Nach einem halben Jahrhundert: Bielefelder Juwelier macht dicht

Bielefeld. Zwei Tage hat Patrizia de Carlo mit sich gerungen. &bdquo;Als ich dann die Entscheidung getroffen hatte, fühlte ich mich erleichtert", sagt sie. Nach 17 Jahren gibt sie ihr Fachgeschäft für Schmuck und Uhren an der Wilhelmstraße auf. Zuvor hatte ihr Schwiegervater Kurt Haselhorst (87) den Familienbetrieb 34 Jahre am Bültmannshof geführt. Eine Ära endet nach mehr als einem halben Jahrhundert. Ein Abschied mit bitterem Beigeschmack. Fortzugehen, dafür gab es mehr Gründe als zu bleiben. Die zahlreichen Baustellen der Vergangenheit nennt de Carlo zuerst. &bdquo;Alles begann mit der Umgestaltung des Kesselbrinks, nach und nach waren alle umliegenden Straßen mit einbezogen." Dann folgte die Sanierung der Volksbank-Immobilie. Und zuletzt der Jahnplatz. &bdquo;Was da geschieht, ist alles gewiss sehr ehrenhaft, doch für mich bedeutet das seit der Eröffnung 2004: zehn Jahre Baustellen vor der Tür." Der Kundschaft, darunter viele von außerhalb und ältere Menschen, sei es zunehmend erschwert worden, ihr Geschäft zu erreichen. &bdquo;Mal abgesehen von der neuen Verkehrsleitung in der Innenstadt", fügt de Carlo noch hinzu. Viele Fachgeschäfte haben aufgegeben Als sie dann von einer weiteren bevorstehenden Großbaustelle erfuhr, stand ihr Entschluss endgültig fest. Vorgesehen ist die Umgestaltung der Wilhelmstraße zu einer Flaniermeile. &bdquo;Eine hohe Lebens- und Aufenthaltsqualität" versprechen die Planer für die Zukunft. &bdquo;Doch was kommt auf die anliegenden Geschäfte zu? Ich weiß nicht, ob ich noch die Ausdauer habe, das alles durchzustehen" so die Geschäftsfrau. &bdquo;Lieber gehe ich freiwillig, bevor mich irgendwann die Umstände dazu zwingen". Zum Thema: Dieses Fachgeschäft ist ein echter Dinosaurier im Bielefelder Einzelhandel Ein weiterer Grund zu gehen ist für die 57-Jährige auch der sich verändernde Branchenmix im Viertel. Fachgeschäfte wie Wäsche Dieterle oder Schreibwaren Heine haben aufgegeben. Die Arkade, früher eine bekannte Adresse hochwertiger Modeanbieter wie Lösekann, steht nahezu leer. Ebenso die ehemalige Stadtbibliothek, der künftige Standort der Wissenswerkstatt. 2023 soll es nach jahrelangem Leerstand dort losgehen. &bdquo;Früher hatten wir hier im Viertel deutlich mehr Frequenz", bedauert de Carlo die Entwicklung. Und sie kritisiert: &bdquo;Der Einzelhandel wird systematisch vertrieben. Ich vermisse die Unterstützung der Stadt. Dazu kommt, dass uns Filialisten und Onlineshops die Kundschaft wegnehmen." Die Stammkunden im Juwelierladen Haselhorst? Das Sortiment spreche viele an, ob jung oder alt, so die Chefin. Standuhren, Armbanduhren, Hals- und Armbänder, Trauringe – das alles und die umfangreichen Serviceleistungen wie Reparaturen und individuelle Schmuckanfertigung habe das Publikum langfristig an das Fachgeschäft gebunden. Ende Dezember ist Schluss Bis Ende Dezember noch, dann ist Schluss. Bis dahin organisiert de Carlo den Räumungsverkauf, nimmt letzte Reparaturen an. Im Januar will sie die Ladeneinrichtung ausbauen und &bdquo;die Ecken aufräumen". Und was macht sie dann? &bdquo;Ich habe für mich ein positives Zukunftsbild", sagt sie lächelnd. Die Tochter eines Italieners hat schon einige Ideen und zudem zahlreiche Kontakte. &bdquo;Irgendwie" werde sie wohl weiter geschäftlich tätig sein. Und hoffentlich auch bald wieder künstlerisch. Patrizia de Carlo singt. Mit ihren zwei Bands ist sie in Vor-Corona-Zeiten viel herumgekommen, hat auf großen Partys die Stimmung angeheizt. &bdquo;Irgendwann wird das alles wieder möglich sein", ist sie überzeugt. &bdquo;Vielleicht liegt es auch an meinen italienischen Genen, dass ich so gut drauf bin." Italien, der Name de Carlo - erst zum Ende des Gesprächs kommt es heraus: Die Schmuckhändlerin ist tatsächlich die Tochter von Mimo. Bis Ende Dezember noch, dann ist Schluss. Bis dahin organisiert de Carlo den Räumungsverkauf, nimmt letzte Reparaturen an. Im Januar will sie die Ladeneinrichtung ausbauen und &bdquo;die Ecken aufräumen". Und was macht sie dann? &bdquo;Ich habe für mich ein positives Zukunftsbild", sagt sie lächelnd. Die Tochter eines Italieners hat schon einige Ideen und zudem zahlreiche Kontakte. &bdquo;Irgendwie" werde sie wohl weiter geschäftlich tätig sein. Und hoffentlich auch bald wieder künstlerisch. Patrizia de Carlo singt. Mit ihren zwei Bands ist sie in Vor-Corona-Zeiten viel herumgekommen, hat auf großen Partys die Stimmung angeheizt. &bdquo;Irgendwann wird das alles wieder möglich sein", ist sie überzeugt. &bdquo;Vielleicht liegt es auch an meinen italienischen Genen, dass ich so gut drauf bin." Italien, der Name de Carlo - erst zum Ende des Gesprächs kommt es heraus: Die Schmuckhändlerin ist tatsächlich die Tochter von de Carlo. Der Kultgastronom führte in den 1990er Jahren sein Restaurant &bdquo;La Lampara" an der Hagenbruchstraße. Heute verkauft dort &bdquo;Glückspilz" seine Burger. Zum Thema: Lieferengpässe bei Weihnachtsgeschenken - das sagen Bielefelder Händler Ein neues Donuts-Café kommt in die Altstadt In Bielefeld gibt's jetzt einen Blumenautomaten

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