Provokativ und kritisch Fachhochschule für Gestaltung zeigt Abschlussarbeiten ab sofort digital

Bielefeld. Nachhaltigkeit und Diversität, Verdichtung und Entschleunigung, aber auch Leben und Tod sind einige der Themen, mit denen sich 40 Absolventinnen und Absolventen der Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Gestaltung, in ihren Abschlussarbeiten auseinandersetzten. Nun präsentierten sie ihre Arbeiten – ab sofort per Zoom im Netz am Bildschirm. &bdquo;Einen provokativ-kritischen Kommentar zur Gegenwart", nennt es die FH in einer Mitteilung. Modedesign – das klingt erhaben und elitär, nach Haute couture und prêt-à-porter, nach alten Lagerfeld-Zöpfen. Mit sehr spektakulären und farbenfrohen Entwürfen hat sich Marie Prochatzki dem Thema genähert. Ihre, mit geraden Schnitten genähten Gewänder zeugen von Entschlossenheit und wirken dennoch verspielt. Sie fragt: &bdquo;Wie möchten wir unsere Gegenwart gestalten – und wie unsere Zukunft?" Dazu muss man wissen, dass die weltweite Textilproduktion einen größeren ökologischen Fußabdruck hinterlässt als beispielsweise der globale Luftverkehr. Kleidung aus Stoffresten So nutzt die FH-Designerin ihre wallenden Kleider, Parka, Rucksäcke, Mäntel und Overalls auch als mahnendes Zeichen für die Zerstörung von Lebensräumen und der Ausbeutung der Ressourcen auf der Erde. Sie nutzt Stoffreste für die Textilien, die sonst weggeworfen worden würden und sagt rückblickend von ihrer Arbeit: &bdquo;Der Prozess des pflanzlichen Färbens entschleunigt. Meine Verantwortung liegt in der Nachhaltigkeit". Es ist kein Zufall, dass ihre Entwürfe an indigene Völker Südamerikas erinnern. Aylen Tomtas Mode-Entwürfe wirken zwar leichter und luftiger, geschwungen und zart, weiblicher als die eher androgynen Kreationen ihrer Kommilitonin, dennoch betont sie &bdquo;Kleider für unklare Identitäten" zu kreieren. Wo bei einem ihrer &bdquo;Hylemorph-Modellen Licht durchs Hosenbein strahlt, trägt ein Anderes schwere grobmaschige Wolle am Oberkörper mit einer nicht erkennbaren Figur darunter. 3. Platz bei European Fashion Award &bdquo;Das Spiel mit der räumlichen Wirkung von Kleidung ermöglicht eine neue Art der Wahrnehmung, es geht um eine Annäherung zur Auflösung von Grenzen", so Aylins Credo, die schon den dritten Preis des &bdquo;European Fashion Award" in ihrem Trophäenschrank stehen hat. Bei Kommunikationsdesigner Tom Herzog geht es weniger modisch und farbenfroh zu. Er entwickelte ein Magazin über Leben und Tod. &bdquo;Es gibt Lifestyle-Magazine, warum soll es dann nicht auch Deathstyle-Blätter geben?", fragte er sich. Gesagt – getan! Er greift den morbiden Themenkomplex multimedial auf und wagt dabei eine &bdquo;Grätsche zwischen Form und Inhalt", wir er erklärt. Thema "Tod" als Lifestyle-Thema Das Magazin ist eine &bdquo;Marke, die mit neuen Mitteln das Ziel verfolgt die eigene Sterblichkeit wieder in den Vordergrund zu bringen. Es ist wichtig, das Thema Tod so attraktiv wie ein Lifestyle-Magazin zu kommunizieren". Sein Präsentationsvideo zeigt nach einem (angedeuteten) Flug durch das Weltall eine liegende (tote?) Schaufensterpuppe, die mehr und mehr von Schmetterlingen vereinnahmt wird – diese Insekten gelten als Sinnbild für Metamorphose. Der Dekan des Fachbereichs Gestaltung, Dirk Fütterer, charakterisiert das vielfältige Spektrum der eingereichten Arbeiten: &bdquo;Sie widmen sich wichtigen Fragen unserer Gegenwart und konfrontieren uns mit kritischen Betrachtungsweisen und überraschenden Positionen". www.werkschau.gestaltung-bielefeld.de

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