Bielefeld Mitarbeiter sollen bei Comspace gern zur Arbeit kommen

Bielefeld. Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe müssen Unternehmen innovative Wege gehen. Sonst sind diese schneller weg, als der Personalchef "Fachkräftemangel" sagen kann. Die Bielefelder Internetagentur Comspace hat daher extra eine Feelgood-Managerin eingestellt, um ihre Mitarbeiter langfristig ans Haus zu binden und attraktiv für Bewerber zu sein. Eine Neuheit in Ostwestfalen.Seit Oktober kümmert sich Sarah Jansohn bei Comspace hauptamtlich darum, dass sich ihre rund 60 Kolleginnen und Kollegen "im Unternehmen wohl fühlen und gern zur Arbeit kommen", sagt die 28-Jährige. Los geht die Woche an der Elsa-Brändström-Straße montags mit einem gemeinsamen Frühstück, und sie endet freitags für jeden, der mag, mit einem Feierabendbierchen. Doch Jansohns Job auf das Organisieren von Familienfesten oder gemeinsamem Klettern im Hochseilgarten zu reduzieren würde ihrer Aufgabe nicht gerecht. Sie ist Ansprechpartnerin, Vertrauensperson und zugleich Schnittstelle zu Geschäftsführung und Personalabteilung, denn nicht jeder traut sich, seinen Wunsch nach Weiterbildung, einem dualen Studium oder einem flexiblen Arbeitszeitmodell gleich dem Chef zu offenbaren.Im schlimmsten Fall lockt die Konkurrenz mit solchen Angeboten, und der Mitarbeiter hinterlässt nicht nur einen leeren Schreibtisch, sondern nimmt auch sein Wissen mit. Dieses nicht nur in der IT-Branche spezifische Problem trieb auch Comspace-Geschäftsführer Andreas Kämmer um: "Wie können wir Mitarbeiter an uns binden, um langfristig erfolgreich zu sein? Denn es ist teuer, eine offene Stelle wieder mit einer geeigneten Fachkraft zu besetzen."Bielefeld ist nicht Berlin Zudem ist Bielefeld nicht Berlin. Mit dem Image einer Stadt, die es gar nicht gibt, ist es schwer, gegen die Strahlkraft der angesagten Großstädte anzutreten. Ostwestfalens Arbeitgeber müssen selber punkten und sich rausputzen.Aber als Chef das Wohlfühlen am Arbeitsplatz einfach zu verordnen, ist zu kurz gesprungen. Die Lösung hatte Monika Kraus-Wildegger von der Agentur Goodplace in Hamburg, zu deren Kunden auch das soziale Netzwerk Xing gehört: "Es ist wichtig, Mitarbeiter als Mensch und Leistungsträger wahrzunehmen. Unternehmen müssen ihnen den Rahmen bieten, sich voll zu entfalten."Der Trick: "Die Beschäftigten selbst und nicht die Geschäftsführung müssen entscheiden, ob sie einen guten Arbeitsplatz haben", erklärt Kämmer. Kraus-Wildegger und ihr Team interviewten die Comspace-Beschäftigten anhand eines speziell entwickelten Qualitätsrahmens dazu, wie das Unternehmen in den acht Disziplinen Arbeitskultur, Gemeinschaft, Flexibilität, Offenheit, Fairness, Zusammenarbeit/Fehlerkultur und Arbeitsumgebung dasteht. In vielen Punkten schnitt die Internetagentur in den anonymisierten Antworten sehr gut ab, aber es gab auch Luft nach oben. So wurden etwa eine Gemeinschaftsküche und Steharbeitsplätze gewünscht.Punkt für Punkt wird Feelgood-Managerin Jansohn nun abarbeiten, um ihren Kollegen neben einem angemessenen Gehalt auch Arbeitsbedingungen zu bieten, die es erlauben, Arbeit, Leben, Familie und persönliche Interessen möglichst reibungsfrei zu verbinden. Dass es dabei nicht nur kuschelig zugehen wird, ist allen Beteiligten und vor allem dem Geschäftsführer klar: "Ihre Rolle mag es auch mit sich bringen, dass man mal Konflikte austrägt. Deshalb ist es wichtig, dass Sarah unabhängig agieren kann."