Endlich autark? Campen mit Solarpanel und Akku

Bielefeld Lieber Getränke und Lebensmittel kühlen oder Laptop, Kamera und Smartphone aufladen? Gerade in kleineren Campingvans wird man öfter mit derart unkomfortablen Entscheidungen konfrontiert. Natürlich könnte man einfach den Motor anmachen und weiterfahren, denn so lädt die Lichtmaschine meist automatisch sämtliche Batterien im Camper. Doch wer möchte schon seinen schönen Stellplatz aufgeben, nur weil der Strom zu Neige geht? Mehr als eine Notlösung Um möglichst lange stromautark zu bleiben, gibt es viele Möglichkeiten: Gas- oder Dieselgeneratoren, feste Solarzellen auf dem Dach, große Batteriespeicher sowie seit einigen Jahren auch mobile Powerstationen mit flexiblen Solarpanels. Gerade für Menschen, die für ihren Campingurlaub nicht erst eine halbe Elektrikerausbildung absolvieren möchten, klingt die letztgenannte mobile Lösung verlockend. Auch bei Leihfahrzeugen, bei denen an den Einbau von Wechselrichtern oder komplexen Solarverkabelungen gar nicht zu denken ist, bieten sich die mobilen Energielieferanten an. Einfach losfahren, dort stehen, wo es am schönsten ist und nicht dort, wo gerade eine freie Steckdose für Landstrom ist. Mit einer mobilen Powerstation und Solarpanel geht es im Test auf einen zweiwöchigen Roadtrip durch Norddeutschland. Mit dem Branchenprimus in den Härtetest Die mobilen Powerstationen können hinsichtlich der Kapazität mit den älteren AGM-Aufbaubatterien längst nicht nur mithalten, sondern sie sogar übertrumpfen. Hersteller gibt es unzählige: Anker, Bluetti, Jackery oder Goal Zero übertreffen sich seit Jahren gegenseitig mit Leistungsdaten. Die Anforderungen der geplanten Reise erfüllt auf dem Papier die Powerstation Ecoflow Delta Flow Max 2000 am besten. 2016 Wattstunden Kapazität des Lithium-Akkus, schnellste Ladezeiten im Marktvergleich bei höchster Anschlussvielfalt und hohen Sicherheitsfeatures. Außerdem besonders relevant für möglichst lange und komfortable Stromautarkie: die Kombination aus Powerstation und einem doppelseitigen Solarpanel für kompakte, aber kraftvolle Sonnenpower. Dieses sogenannte bifaziale Solarpanel bietet zum Testzeitpunkt kein anderer Hersteller. Genug Gründe, um mit dem Branchenprimus als Referenz auf den Langstreckentest zu gehen. Ob er die Daten auf dem Papier auch in der Praxis abliefern kann? Hoher Verbrauch, ausreichende Versorgung? Mit allen Verbrauchern wie Licht, Kühlschrank, Wasserpumpe und diversen stromhungrigen Laptops, Kameras und Handys kommt man selbst in einem kleinen Camper unter sechs Metern schnell auf 1.000 benötigte Wattstunden pro Tag. Der Camper im Test hat neben der Fahrzeugbatterie auch eine zweite Standard-12-V/95-Ah-AGM-Batterie an Bord. Weit kommt man allein damit jedoch nicht. Einen halben Tag müsste man fahren, um diese Batterie mit den kritischen Verbrauchern bis zum nächsten Tag nutzen zu können. Die Lithium-Akkus der Powerstation Ecoflow Delta Flow Max 2000 sollen mit ihren 2016 Wattstunden und Solarpaneleinspeisung mindestens als Puffer dienen und, wenn möglich, sogar die vollständige Stromversorgung übernehmen. Bevor es auf die Straße geht, wird die Powerstation mit 2.000 Watt pro Stunde aus der heimischen Steckdose geladen. Knapp 90 Minuten vergehen handgestoppt, bis die Anzeige wieder von 0 auf 100 Prozent steht. Die Powerstation benötigt keine besonderen Ladegeräte. Ein normaler Kaltgeräteanschluss mit Schuko-Stecker, das Kabel zum Anschluss des Solarpanels und ein 12-V-Ladekabel für die Zigarettenbuchse im Camper oder Auto liegen bei. Für (fast) alles einen Anschluss Bereits zur Abfahrt! Laptops und diverse Kameraakkus werden während des Roadtrips sehr häufig aufgeladen, um abends einen Film zu schauen und die schönsten Landschaften fotografisch festzuhalten. Bewusst wird die im Camper eingebaute AGM-Batterie so wenig wie möglich verwendet, denn während des Trips soll es viele sonnige Tage geben – und damit frische Akkukapazität für die Powerstation. Ein großes Laptop genehmigt sich pro vollständigem Ladezyklus circa 5 Prozent dieser Akkukapazität und ist dank 100-Watt-USB-C-Anschluss in anderthalb Stunden von 0 auf 100 Prozent geladen. Zwei dieser kraftvollen USB-C-Anschlüsse stehen neben zwei USB-A-Schnellladeports und zwei weiteren regulären USB-A-Anschlüssen zur Verfügung. Ein Smartphone benötigt während des Ladens circa ein Prozent der Kapazität der Powerstation. Morgens darf ein gutes Frühstück nicht fehlen. Für zwei volle Tassen Kaffee und knusprige Toasts nimmt man die um fünf Prozent geschrumpfte Akkukapazität der Powerstation gerne in Kauf. 1000-Watt-Toaster und -Wasserkocher werden einfach über zwei der vier 230-V-Steckdosen gleichzeitig an der Geräterückseite