Bielefelder Eltern schicken Kinder aus Protest am Montag nicht zur Schule

Bielefeld. Nicht nur Tanja Schulz schickt ihre drei Kinder am Montag nicht in die Schule. Auch einige andere Eltern, vor allem von Grundschulkindern, sind nicht einverstanden mit der vom Land vorgeschriebenen Testpflicht als Voraussetzung für die Teilnahme am Wechselunterricht. Nach einer Woche Distanzunterricht geht’s damit am Montag wieder los – vorerst. Denn wenn die Inzidenzwerte in einem Kreis oder in einer Stadt drei Tage lang über 200 liegen, müssen die Schüler wieder zuhause bleiben.Wenn überhaupt Tests, dann nicht so, sagt nicht nur Schulz, die am Montag vor der Hans-Christian-Andersen-Schule zur Demonstration gegen die Testpflicht aufruft. &bdquo;Wenn Corona-Testungen, dann doch bitte nicht in der Gruppe, sondern in Ruhe zuhause." Sie, und auch Eltern um die vierfache Bielefelder Mutter Nicole Reese, die sich landesweit in der Initiative #lautfürFamilien engagieren, befürchten bei Testungen in der Schule Mobbing und Ausgrenzung. &bdquo;Warum sollen verpflichtende Tests in Gruppen in den Schulen für die Schüler unter offensichtlicher Missachtung elementarster Standards des Datenschutzes und des Risikos von Stigmatisierung und Mobbing eingeführt werden, in anderen Lebensbereichen, Pflege und Medizin ausgenommen, nicht?", fragt Reese. Es könne einfach nicht sein, dass für Kinder strengere Regeln gelten würden als für Erwachsene. &bdquo;Wir befürchten zudem eine erhebliche Stigmatisierung und Traumatisierung positiv getesteter Kinder, (Selbst-)Vorwürfe und Ängste", ergänzt Reese. Auch an den weiterführenden Schulen sind längst nicht alle Eltern mit der Testpflicht einverstanden. Bis hin, dass sie die Schulleitung aufgrund der entsprechenden Infos zu den Vorgaben des Landes massiv beschimpften, berichtet eine Rektorin. &bdquo;Dass wir uns auch vieles anders wünschen würden, es aber aufgrund der Vorgaben vom Land gar nicht anders umsetzen können, sehen einige gar nicht", sagt sie. Was es für eine kranke Welt sei, in der gesunde Menschen beweisen müssen, dass sie gesund sind, fragt ein Vater. Mehr Angst vor möglichen Konsequenzen als vorm Selbsttest selber Viele Eltern seien verunsichert, berichtet Oliver Pape, Leiter der Hans-Christian-Andersen-Grundschule. Weniger die Durchführung der Selbsttests, sondern mehr ein möglicherweise positives Ergebnis mache ihnen Sorgen. Das sei aus den vielen Anrufen, die er jetzt bekommen habe, herauszuhören. Was passiert, wenn ein Kind positiv getestet wird, wollten viele wissen. "Ist doch ganz klar, dass wir uns dann kümmern und es nicht alleine lassen, bis es abgeholt wird", sagt Pape. Das gehöre ja auch sonst bei kritischen Situationen zur Betreuung in der Schule dazu. Insgesamt sei die Durchführung der Tests aber mit Grundschulkindern ganz gut machbar, so seine Erfahrung aus der ersten Woche mit rund 60 Kindern, die da in der Notbetreuung in der Schule waren. Die Art und Weise der Tests könnenman sicher in Frage stellen. Dadurch, dass die Lehrer jetzt auch noch die Testflüssigkeit aufteilen müssten, gehe zusätzlich wertvolle Unterrichtszeit verloren. "Aber grundsätzlich ist es schon gut, dass wir möglicherweise infizierte Kinder herausziehen können", sagt Pape. Wenn Kinder sich nicht testen lassen oder kein negatives aktuelles, negatives Testergebnis mitbringen, bleibe ihm nichts anderes übrig, als sie nach Hause zu schicken. Dann bleibe ihm zwar der Test erspart, es säße dann aber unbeschult zuhause. "Einen Anspruch auf Distanzunterricht gibt es nicht", ergänzt er. "Ob das dann besser ist, ist die Frage." Noch habe das Land nicht geregelt, welche Konsequenzen es habe, wenn Kinder durch das Fernbleiben im Präsenzunterricht jetzt ihrer Schulpflicht nicht nachkommen. Das könne sonst unter Umständen auch mit einem Bußgeld geahndet werden, so Pape.

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