Reisen Unterwegs mit der Queen Mary 2: Wenn Windstärke 14 kein Problem ist

Insgesamt 32 Tage auf einem Schiff – droht da nicht Langeweile? Die Antwort ist klar: Es kommt auf das Schiff an. Aber: 32 Tage stellen für eine normale Urlaubsreise schon eine lange Zeit dar. Und so ist diese Kreuzfahrt eigentlich gar keine, denn die Queen Mary 2 ist ein Transatlantik-Liner. Und der unterscheidet sich gewaltig von einem &bdquo;normalen“ Kreuzfahrtschiff. Das nämlich hätte es bei Windstärken bis zu 14 und 16 Meter hohen Wellen gar nicht durch den Atlantik geschafft. Die Queen Mary 2 hat keine Probleme mit den Herausforderungen des Wetters. Darf sie auch nicht haben, denn die Reederei Cunard hat nach der langen Corona-Pause gerade erst wieder ihre ersten Reisen angeboten, will das Publikum zurückerobern. Und die Reise von Hamburg über Southampton nach New York, von dort aus weiter zu sechs karibischen Inseln sowie den ganzen Weg zurück ist schon keine der üblichen Routen. Angebot an Bord ist riesig Fast 3.000 Passagiere haben Platz auf dem 345 Meter langen Transatlantik-Liner, wohl dem letzten seiner Art. Anfang 2004 erlebte er seine Taufe. &bdquo;40 Jahre, vielleicht auch 50 sollte das Schiff seinen Dienst versehen können“, erklärt der Marine-Historiker Ivo Mechtel. Da können also für die nächsten Jahre noch Planungen zu einer Reise mit der QM2 vorgenommen werden. Und das mit der Langeweile ist auf dem Flaggschiff der Reederei Cunard ohnehin kein Problem, denn das Angebot an Bord ist riesig. Schon die Mahlzeiten im Britannia-Restaurant beeindrucken – einerseits der Architektur dieses über drei Decks reichenden Raumes, andererseits der hervorragenden Küche wegen. Und dann der Queens Room – eine Reminiszenz an vergangene Zeiten, eine Erinnerung auch an die &bdquo;Titanic“. Hier wird stilvoll Tee eingenommen, hier wird getanzt – und hier werden Corona-Tests vorgenommen, denn die Sicherheit von Passagieren und den gut 1.200 Menschen umfassenden Personal an Bord wird groß geschrieben. Es gibt Unterhaltungsmöglichkeiten en masse, Theateraufführungen, Vorträge, Kurse. Da braucht es schon ein paar Tage, um überhaupt einmal das Schiff mit seinem Commodore-Club und den Panoramafenstern, mit der weltweit größten schwimmenden Bibliothek und mit dem Kino, das ganz schnell zum Planetarium wird, zu erkunden. Vorbei an der Freiheitsstatue... Die Transatlantik-Route von Hamburg nach New York mit einem Zwischenstopp in Southampton dauert insgesamt acht Tage – da ist ausreichend Zeit, um das einst für eine Summe von fast einer Milliarde Euro gebaute Schiff zu erkunden. Und natürlich darf dem Atlantik-Sturm zum Trotz die Vorfreude nicht fehlen. Vorfreude zunächst auf die Stadt, die niemals schläft. Irgendwie müssen selbst die US-amerikanischen Passbeamten dieses Schiff besonders ins Herz geschlossen haben, denn am Brooklyn-Terminal erfordert die Einreise-Prozedur weit weniger Zeit als bei Menschen, die mit dem Flugzeug zum Big Apple kommen. Der hat für alle Passagiere reichlich zu bieten, wobei schon die Einfahrt in den Hafen, vorbei an der Freiheitsstatue und der Skyline Manhattans, für viele, viele klickende Fotoapparate und Handys sorgt. Nur einen Tag Zeit haben die QM2-Gäste für die amerikanische Metropole. Und dann tut die Queen Mary das, wofür sie eigentlich nie gebaut