Bielefeld Hilfseinsatz: Bielefelder OP-Schwester berichtet aus Burkina Faso

Bielefeld. Urlaub bedeutet für fast alle Menschen eine Auszeit. Entspannung am Meer oder in den Bergen, Abschalten vom Alltag. Wenn OP-Schwester Klaudia Nußbaumer Urlaub beim Klinikum Bethel beantragt, reist sie einmal im Jahr mit der gemeinnützigen Organisation Hammer Forum in die Gluthitze Afrikas. Dort hilft sie jenen, die ohne professionelle medizinische Betreuung ein qualvolles Leben führen oder an ihren Verletzungen gar sterben würden.Vor wenigen Tagen ist Nußbaumer von ihrer zweiwöchigen Reise nach Burkina Faso zurückgekehrt. Ohne zu zucken, zeigt sie eine Bildergalerie voller Leid. Völlig verbrannte Füße, bis zum Knochen abgestorbenes Gewebe und riesige Abszesse hat Nußbaumer bei Kindern und Jugendlichen fotografiert. "Das eine Kind ist in heißen Teer gelaufen", sagt die OP-Schwester. Es habe oft übel gerochen. "Teilweise wurde ein täglicher Verbandwechsel vom heimischen Arzt angeordnet. Die Kinder aber laufen mit Verbänden umher, die mehrere Wochen alt sind."In der Kleinstadt Ouahigouya hat das Hammer Forum eine ständig besetzte Ambulanz errichtet. Nußbaumer reiste im siebenköpfigen Team, darunter Medizinstudenten und ein Fachchirurg, in das afrikanische Land. "Es war brüllend heiß", sagt sie. Regelmäßig überschritt das Thermometer die 40-Grad-Marke, in der Sonne stiegen die Temperaturen auf fast 60 Grad. Geregnet hat es seit Oktober vergangenen Jahres nicht, waschen musste sich Nußbaumer mit den Restvorräten aus der Regentonne. Schon bei der Anreise platzte die Benzinleitung des Teamfahrzeugs, das an die 300.000 Kilometer gelaufen hatte. "Es wurde notdürftig repariert", erinnert sich Nußbaumer. "Aber wir mussten es jeden Morgen anschieben."Ihre Motivation, "den Ärmsten der Armen" zu helfen, trägt Nußbaumer schon seit vielen Jahren in sich. Sechs Mal ist sie mit dem Hammer Forum in den Jemen gereist, nun zum dritten Mal in den Sahelzonen-Staat. "Im Jemen waren die Zustände schon schlimm", sagt sie, "aber Burkino Faso ist heftiger." Nicht nur Familien aus der Region strömten in die Ambulanz, auch Kinder aus angrenzenden Ländern wie Mali, Niger oder der Elfenbeinküste. "Unsere Tätigkeiten haben sich herumgesprochen", sagt Nußbaumer. Umso größer wurde der Zeitdruck, jeden Patienten angemessen zu versorgen.Innerhalb der beiden Wochen wurden schließlich mehr als 90 Kinder untersucht und fast 50 operiert. Zwei Kinder reisten mit dem Hammer Forum zurück nach Deutschland, um vor Ort behandelt zu werden. "Sie kannten kein Besteck und sind vor dem Handföhngerät im Flughafen verängstigt weggesprungen", sagt Nußbaumer. "Unsere Welt ist ihnen völlig unbekannt." Sie bleiben zwei Wochen bei einer burkinischen Gastfamilie in Hamburg, reisen dann zurück in ihre Heimat. Dorthin möchte auch Klaudia Nußbaumer im nächsten Jahr zurückkehren. "Um kranken Kindern ein bisschen Hilfe und Hoffnung zu bringen."