Bielefeld Kritik an Gittern: Darum riegelt die Stadt ihre Schulhöfe ab

Bielefeld. Zerschlagene Fenster und beschmierte Fassaden: Die Zerstörungen an Bielefelds Schulen nehmen zu. Die Stadt reagiert darauf und hat mittlerweile 21 Schulhöfe übers Stadtgebiet verteilt eingezäunt. Abgeriegelt sind unter anderem der Schulhof der Luisenschule sowie der Schulhof der Grundschule Milse. "Ich habe ein großes Verständnis, dass die Schulen so reagieren", sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. "Aber den Kindern wird damit auch eine Bewegungsfläche weggenommen." Es müsse jetzt über andere Möglichkeiten nachgedacht werden. Eine Idee wäre, Langzeit-Arbeitslose als Aufsicht einzusetzen, um die Hausmeister zu entlasten, sagt Nürnberger. Auch Kirsten Hopster vom AWO-Kreisverband Bielefeld hält eine pauschale Schließung der Schulhöfe auf Dauer für nicht sinnvoll. Sie kann sich vorstellen, sie zu bestimmten Zeiten offen zu halten. "Nicht jedes Kind hat Zugang zu Spielgeräten" Petra Brinkmann, sportpolitische Sprecherin CDU-Ratsfraktion, will wissen, wie überhaupt Vandalismus entsteht. Das Thema wurde auch schon in den politischen Gremien diskutiert. "Wir haben eine Gesellschaft, die sich verändert hat", sagt Brinkmann. "Die Hemmschwelle und Lust, heute etwas zu zerstören, ist niedrig." Da müsste man gegensteuern. Was sie ganz besonders ärgert: Stadt und auch die Fördervereine würden die Schulhöfe liebevoll herrichten - das werde aber missachtet. "Die Schulhöfe sind für viele Kinder als Spielort wichtig, denn nicht jeder hat einen Zugang zu solchen Geräten." Vandalismus und mangelnder Respekt vor öffentlichem Raum ärgere ihn, sagt auch Sozialdezernent Nürnberger. "Jeder Vorfall." Es gebe aber leider immer Leute, die sich daneben benehmen. Sportjugend steht geschlossenen Schulhöfen kritisch gegenüber Die Sportjugend Bielefeld hatte bereits in der Oktober-Sitzung des Jugendhilfeausschusses die Frage gestellt, warum zahlreiche Spielflächen an Schulen außerhalb der Schulzeiten nicht frei zugänglich seien. Die meisten Spiel- und Sportplätze an Schulen seien außerhalb der Schulzeiten verriegelt und verrammelt, kritisierte Ralf Müller von der Sportjugend damals. Laut dem Immobilienservicebetrieb der Stadt (ISB) sind in den letzten Jahren eine Reihe von Schulflächen eingezäunt worden, alles in Abstimmung mit dem Amt für Schule, den Schulleitern und den Bezirken. Damit wurden diese Flächen außerhalb der Schulzeiten für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich gemacht - weil es zunehmend Sachbeschädigungen, Vandalismus, Graffiti, Einbrüche und Diebstähle gab. Laut Georgia Schönemann vom Amt für Schule habe sich der Bedarf, diese Flächen zu schulischen Zwecken zu nutzen, in den letzten Jahren insbesondere durch die flächendeckende Einführung des Offenen Ganztags an den Grundschulen ausgeweitet. Fördervereine würden für Folgekosten verpflichtet Fördervereine würden sich immer stärker dahingehend engagieren, durch eigene Investitionen die Schulhöfe für ihre Kinder aufzuwerten - gleichzeitig würden die Fördervereine jedoch für die Übernahme der Folgekosten verpflichtet, hieß es in der Sitzung. Sofern die Schulhöfe vermehrt von Vandalismus betroffen sind, entstehe daraus eine Verpflichtung, diese geschaffenen Einrichtungen vor weiteren Schäden zu schützen. An einigen Schulstandorten sei der Schulträger auch aufgrund von Nachbarschaftsklagen gerichtlich verpflichtet worden, auf die Einhaltung des Emissionsschutzes zu achten. Ralf Müller von der Sportjugend machte sein Unverständnis beispielhaft an dem an der Stadtbahnhaltestelle Baumheide gelegenen, durch einen hohen Zaun abgeschlossenen Bolzplatz mit zwei Toren und zwei Basketballkörben deutlich. Dort könne er sich Vandalismusschäden nur schwerlich vorstellen. Er regt an, lediglich problematische Teilflächen zu sperren.