Bielefeld Dieses Bielefelder Haus ist so umkämpft wie kaum ein anderes in der Stadt

Bielefeld. Wohnungen werden dringend benötigt. Im Bielefelder Osten könnten schnell bis zu zwei Dutzend neue entstehen. Doch seit Jahren blockiert der Konflikt um das markante Eckgebäude Petristraße 2, das optisch als Einfahrtstor ins Viertel gesehen wird, eine Lösung. Jetzt hat die Stadt zwar das Planungsrecht geschaffen. Aber zwei Interessenten kämpfen um das Projekt – mit sehr unterschiedlichen Konzepten. Und die Stadt kann sich noch nicht entscheiden. So stockt eine Bebauung weiter, obwohl das eine Konzept längst umgesetzt werden könnte. Hintergrund ist auch, dass Jahrzehnte eine Straßentrasse im Zusammenhang mit der früher geplanten B 66n, die längst keiner mehr anstrebt, eine neue Nutzung der drei in Frage kommenden Grundstücke verhinderte. Erst jetzt mit einem neuen Bebauungsplan, der seit März rechtskräftig ist, ist der Weg frei. Doch nun steht der Immobilienservicebetrieb der Stadt vor der Aufgabe, den richtigen Käufer und Investor zu finden. Urenkel des Erbauers will investieren Das ziemlich marode Gebäude Petristraße 2 steht weitgehend leer, nur ein Bewohner lebt dort noch. Eine Initiative, die sich gebildet hat und von deren Mitgliedern einige das Nebenhaus Hakenort 42 kaufen wollen, warb lange dafür, den exponierten Standort zu einem Begegnungszentrum fürs Quartier plus mehrerer Wohnungen zu machen. Doch die Stadt hielt sich hier bedeckt. Heute hält selbst die Initiative das nicht mehr für finanzierbar, so ein Sprecher. Gleichzeitig würde Karl-Jörg Kollmeyer, Urenkel des Erbauers von Petristraße 2 und aufgewachsen in dem Haus, hier gern ein größeres Wohnprojekt verwirklichen. Sein Urgroßvater August Panhorst betrieb an dem Standort einst eine Transportfirma mit Pferdefuhrwerken. Doch als sie die Straßentrassen-Pläne verfolgte, kaufte die Stadt in den 1980er-Jahren der Familie das Gelände ab. Kollmeyer versucht seit fast 30 Jahren, den Ort seiner Kindheit zurück zu holen. Auch in die Erarbeitung des Bebauungsplans habe er investiert. Und ein Teil des Geländes gehört ihm noch. Kollmeyer kann sich bis zu zwei Dutzend Wohneinheiten auf dem Areal vorstellen, zu dem neben dem Haus Petristraße 2 ein Garagenhof und eine kleine dritte Parzelle gehören. Erste Pläne waren teils auf Kritik gestoßen. Aber sie seien überarbeitet. Kollmeyer sagt: &bdquo;Alles könnte längst fertig sein." Keine Eigentum, günstige Mieten Doch auch der gültige Bebauungsplan nützt ihm noch nicht. Denn der Immobilienservicebetrieb (ISB), der die städtischen Grundstücke verwaltet, hat auch ein alternatives Angebot vorliegen. Das stammt von der Initiative Petristraße 2 für das Altgebäude und einer zweite Gruppe, die ein Mehrgenerationenhaus auf dem Garagengelände anstrebt. Besonderheit der Initiativen ist, dass sie eine politische Botschaft haben und klassische Eigentumsverhältnisse überwinden wollen. Nach dem Vorbild des Mietshäusersyndikats, bei dem ein Verein und die Mieter über eine GmbH die Besitzrechte regeln und die Kredite über die Mieten abbezahlt werden, könnten so gut ein Dutzend Wohnungen entstehen – zu günstigen Mieten und für Wohngemeinschaften. Diese Idee verfängt auch teils bei den Politikern, die sich über das Modell jetzt informieren ließen. Doch nachdem sie den Bebauungsplan beschlossen haben, liege die Entscheidung beim ISB, sagt Frederik Suchla, SPD-Fraktionchef in der Bezirksvertretung Mitte. Der ISB lässt jetzt die Angebote &bdquo;noch einmal verfeinern", sagt der kaufmännische Betriebsleiter Jürgen Bültmann. Dann prüfe man erneut. Mit einer Entscheidung rechne er aber noch nicht kurzfristig. Das Warten geht weiter.

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