Corona Entspannung, aber keine Entwarnung in Bielefelder Kliniken

Bielefeld. Vor wenigen Wochen hatten viele noch die Hoffnung, dass die eindringlichen Warnungen vor der hochansteckenden Omikron-Variante übertrieben seien und dass es schon nicht so schlimm kommen würde. Dann aber, pünktlich zum Neujahrstag, nahm das Infektionsgeschehen auch in Bielefeld derart Fahrt auf, dass bis Ende Januar praktisch täglich neue Höchstwerte gemeldet wurden. Allerdings bewahrheiteten sich die Hoffnungen in dem wohl wichtigsten Punkt: Die von Experten beschriebene mildere Variante des Corona-Virus und auch die hohe Impfquote sorgen dafür, dass erheblich weniger Patienten mit Covid-19 auf den Isolierstationen liegen oder gar intensivmedizinisch behandelt werden müssen – und das, obwohl die Inzidenz zwischenzeitlich doppelt oder gar dreimal so hoch war, wie an den Scheitelpunkten der vorangegangenen Wellen.&bdquo;In der Tat, die Zahlen steigen recht flott. Aber im Januar 2021 war es viel schlimmer“, sagt Georg Rüter, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalvereinigung Ostwestfalen, zu der auch das Bielefelder Franziskus-Hospital gehört. &bdquo;Die Beatmungsplätze der Intensivstationen waren komplett belegt und wurden – schlimm genug – immer wieder durch Todesfälle wieder frei, da es keine Impfung gab.“ Damals hatte die Zahl der Hospitalisierungen mit Covid-19 ihren Höhepunkt erreicht. Am 5. Januar 2021 waren 159 Patienten wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus – bei einer Inzidenz von 99,6. Aktuell ist die Inzidenz mit 920,8 fast zehnmal so hoch, auf den Isolierstationen liegen aktuell aber mit 91 Patienten etwas mehr als die Hälfte.Corona oft erst zufällig entdeckt &bdquo;Und ein großer Teil der Corona-Patienten wird nicht wegen, sondern mit einer Covid-Erkrankung bei uns behandelt“, sagt Hans-Werner Kottkamp, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme und Mitglied im Corona-Krisenstab des Evangelischen Klinikums Bethel. Diese Menschen sind zwar positiv getestet, klinisch aber nicht oder nur wenig an Covid-19 erkrankt und letztlich wegen etwas ganz anderem im Krankenhaus. Oft wird die Infektion auch erst zufällig bei den standardmäßigen PCR-Tests bei der Aufnahme erkannt. Das ist zwar für die Patienten bei weitem nicht so schlimm wie ein schwerer Verlauf, die hohen Infektionszahlen spannen die Lage in den Krankenhäusern aber weiterhin enorm an, wie Bertram Rupprecht, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum Bielefeld betont. &bdquo;Die Schutzmaßnahmen sind weiterhin äußerst aufwendig, auch gibt es zunehmend Personalausfälle durch Krankheit und Quarantäne. Von einem gut zu bewältigenden Pandemie-Alltag sind wir leider noch ziemlich weit entfernt.“Auch im Klösterchen liegt die Arbeitsunfähigkeitsquote aktuell spürbar höher als in normalen Wintern, in Bethel sind ebenfalls deutlich mehr Mitarbeiter als in den vergangenen Wellen erkrankt. &bdquo;Ein Cluster, also ein gehäuftes Auftreten, liegt derzeit glücklicherweise nicht vor“, sagt Hans-Werner Kottkamp. &bdquo;Wir können die Versorgung von geplanten Patienten und auch das Notfallgeschäft weiter aufrechterhalten.“Auf den Intensivstationen liegen aktuell deutlich weniger Menschen als im vergangenen Winter, aktuell sind es mit 15 noch nicht einmal halb so viele wie im Januar 2021 (44). Der überwiegende Teil der dort behandelten schweren Fälle ist ungeimpft, wie sowohl Rüter als auch Rupprecht betonen. &bdquo;Ungeimpfte oder Personen, deren Zweitimpfung schon sehr lange zurückliegt, können also durchaus auch mit Omikron einen schweren Verlauf bekommen und eine künstliche Beatmung benötigen – und auch daran versterben“, so Bertram Rupprecht. Entsprechend müsse bei den aktuellen Diskussionen um Lockerungen immer auch eine effektive Impfkampagne im Hinterkopf behalten werden. &bdquo;Sonst erwartet uns ein sehr anstrengender Herbst, in dem wir wieder mit einer Infektionswelle konfrontiert werden“, warnt Hans-Werner Kottkamp.

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