Bielefelder Frauenpreis 2020 (III) Mutmacherin in der Männerdomäne

Bielefeld. Nur nicht schon wieder diese Fragen: Wie setzt man sich als Chefin in einer Männerwelt durch? Können Frauen dabei besondere Stärken entfalten? Norma Bopp-Strecker, Alleingesellschafterin eines der größten Hochbauunternehmen der Region, hat einen anderen Blickwinkel. Vorbild will sie sein, aber in Sachen Kompetenz, Motivation, Disziplin. Sich selbstständig zu machen, ein Unternehmen zu gründen, Verantwortung zu übernehmen, dafür möchte sie junge Menschen begeistern – und, ja, besonders gerne junge Frauen. Für den eigenen Erfolg hat die 40-Jährige hart gearbeitet. Nachdem sie mit ihrem Mann bereits eine eigene Firma gegründet hatte, übernahmen die beiden 2005 das alteingesessene Unternehmen Detert. &bdquo;Ich war damals noch sehr jung und unsicher und habe mit viele Sorgen gemacht, etwa darum, genügend Aufträge zu bekommen", berichtet sie. Schicksalsschlag hat sie nicht aufgehalten Mit Fleiß und Können brachte das junge Paar sein Unternehmen in die Erfolgsspur. Dann traf sie 2011 ein Schicksalsschlag. Ihr Mann erkrankte und starb. Norma Bopp-Strecker entschloss sich, alleine weiterzumachen. Als geschäftsführende Gesellschafterin steckte sie ihre ganze Energie in das Unternehmen und richtetet die Firma auf schlüsselfertiges Bauen aus. Sanierungen, Wohnungsbau, vor allem aber der Industriebau gehören zum Leistungsspektrum. Von etlichen namhaften Unternehmen hat Hochbau Detert schon Aufträge erhalten. Die Firma wuchs. Die Mitarbeiterzahl hat sich verdreifacht. 35 Mitarbeiter beschäftigt Hochbau Detert heute. Bei großen Aufträgen kommen Subunternehmen mit noch einmal genauso vielen Beschäftigten hinzu. Mitwirkender Mann bringt die Kinder in die Kita 2015 bezog die Firma einen neuen Standort an der Fabrikstraße in Senne. Das Bürogebäude hat Norma Bopp-Strecker selbst entworfen. Inzwischen hat sie wieder geheiratet, Thomas Strecker, einen Unternehmer aus der Metallbranche. Vor dreieinhalb Jahren hat das Ehepaar Zwillinge bekommen. &bdquo;Für die Kinder und die Firma da zu sein ist ein Balanceakt", sagt die studierte Wirtschaftsingenieurin. In der Firma müsse man delegieren. Und zu Haus gelinge es mit einem &bdquo;mitwirkenden Mann" und der Hilfe der Großeltern sowie einer Nanny, die Herausforderung Familie zeitlich zu stemmen. &bdquo;Ich fange sehr früh an, mein Mann bringt die Kinder morgens in die Tagesstätte. Nachmittags bin ich dann für die Kinder da." Flexibiltät gibt es nicht nur für die Chefin. Zur Detert-Belegschaft zählen auch zwei junge Frauen mit kleinen Kindern. &bdquo;Die teilen sich eine Stelle und können sich je nach Bedarf ergänzen", sagt Bopp-Strecker. Ehrenamtliche Richterin und Mentorin Neben Beruf und Familie findet sie Zeit für Ehrenämter. Lange hat sie im Zuge eines Mentorenprogramms junge Frauen beim Einstieg in den Berufsalltag begleitet. Seit kurzen sitzt sie im Vorstand der Handwerkskammer Ostwestfalen. &bdquo;Den konservativen Charakter der Branche abzubauen, das möchte ich gerne mitgestalten." Als Laienrichterin am Bielefelder Arbeitsgericht ist sie immer wieder gefordert. &bdquo;Aus den Verfahren nehme ich vieles mit, das mir hilft, den Alltag im Unternehmen besser zu gestalten." Feedback-Kultur aufgebaut Im letzten Jahr hat Hochbau Detert an einer Studie des NRW-Arbeitsministeriums zum Thema Personalfluktuation teilgenommen. &bdquo;Wir haben hier ein sehr zufriedenes Team", beschreibt Bopp-Strecker ein Ergebnis der Untersuchung. &bdquo;Damit das so bleibt, haben wir eine Feedback-Kultur aufgebaut. Die Führungskräfte sind dafür geschult worden." Unter den Führungskräften – Ingenieure, Bauleiter, Poliere – ist keine Frau. &bdquo;Wenn sich eine passende Frau bewerben würde, wäre ich die Letzte, die zögert", sagt Bopp-Strecker. Allerdings: Die beruflichen Fähigkeiten seien das Erste, das stimmen müsste. Werbung für Unternehmensgründungen Kürzlich hat sie einen Vortrag an der Universität gehalten. Vor Studierenden hat sie dafür geworben, Unternehmen zu gründen. Dabei hat die Bauunternehmerin nicht nur Start-ups von Computerexperten im Visier. &bdquo;Ich möchte Enthusiasmus über die IT-Branche hinaus verbreiten. Und junge Menschen ermutigen, auf ihre eigenen Fähigkeiten zu setzen." Persönliches Als ältere Schwester von drei jüngeren Brüdern hat Norma Bopp-Strecker früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ihre Mutter, eine Chemie-Ingenieurin hat sie geprägt und ermuntert, eine Laufbahn im technischen Bereich einzuschlagen. Sie ist begeisterte Skiläuferin, mag es, Freunde zu treffen, bevorzugt das Restaurant "Numa" in der Altstadt und joggt gerne längere Strecken im Teutoburger Wald. Auch ihre Zwillinge nimmt sie nach der Kita ab und zu mit zu einem Picknick im Wald. Sie ist Vorstandsmitglied im Bundesverband Junger Unternehmer, ebenso im Verband der Deutschen Familienunternehmer. Zudem ist sie aktives Mitglied der Wirtschaftsjunioren und im Rotary-Club. Netzwerken macht ihr Spaß, denn "der Austausch mit anderen Unternehmern gibt auch Rückhalt."

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