Bielefeld Elke Heidenreich zeigt sich in Bielefeld von ihrer stillen Seite

Bielefeld. Elke Heidenreich hat eine positive Einstellung zu Bielefeld, weshalb Michael Heicks, Intendant des Stadttheaters, relativ leichtes Spiel hatte, sie mit ihrem aktuellen Bühnenprogramm in die Stadt zu holen. Zufällig handelte es sich bei dem ins Visier genommenen Termin um den 76. Geburtstag der ausgebuchten Autorin und Moderatorin – für Heidenreich kein Grund, die Sache platzen zu lassen. &bdquo;Geburtstag zu haben ist kein Verdienst", sagte sie mit der ihr eigenen Nüchternheit, schien sich über das spontane Ständchen des Publikums dennoch zu freuen. Im Gepäck hatte sie ein Buch über den Rhein. Einerseits ganz persönlich gehaltene, andererseits mit sehr aufmerksamem Blick für das Besondere dieses Flusses geschriebene Reflexionen. 1.200 Kilometerlange Reise entlang des Rheins &bdquo;Alles fließt" unterstrich, was die Autorin bereits mit ihrem Erzählband &bdquo;Kolonien der Liebe" bewiesen hat: Sensibles literarisches Talent, das weit über ihre kodderschnäuzige Kunstfigur Else Stratmann hinauswies und auch die &bdquo;Lesen!"-Fernsehfrontfrau vergessen ließ, die sich mit ihrem allzu losen Mundwerk einst selbst zu Fall gebracht hatte. Von ihrer Liebe zur Musik, zur Literatur und Natur zeigten sich ihre Rhein-Notizen in besonderem Maße gekennzeichnet. Karoline von Günderrode, Wagner, Schumann und Heine zogen vorbei, Romantik und Märchen, der Mythos Rhein. Elke Heidenreich nahm das Publikum mit auf die 1.200 Kilometer lange Reise entlang des Rheins durch sechs Länder von den Alpen bis ans Meer. Drei Wochen, so will man ausgerechnet haben, braucht ein Tropfen Wasser, bis er von der steilen Quelle im Schweizer Kanton Graubünden an der holländischen Nordseeküste anlangt. Gewaltige Dimensionen, die Elke Heidenreich fasziniert haben beim gemeinsamen Erkunden des Flusses mit dem Fotografen Tom Krausz zu Fuß, mit dem Auto oder tagelang auf einem Schiff. Wo die Seele zur Ruhe kommt Man merkte ihr das anhaltende Staunen an, etwa über die Tatsache, dass sie auf ihrer äußerlichen und innerlichen Annäherung an den Rhein zu Beginn Stellen passiert hatten, an denen die Überquerung mit einem Schritt möglich war. Während in der Gegend des Niederrheins, die ihnen paradiesisch vorgekommen war nach den zuvor passierten Industriegebieten, 500 Meter zwischen den Ufern lagen. Viel Raum zum Atmen. Kein Wunder, dass Elke Heidenreichs Seele und auch ihre Lunge, die beide an ihrer Kindheit im Ruhrgebiet Schaden genommen haben, genau dort zur Ruhe kam. Dank ihres mit viel Fachwissen und originellen Anekdoten angereicherten Reisetagebuches und auch dank den virtuos gespielten Liedern und Weisen des Pianisten Marc-Aurel Floros wussten die Zuhörerinnen und Zuhörer am Ende wieder, warum es am Rhein trotz allem immer noch so schön ist.