die dafür entscheidenden Ampel-Daten aus dem Verkehrsrechner der Stadt auslesen zu können, muss der Unfallzeitpunkt sekundengenau bekannt sein – woran aktuell noch gearbeitet wird.Auch bei MoBiel wird sich derzeit intensiv mit dem Unfall beschäftigt – auch wenn der Unfallort laut Unternehmenssprecher Sebastian Bauer &bdquo;bislang vollkommen unauffällig und somit kein Unfallschwerpunkt“ gewesen sei. Eine Beurteilung der Geschehnisse sei erst möglich, sobald alle Daten und Erkenntnisse final ausgewertet worden seien.

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