wurde: Sie lädt zu einer Kreuzfahrt ein. Rund 1.500 Passagiere an Bord entfliehen dem Winter und steuern in drei Tagen der sonnigen Karibik entgegen. St. Thomas, Sint Maarten, Dominica, Barbados, Grenada und St. Kitts lauten die Stationen. Sechs Inseln, die allesamt ihren eigenen Charakter haben. Los gehts im amerikanisch geprägten St. Thomas, wo einst die dänische Flagge gehisst wurde und das berühmt wurde durch seine Strände, Schnorchelplätze und seine zollfreien Einkaufsmöglichkeiten.St. Martin ist zweigeteilt: Das im Süden gelegene Sint Maarten gehört zu den Niederlanden, das nördliche Saint-Martin zu Frankreich. Dominica besticht mit enorm viel Grün und ausgeprägten Regenwäldern, Barbados mit traumhaften Stränden. In Grenada geht es noch ursprünglich zu, die Insel wirkt weit weniger touristisch geprägt als ihre Nachbarn. Und in St. Kitts ist neben riesigen Plantagen vor allem der Zusammenfluss von blauem Atlantik und türkisgrünem karibischem Meer zu bestaunen. Viel zu entdecken auf der RückreiseDas alles sorgt für so viele Eindrücke, dass es gut tut, drei Tage Zeit zu haben, um wieder nach New York zu kommen und nun die Stadt etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dass die Queen Mary 2 nicht in Manhattan ankert, sondern in Brooklyn, ist kein Nachteil, denn einerseits ist von diesem Kreuzfahrt-Terminal aus die Skyline perfekt zu beobachten, andererseits dauert die Überfahrt mit der NYC-Fähre nach Manhattan nur wenige Minuten und ermöglicht zudem einen fantastischen Blick auf die Brooklyn-Bridge. Und wer es individueller mag, der ist auch gegen Zahlung von rund 30 US-Dollar ganz schnell in dem Stadtteil, den alle Touristen sehen wollen. Übrigens: Während beim ersten Stopp in New York noch Pass, ESTA-Formular und negativer Corona-Test vorgelegt werden mussten, gibt es bei allen karibischen Stopps und auch beim zweiten Aufenthalt in den USA kaum Kontrollen. Das spart Zeit – und Nerven. Dann aber macht die Queen Mary wieder genau das, wofür sie eigentlich vorgesehen ist: Sie fährt über den Atlantik. Dieses Mal geht es ruhiger zu, das Wetter meint es gut. &bdquo;Das Schiff kann auch bei Wellen von 40 Metern Höhe noch fahren“, macht Ivo Mertens deutlich, was einen Transatlantik-Liner ausmacht. Einmal haben es die Passagiere selbst erfahren, als die QM2 nämlich einem neben ihr liegenden Kreuzfahrtschiff Windschatten bieten musste, damit das überhaupt einen karibischen Hafen verlassen konnte.Wenig später machte sich der Cunard-Riese selbst völlig problemlos auf den Weg und hatte innerhalb von kürzester Zeit das Kreuzfahrtschiff überholt. Es gibt also durchaus Unterschiede, die vor allem die Maschinenleistung, die Außenarchitektur und die Bauweise betreffen. Wer einmal mit dem Cunard-Flaggschiff unterwegs war, wird das nicht nur angesichts der mit echtem Teakholz getäfelten Außendecks feststellen. Und 32 Tage werden hier ohnehin nicht langweilig, denn selbst während der Rückreise gibt es noch viel zu entdecken – den riesigen Wellness-Bereich beispielsweise, die Innen- und Außenpools, das bestens ausgestattete Fitness-Studio, den Golf-Simulator oder die Shuffleboard-Felder. Irgendwann ist Hamburg wieder erreicht und die Frage kommt auf: &bdquo;Waren das wirklich 32 Tage?“. Ja, waren es.

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