Mitte Haus an der Petristraße verrottet

Mitte. Das Haus Petristraße 2 macht von außen einen erbärmlichen Eindruck. Fenster sind mit Brettern verschlossen, Fensterrahmen gammeln, die Fassade rottet vor sich hin. Andererseits gehört es zu den wenigen Gebäuden mit Geschichte im Viertel. Aktuell streiten die Stadt als Eigentümer und die "Bielefelder Initiative für sozialökologische Stadtentwicklung (Biss), was mit der Immobilie geschehen soll. Die Stadt neigt zum Abriss, die Initiative fordert die Sanierung. "Sämtliche technische Anlagen sind abgängig", erklärt Jürgen Bültmann vom städtischen Immobilienservicebetrieb (ISB). Heizung und Elektrik sind damit gemeint. Hinüber sind laut Bültmann auch der Dachstuhl, die Fenster und zahlreiche Türen, zudem gebe es Schimmelbefall in mehreren Wohnungen. Der kaufmännische Betriebsleiter beim ISB schätzt den Kostenaufwand für eine Sanierung auf mehrere tausend Euro. Aus seiner Sicht und der weiterer Immobilienexperten der Stadt Bielefeld dürfte das Haus aus ökonomischen Gründen kaum für vernünftigen Wohnraum zu retten sein. Christian Presch von Biss sieht das genau anders herum. "Diese Art der Diskussion hat in der Stadt schon Tradition", kritisiert er. Presch erinnert sich an die Kämpfe gegen den Abriss von Jahrhundertwendebauten in den 1970er und 1980er Jahren. Damals setzen sich Bürger für den Erhalt von Häusern ein, die eigentlich abgerissen werden sollten. Bei der Siechenmarschstraße 40 ist es ihnen unter anderem gelungen. Das Wohnhaus wurde saniert. Das sei auch mit der Petristraße 2 möglich. Davon sind Presch und seine Mitstreiter überzeugt. "Zu uns gehören auch Architekten", sagt Presch, "und die sagen, dass das Haus mit einem überschaubaren Aufwand wieder für Wohnzwecke hergestellt werden kann." Derzeit stehen die meisten Wohnungen darin leer. Zwei Menschen leben dort noch. Auch sie haben Angebote für Ersatz bereits erhalten. An dem Haus ist über zahlreiche Jahre nichts gemacht worden. Es steht auf einer Trasse für eine neue Straße und war deshalb schon von Jahrzehnten für den Abriss vorgesehen. Die Straße wird aber wohl nicht mehr kommen. Derzeit gibt es Überlegungen, das Grundstück zusammen mit Nachbargrundstücken, teilweise auch in privatem Besitz, neu zu bebauen - mit Wohnungen für Einkommensschwache. Die Initiative ist dagegen. "Der Prozess dauert sehr lange, und mehr Wohnraum kann durch einen Neubau kaum geschaffen werden", sagt Presch. Für ihn ist das Mehrfamilienhaus zwar nicht denkmaltauglich, aber "stadtbildprägend". Initiative und ISB wollen sich jetzt treffen, um den Konflikt zu lösen.