Besonderes Bau-Projekt Außergewöhnlich: Ehepaar macht aus uraltem Fachwerkhaus modernes Schmuckstück

Bielefeld. Der Abriss des Quellenhofes, eines historischen Fachwerkhauses in Gadderbaum, hat erst kürzlich für stadtweite Diskussionen über den Erhalt alter Bausubstanz gesorgt. Alte Häuser stiften Identität und prägen das Stadtbild. Doch sie zu sanieren, ist aufwendig und teuer. &bdquo;Dafür kann man auch neu bauen“, sagt Thomas Lampe. Trotzdem haben er und seine Frau Miriam gerade damit begonnen, ein Fachwerkhäuschen in Kirchdornberg zu neuem Leben zu erwecken. Vor einigen Monaten hat Lampe das weiße Häuschen, das auf einem winzigen, nur 218 Quadratmeter großen Grundstück mitten im Dorf steht, erworben. Er weiß, worauf er sich eingelassen hat. Denn Lampe ist Architekt, hat schon mehrfach die Planung für die Sanierung alter Bauernhöfe gemacht oder den Umbau der alten Kornbrennerei in Isselhorst zu einer Geschäfts- und Wohnimmobilie geleitet. Ursprünglich ein Kötterhaus Und er mag altes Fachwerk. &bdquo;Das Haus aus dem Jahr 1685 war ursprünglich wohl ein Kötterhaus. Eine kleine Deele bot an beiden Seiten Platz für Tiere, im hinteren Bereich lagen die Wohnräume“, so Lampe. Von außen sieht das Haus durchaus schmuck aus, doch darin steckt eine Menge Arbeit. Wäre es im Ursprungszustand, die Sanierung wäre einfacher. &bdquo;Wir mussten das Haus erst einmal entkernen, um die Konstruktion erkennen zu können, denn Baupläne gab es nicht mehr“, erzählt Lampe, der seit 2002 ein Architekturbüro mit Standorten in Bielefeld und Berlin betreibt. Vier Meter hohe Decke Das Erdgeschoss war in den 1950er und 1960er-Jahren zu einer Wohnung mit rund 78 Quadratmetern ausgebaut worden. &bdquo;Dabei wurde die teilweise bis zu vier Meter hohe Diele auf eine Raumhöhe von 2,30 Metern abgehängt,“ sagt Lampe. &bdquo;Das war damals üblich, um Energiekosten zu sparen.“ Zudem waren alle Innenwände mit Platten verkleidet oder gekachelt, die Böden gefliest.“ Zutage kamen auch alte Kriechkeller, die sich nicht mehr nutzen lassen und daher verfüllt werden müssen.Das Dachgeschoss war jedoch eine echte Überraschung: Es ist nicht ausgebaut und befindet sich noch im Ursprungszustand. Für Lampe ein Schatz. &bdquo;Das für den Dachstuhl verwendete Holz ist noch aus der Zeit der Errichtung des Hauses und die Konstruktion unangetastet,“ schwärmt er.Optisch wieder zurück zum Urzustand Die Stadt hat das Haus zwar nicht als Denkmal, aber als erhaltenswerte Bausubstanz eingestuft. Auch das muss bei der Sanierung berücksichtigt werden. &bdquo;Wir werden einen Spagat zwischen modernem Komfort und würdevollem Umgang mit der Substanz schlagen. Wir beabsichtigen, das Haus wieder optisch Richtung Urzustand zu bringen“, sagen Miriam und Thomas Lampe. Dafür muss das schwarzlackierte Fachwerk vorsichtig mit Sand abgestrahlt werden, um das Holz wieder sichtbar zu machen und schadhafte Stellen erkennen und ausbessern zu können. An den Giebeln werden Schindeln entfernt und durch eine klassische Verkleidung aus rohen Eichenbrettern ersetzt, wie sie schon im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Außerdem werden neue Fenster eingesetzt und alte Kunststoffrahmen gegen neue aus Holz ausgetauscht – natürlich mit Sprossen.Alle Wände werden gedämmt Innen muss unter anderem eine Treppe zum Dachgeschoss, wo zwei Schlafzimmer entstehen, eingebaut werden. Alle Außenwände werden von innen gedämmt, eine neue Gebäudesohle wird eingezogen. Auch das Dach muss gedämmt und neu mit Tonziegeln eingedeckt werden. Insgesamt entsteht eine Wohnfläche von 130 Quadratmetern mit kleinem Flur, einem großen Bereich für Essen, Wohnen und Kochen sowie einem Hauswirtschafts- und einem Abstellraum.Für Behaglichkeit wird eine Fußbodenheizung sorgen, die mit Erdwärme versorgt wird. Bis das Haus wieder bezogen werden kann, wird ein Jahr vergehen. &bdquo;Vorerst planen wir, das Haus dann zu vermieten, wollen uns aber vorbehalten, es später selbst zu beziehen“, sagt. Miriam Lampe. Wer hat alte Fotos? Um zu erfahren, wie das Haus früher aussah, hat Thomas Lampe alte Fotos aus den 50er, 60er- und 70er-Jahren aufgetrieben. Auf allen ist die jetzige kleine Eingangstür zu sehen. Doch die ist nicht original. &bdquo;Die Wand rund um die Tür ist nachträglich mit Kalksandsteinen gemauert worden. Dort war einmal ein Deelentor“, sagt Lampe. Statt der kleinen Tür will er ein großes, verglastes Eingangselement einbauen lassen. Doch er bleibt neugierig, wie das Tor ursprünglich ausgesehen hat und bittet um Hinweise: &bdquo;Wenn jemand mehr über das Haus weiß, vielleicht sogar Fotos oder Zeichnungen hat, bitte melden.“

Mehr zum Thema