Bielefeld Diskussion um stark steigende Mietkosten verschärft sich

Bielefeld. Warum steigen die Mietkosten so stark? Diese Frage beschäftigt Mieter, Vermieter, Mieterbund, Architekten, Politik und viele mehr. Zuletzt hatte sich Vermieter und Investor Mario Kramer in die Diskussion eingeschaltet. Er bemängelte überbordende Bürokratie und Bestimmungen, die die Preise für Immobilienbesitz und Hausverwaltung in die Höhe treiben - abgesehen von rasant steigenden Kosten für Baumaterial, Handwerker und Grundstücke. Zu Kramers Sichtweise nehmen Mieterbund-Geschäftsführer Ralf Brodda und der Bielefelder Architekt Michael Pappert Stellung. "Jedem Hausverwalter sollte klar sein, dass er im Rahmen der Betriebskosten Geld der Mieter verwaltet und dass der Mieter deswegen verstehen möchte und muss, was mit seinem Geld passiert", sagt Brodda in Bezug auf die Kritik Kramers, Juristen hätten aus einer im Grunde einfachen eine komplizierte Sache gemacht. Architekt Pappert ergänzt: "Dass der Kunde, sprich Mieter, ein Recht auf eine korrekte Nebenkostenabrechnung hat, ist wohl selbstverständlich." Und Kosten, die die Abrechnung erzeugen würden, könne der Verwalter oder Eigentümer steuerlich absetzen. "Eine gewisse bürokratische Regelwut" Eine gewisse bürokratische Regelungswut macht auch Brodda aus. Er sieht die Ursache aber vor allem bei den "schwarzen Schafen" unter den Vermietern. "Der allgemeine Drang, jede Eventualität zu regeln und die Angst, dass man benachteiligt werden könnte, führe dazu, dass in den von Vermieterseite gestalteten Mietverträgen immer mehr Leistungen separiert werden." Wegen der Findigkeit dieser schwarzen Schafe werde die Prüfung immer kleinlicher und komplizierter, worunter auch die seriösen Akteure leiden würden, die die Mehrheit darstellen würden - sowohl auf Vermieter- wie auch auf Mieterseite. Vermieter erklärt: Darum werden die Mietpreise immer höher "Wenn Vermieter auf die Idee kommen, Kosten der Bereitstellung von Schmutzfangmatten oder die Kosten der Justierung der Fenster innerhalb der Wohnung als Betriebskosten abzurechnen, dann fürchte ich, überspitzt gesagt, dass demnächst auch der Bodenbelag in der Wohnung oder die Kücheneinrichtung von externen Dienstleistern angemietet werden und diese Kosten dann als Betriebskosten abgerechnet werden." Richtig, sagt Brodda, sei, dass durch gesetzliche Regelungen immer mehr Wartungskosten entstehen, wie es Kramer kritisch anmerkte. Das sei aber eher ein kleiner Posten. Laufen die Kosten dennoch aus dem Ruder bei Wartungen von Aufzügen, Rauchmeldern oder anderen Hausgeräten, dann sei die "clevere Strategie der Abrechnungsfirmen, die den Vermietern diese Wartung regelrecht aufdrängen", der Grund. "Bei Aufzügen ist unser Eindruck, dass die Wartungsfirmen teilweise Wartungsintervalle empfehlen, die deutlich über das Notwendige hinausgehen." Die Bereitschaft, sich sachkundig zu machen sei bei Vermietern eher gering ausgeprägt, da die Kosten einfach durchgereicht werden könnten. Ähnlich sehe es bei Dienstleistungen wie Hausflurreinigungen und Gartenarbeiten aus. "Leider kommt es nicht selten vor, dass mehr oder weniger hohe Kosten für Hausreinigung oder Gartenpflege abgerechnet werden, dass die Arbeiten aber trotzdem nicht oder nur sehr schlecht durchgeführt werden", berichtet Brodda. "Echte Kümmerer sind selten geworden" Ein weiterer Punkt seien die Hausmeisterkosten. Die Mieter akzeptierten in der Regel ohne Murren, wenn es eine ansprechbare Person gibt. "Diese echten Kümmerer sind aber selten geworden. Die Hausmeister sind heute oft für sehr viele Objekte zuständig und schlicht überfordert." So würden zwar nicht unerhebliche Kosten abgerechnet, ein Mehrwert entstehe für die Mieter aber nicht. So treiben manche Vermieter die Mietnebenkosten in die Höhe Für Architekt Pappert sind die bürokratischen Hürden und die Haus- und Garten-Abrechnungen eher ein Nebenaspekt. Die stärkste Ursache für steigende Mieten sei in erster Linie knappes und teures Bauland, so Pappert; danach folgten "steigenden Baukosten, lange Baugenehmigungsverfahren, die mehrjährigen Erstellungszeiten für Immobilien, die gestiegene Zahl der Bauvorschriften und aus- und überausgelastete Kapazitäten im Baugewerbe, welche die seit Jahren steigende Nachfrage nicht bedienen können." Innerhalb der vergangenen zehn Jahre habe sich Bauland um mehr als 100 Prozent verteuert. In den größten Städten sei es sogar zu Preisverdopplungen innerhalb von fünf Jahren gekommen. "Im Vergleich dazu sind die Baukosten in zehn Jahren um etwa 30 bis 40 Prozent gestiegen", präzisiert Pappert die Aussage.

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