Bielefeld Gangster spielen in Bielefeld ernste Bedrohung vor

Bielefeld. Es ist eine Räuberpistole der unglaublichen Art. Ein Bielefelder Trio hat monatelang mit den gewieftesten Tricks gearbeitet, um einen erfolgreichen Versicherungsmakler immer wieder in Todesangst zu versetzen und ihm so große Summen abzuringen. Bis zum Schluss war dem Opfer nicht klar, dass Helfer und Täter unter einer Decke steckten. Gestern stellte Staatsanwältin Christiane Holzmann die Anklage vor.Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: Die beiden Hauptangeklagten Murat D. (36) und Ahmed E. (34) – alle Namen geändert – traten erstmals fast zufällig als "Murat und der Tschetschene" bei dem Versicherungsmakler an der Eckendorfer Straße auf. Damals stellten sie sich als Inkasso-Mitarbeiter und Personenschützer vor, die bei einem Mitarbeiter Schulden eintreiben wollten. Schon dieser Kurzbesuch gehörte nach Ansicht von Staatsanwältin Stefanie Jürgenlohmann zum ausgeklügelten Plan der Angeklagten.Denn am 26. April 2013 wurde der Versicherungsmakler von einem anonymen Anrufer massiv bedroht und zu einem Treffen gezwungen. Der Makler erinnerte sich in seiner Not an die beiden Personenschützer und fragte sie um Rat. Diese rieten ihm zur Kooperation.Forderung von 300.000 Euro Tatsächlich wartete ein furchteinflößender Asiate aus Köln, dem ein Ohr fehlte, in einem Restaurant am Boulevard auf den Versicherungsmann. Er nannte sich "Bartukan" und forderte 300.000 Euro, sonst würde es dem Bielefelder genauso ergehen wie ihm. Der bis heute unbekannte Asiate deutete dabei auf sein fehlendes Ohr. Diese Bedrohung erschien dem Versicherungsmakler echt, da er sich kürzlich von einem Partner getrennt hatte und offenbar zahlreiche Mitarbeiter abgeworben hatte. Dieses Hintergrundwissen nutzten D. und E., um den Geschäftsmann glauben zu lassen, dass sich sein Ex-Partner mit Kölner Untergrundgrößen eingelassen habe.Nach dem Treffen mit Bartukan boten sich die türkischen Personenschützer als Helfer an, rieten aber dringend, die Summe von 180.000 Euro zu zahlen. Der Experte für private Krankenversicherungen übergab das Geld Murat D., der die Summe aber schlicht behielt. Denn die Kölner Untergrundgröße gab es gar nicht – alles war kriminelles Theater.5.000 Zeitungen gefälscht Dieser Erfolg machte die Täter gieriger. Bartukan forderte nochmals Geld. Daraufhin legten die vermeintlichen Helfer dem Bielefelder Versicherungsmakler zwei Wochen später eine Zeitung vor, in der von einem Bombenattentat auf Bartukan zu lesen war. Angeblich ermittelten 14 Kripobeamte. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Täter mit Hilfe ihres Komplizen Mark G. 5.000 Zeitungen mit der gefälschten Attentatsnachricht drucken lassen. Die Türken behaupteten, das Problem mit Bartukan so gelöst zu haben, allerdings müssten sie den drei Russen, die das Attentat durchgeführt hätten, nun Schweigegeld zahlen. Der Makler zahlte 15.000 Euro, als D. und E. ihm drohten, ihn als Auftraggeber zu verpfeifen. Dann sollten die Russen angeblich lange in Haft. Als der Makler im Juli nicht mehr zahlen wollte, drohte Murat: "Ich erwürge Dich, wenn Du nicht mitspielst." Der Makler zahlte diesmal 160.000 Euro. Als Mark G. noch ein gefälschtes Gerichtsurteil zum Beweis vorlegte, hob der Bielefelder 350.000 Euro ab. Ihre Gier wurde immer größer, D. und E. gelang es, ihr Opfer so zu manipulieren, dass es am 2. September letztmals 650.000 Euro abhob. Erst als der Versicherungsmakler noch in eine – ebenfalls gefälschte – Geldanlage aus der Unterwelt investieren sollte, sagte er seinem Peiniger: "Du kannst mich gerne umbringen, aber du kriegst kein Geld mehr." Am 3. Dezember wurde Murat D. wegen eines ähnlichen Falls festgenommen. Bis dahin hatte er 1.169.000 Euro von dem Bielefelder erpresst. Komplize Ahmed E. ließ sich dabei mit 45.500 Euro abspeisen, Fälscher Mark G. erhielt 2.000 Euro. Der Rest verschwand spurlos in türkischen Immobilien.