angeschlossen. Bis zu 2.400 Watt im Dauerbetrieb sind so möglich, nachdem per Knopfdruck der interne Wechselrichter der Delta Max 2000 aktiviert wurde. Selbst Schlagbohrer und andere Geräte mit hohem Anlaufstrom bis zu 4.600 Watt betreibt die Powerstation kurzzeitig. Doch wer will im Urlaub schon bohren? Die Powerstation als Betreiber des gesamten Wohnmobils Viel wichtiger ist unterwegs die Zuverlässigkeit, mit der alle Geräte versorgt werden können. Die eingebaute AGM-Aufbaubatterie sollte festverbaute Dauerverbraucher wie den Kühlschrank mit ihren 95 Ah versorgen. Doch sie hat nicht genug Power, um länger als eine Nacht Energie zu liefern. Weil der Camper eine zusätzliche FI-Sicherung im Boardnetz verbaut hat, bietet die mobile Powerstation auch dafür eine Lösung. Durch die eingebaute Sicherung ist es möglich, die Delta Max 2000 direkt an den Landstromanschluss des Campers zu koppeln und so den gesamten Camper zu betreiben. Die Powerstation selbst hat darüber hinaus Sicherheitsmechanismen, um unter anderem Überspannung, Überhitzung, Kurzschlüsse und Überstrom auszuschließen. Circa 45 Watt pro Stunde benötigt der Kühlschrank dabei als größter Dauerverbraucher. Etwas Licht am Abend und die Wärmepumpe sind im Verbrauch zu vernachlässigen, sodass der Camper im Test nach 24 Stunden Autarkbetrieb über die Ecoflow noch immer 38 Prozent Akkukapazität aufweist. Enthalten sind darin auch Laptop-, Smartphone- und Kameraladungen sowie der Betrieb eines kleinen Lautsprechers und die Frühstückszubereitung. Im Schatten Sonne tanken Um die Powerstation nun wieder aufzuladen und möglichst lange autark zu bleiben, wird ab sofort täglich das Solarpanel aufgebaut. Dabei kann das Fahrzeug in den Schatten gestellt und nur die Powerstation über das fünf Meter lange Kabel mit dem Solarpanel in der Sonne geladen lassen. Dieses circa zehn Kilogramm schwere, faltbare 220-Watt-Panel bietet von seiner Rückseite eine zusätzliche Aufnahmeleistung von 170 Watt. So kommen in praller Sonne im Test bis zu 270 Watt pro Stunde über den Solareingang in die Box. Enorme Effizienz bei einem mit 82x183 Zentimeter kleinen Solarpanel, dessen Tragetasche auch als Ständer zur korrekten Sonnenausrichtung dient. Bis zu 800 Watt Solarleistung beziehungsweise vier dieser Panels könnten theoretisch gleichzeitig angeschlossen werden. Die Delta Max 2000 wäre so bei maximaler Sonneneinstrahlung nach knapp drei Stunden wieder vollständig geladen. Für die meisten Anwendungen ist ein 220-Watt-Panel jedoch völlig ausreichend. Ausgangs- und Eingangsleistung sind jederzeit über die intuitive App einzusehen, mit der auch die verschiedenen Ausgänge aus der Ferne ein- und ausschaltbar sind. Die Powerstation kann so auch bequem unter dem Campingbett versteckt und ferngesteuert betrieben werden. Das Fazit Durchschnittlich lädt die Powerstation innerhalb eines Tages circa 1.500 Wattstunden per Solar nach. Mehr als genug also, um die täglich benötigte Energie von circa 1.000 Wattstunden auszugleichen. Lediglich an zwei Tagen innerhalb der sonst sehr sonnenreichen Wochen konnte die benötigte Leistung aufgrund von Bewölkung nicht erreicht werden. Wer an solchen Tagen etwas sparsamer ist und beispielsweise Luxusverbraucher wie Wasserkocher durch kleine Gaskocher ersetzt, bekommt aber auch dann keine Energieprobleme. Vier Mal wurde in zwei Wochen zudem der Standort gewechselt, was zusätzliche Energiereserven durch den Betrieb der Lichtmaschine geschaffen hat. Mit ihren marktüblichen 800 Ladezyklen hält die Delta Max 2000 noch unzählige weitere Campingabenteuer aus. Ein noch haltbarerer Lithium-Eisenphosphat-Akku wäre hier aber sicherlich für künftige Geräteversionen wünschenswert. Durch ihr vergleichsweise geringes Gewicht von 22 Kilogramm, der wesentlich höheren Entladungsmöglichkeit und der großen Mobilität ist solch eine mobile Powerstation den klassischen AGM-Batterien und selbst festinstallierten Lithium-Akkus im Campingbereich weit voraus. Denn wenn man die Powerstation gerade nicht unterwegs nutzt, kann sie natürlich auch für die nächste Gartenparty, den Festivalbesuch oder sogar als kompakte Notstromversorgung eingesetzt werden und dort mit kostenloser Sonnenergie punkten. Die 2016-Wattstunden-Variante hat für ausgedehnte Roadtrips die perfekte Kapazität. Der Markt hält aber natürlich Varianten in zahlreichen Größen von 200 bis 3.600 Wattstunden und mehr bereit. Eine mobile Powerstation wie die Ecoflow mit Solarpanel schafft nicht nur echten Stromluxus auf längeren Roadtrips, sondern bietet mit einem marktüblichen Preis von 2.300 für die Station und circa 500 für das Solarpanel unzählige weitere Nutzungsoptionen, die festinstallierte Energiespeicher nicht bieten können.

Mehr zum Thema