Überraschende Zahlen: So oft fällt der Unterricht in Bielefeld aus

Bielefeld. Cool, Mathe fällt schon wieder aus: Die Schüler jubeln, aber auch nicht immer. Denn wenn das zu oft passiert, bleibt der Stoff auf der Strecke und der Spaß hört auf. Das sehen vor allem auch die Eltern so, egal in welchem Fach. Für Schulleitungen ist es schon lange nicht mehr lustig, wenn sie niemanden als Ersatz haben und Kollegen ohnehin schon Überstunden machen, um Lücken auszugleichen. Aber wie viel Unterricht fällt tatsächlich aus? Erstmals hat das Schulministerium NRW jetzt auf eine &bdquo;Kleine Anfrage“ der SPD im Landtag konkrete Zahlen auch für alle Bielefelder Grund- und weiterführenden Schulen vorgelegt. Allerdings nicht ganz aktuelle, sondern für das Schuljahr 2019/20. An städtischen Schulen fielen durchschnittlich 3,5 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus Demnach fielen an städtischen Schulen durchschnittlich 3,5 Prozent des Unterrichts ersatzlos aus. Das wäre je nach Schulform und Stundenplan etwa eine Stunde pro Woche. Zwischen den einzelnen Schulen und Schulformen gab es deutliche Unterschiede. Die Durchschnittswerte lagen zwischen 0,5 (Osningschule und Hamfeldschule) und 8 Prozent (Grundschule Dreekerheide). An den Grundschulen fielen 3,2 Prozent des Unterrichts aus, an den Realschulen 3,9 Prozent, an den Gesamtschulen 4,6 Prozent, an den beiden städtischen Sekundarschulen lediglich 1,4 beziehungsweise 3,2 Prozent. Nicht erfasst in der Auflistung des Schulministeriums sind Schulen in kirchlicher oder freier Trägerschaft wie die Marienschule, die Bethel-Schulen oder das Hans-Ehrenberg-Gymnasium in Sennestadt. &bdquo;Eltern verwundert, wenn sie andererseits lesen, dass das Land sagt, es gebe ausreichend Gymnasiallehrer“ Mit 4,2 Prozent sind auch an den Bielefelder Gymnasien relativ viele Stunden ausgefallen. &bdquo;Eltern sind da berechtigterweise verwundert, wenn sie andererseits lesen, dass das Land sagt, es gebe ausreichend Gymnasiallehrer“, sagt Caro Brauneis, Sprecherin der Bielefelder Gymnasien und Leiterin des Gymnasiums am Waldhof. Aufgrund der Rückkehr zu G9 wurden zusätzliche sogenannte Vorgriffsstellen geschaffen. &bdquo;Die Kollegen sind allerdings jetzt noch gar nicht hier bei uns an den Gymnasien, sondern wurden an andere Schulen abgeordnet“, berichtet Brauneis.Ob sie dann zum Schuljahr 2025/26 tatsächlich kämen, sei noch fraglich. Das befürchten auch andere Gymnasialschulleiter, wie zum Beispiel Claudia Kipp, Leiterin des Gymnasiums Heepen. Dort sind laut den jetzt vorgestellten Zahlen mit 7,4 Prozent im Schuljahr 2019/20 die meisten Stunden an einem Gymnasium der Stadt ausgefallen. Die ellenlange, im Internet auf den Seiten des Landes frei verfügbare Auflistung zu den Unterrichtsausfällen, sei allerdings wenig aussagekräftig, kritisiert nicht nur sie. &bdquo;Es wird beispielsweise gar nicht differenziert, ob es sich um eine Ganz- oder Halbtagsschule handelt“, sagt Kipp. Der Stundenumfang sei ganz unterschiedlich, schon allein deshalb könne man die Werte nicht vergleichen.Der Lehrermangel sei überall zu spüren. Am Gymnasium Heepen fehlten aktuell massiv Kollegen für Sport, Kunst und Religion. Einen Vertretungspool, auf den die Schulen im Bedarfsfall zurückgreifen können, gebe es schon seit Jahren nicht mehr. "Das vorhandene Personal ist schon doppelt und dreifach belastet, aber irgendwann ist da auch eine Grenze erreicht", sagt Kipp. Die Prozentzahlen zum Unterrichtsausfall sagten zudem wenig über die Qualität der einzelnen Schulen aus. Distanzunterricht als Möglichkeit, Stunden aufzufangen Die Realschule Jöllenbeck steht in der Auswertung vom Schuljahr 2019/20 mit nur 0,9 Prozent Ausfall sehr gut dar. &bdquo;Das freut mich natürlich, aber das ist immer auch von vielen Zufällen abhängig, die Datenlage ändert sich schnell wieder und es kann aktuell schon wieder ganz anders aussehen“, sagt Konrektor Oliver Kollmeyer. Mehrere Krankheitsfälle oder Quarantänen im Kollegium könnten den Stundenplan schnell durcheinanderwirbeln. Distanzunterricht sei dann eine Möglichkeit, Stunden aufzufangen. Das Thema Lehrermangel wird in der Statistik auch an anderer Stelle deutlich: Landesweit wurden durchschnittlich insgesamt nur gut 80 Prozent des Unterrichts nach Stundenplan erteilt. Der Rest waren Vertretungsstunden. Neben den Werten für das Schuljahr 2019/20 hat das Schulministerium auch Zahlen für das Schuljahr 2018/19 vorgelegt.Jede Woche mussten die Schulen die aktuellen Unterrichtsausfälle melden. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte die Erhebung eingeführt, um Unterrichtsausfälle transparenter zu machen. Zuletzt ist das Monitoring allerdings wegen der Corona-Pandemie unterbrochen worden.Schulleitungen müssten aktuell aber wöchentlich über Infektionsfälle, die Anzahl von Quarantänen und Verdachtsfällen, durchgeführte Schnelltests, Pool-Tests, pandemiebedingte Fehlzeiten von Schülerinnen und Schülern, Testverweigererzahlen, Fehlzeiten von Lehrerinnen und Lehrern, Vorrat an Schnelltests und noch einige weitere Fakten Rechenschaft ablegen, berichtet Jörn Sander, Leiter der Grundschule Dreekerheide.Mit einem stadtweit durchschnittlichen Unterrichtsausfall von 3,5 Prozent im Schuljahr 2019/20 lag Bielefeld leicht über dem Durchschnittswert von 3,4 Prozent im Regierungsbezirk Detmold. Landesweit lag die Ausfallquote bei 3,6 Prozent. Die komplette Auflistung mit den Werten für alle städtischen Schulen gibt es im Internet unter https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD17-16117.pdf

Corona und Schule Überraschende Zahlen: So oft fällt der Unterricht in Bielefeld aus

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