Games "Evil Dead: The Game" im Test: "Groovy", aber mehr auch nicht

Seit Anfang der 80er Jahre bekleidet der Schauspieler Bruce Campbell die Rolle des Ash Williams. Vier Filme und eine Serie lang spielte er seine Paraderolle in "Evil Dead", das in Deutschland unter dem Titel "Tanz der Teufel" bekannt ist. Und nun leiht Campbell seine Stimme und Aussehen noch einmal einem Spiel, das alle Filme und die Serie vereint. Kann der Trash-Horror auch in diesem Medium funktionieren? Vorweg: Wir lieben Ash und das gesamte Franchise für seine trashige Art und den Umgang mit dem Thema Horror. Es lebt natürlich alles vom brillanten Ash, der mit seinen coolen Sprüchen und der "groovy" Art die Story trägt - Jumpscares natürlich immer inklusive. Auch das Spiel kommt nicht ohne sie aus, obwohl es selbst nicht allzu gruselig inszeniert ist. Das Spiel funktioniert im Grunde so: vier Spieler gegen einen Killer, der Monster platziert, die uns davon abhalten sollen, einen Exorzismus durchzuführen. Wir müssen uns dazu mittels Autos oder zu Fuß an verschiedene Orte bewegen, Hinweise und Ausrüstung sammeln und letztlich Horden von untoten und sonstwie lästigen Gegnern erledigen. "Evil Dead: The Game" ist ein sogenanntes "asymetrisches Survival-Horror Spiel". Genre-Primus ist das seit fast sechs Jahren bestehende "Dead by Daylight". Bis heute wird das Spiel von einer großen Community gespielt und ist bei der Streaming-Plattform Twitch konstant unter den 20 meist gestreamten Spiele. "Evil Dead" hat sich also einiges vorgenommen. Franchise-Bombe mit wenig Knall auf lange Sicht Für einen Fan des Franchises ist das Spiel in Bezug auf die Präsentation ein Feuerwerk der Gefühle. Die Charaktere aus allen Filmen und der Serie finden sich wieder, sind komplett synchronisiert und sehen auch noch fantastisch aus. Es gibt viele verschiedene Details, die einem als Fan sofort auffallen - das macht einfach Spaß. Die bekannten Charaktere können gelevelt werden und dadurch Verbesserungen erhalten, das macht spätere Runden einfacher. Nach den ersten 20 bis 30 Sessions aber stellt man fest: Die Aufgaben fühlen sich immer ähnlich an, und auf der Suche nach einem anderen Modus gehen wir leer aus. Denn so gut der Fan-Service auch ist, es fehlt an echten Spiel-Inhalten. Es gibt nur einen einzigen Spiel-Modus mit zwei verschiedenen "Killer-Typen". Am Anfang jeder Runde ist wie bei "Dead by Daylight" zwar nicht klar, gegen wen wir kämpfen müssen, allerdings bleibt die Frage bei fast 30 Killern, die der Genre-Kontrahent auffährt, eben auch länger spannend. Was uns auch nicht gefallen hat Das führt uns direkt zu den Kritikpunkten. Es gibt einfach keinen richtigen Singleplayer-Modus. Klar rückt der Fokus vieler Entwickler immer weiter in Richtung guter Online-Modi, aber selbst ein "Call of Duty" versucht Jahr für Jahr auch einen gescheiten Story-Modus hinzulegen. Ein Online-Spiel, das praktisch nur einen Modus liefert, ist ein bisschen dünn. "Evil Dead: The Game" plagt außerdem ein Problem, das viele asymetrische Spiele haben - nämlich das Balancing. Am meisten Spaß macht das Spiel in einer gut eingespielten Gruppe, in der sich jeder kennt. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt ist die Kommunikation unter den Spielern so gut, dass der alleine spielende Killer kaum noch gewinnen kann. Dagegen traten mit lauter unbekannter Menschen im Team andere, aber nicht weniger bekannte Probleme auf. Entweder verließen sie das Spiel, waren auf einem zu niedrigen Level und wussten deswegen noch nicht, was sie tun mussten. Oder sie versauten einem das Spiel einfach mutwillig. Technisch könnte ebenfalls alles einen Ticken sauberer sein: Das Looten dauert ein wenig lange, Fahrzeug-Animationen sowie Kampfanimationen sind teilweise etwas hakelig und unschön. Da hätte mehr Feinschliff Not getan. Unser Fazit "Evil Dead: The Game" ist ein kurzweiliges Spiel, das seine rund 10 Stunden Spielspaß mitbringt. Und in dieser Zeit macht es auch wirklich Spaß. Doch fehlende Spielmodi, Balancing-Probleme und nervige Online-Mitspieler lassen sich leider nicht durch einen guten Spielmodus, motivierende Leveling-Systeme und ein sauberes Lizenzpaket kompensieren. Das gibt's anderswo einfach besser abgeschmeckt serviert. Fans des Franchises dürfen aber definitiv mal reinschauen, für alle anderen lohnt sich eher das mittlerweile schon deutlich weitere, vom Spielprinzip her aber ähnliche "Dead by Daylight". "Evil Dead: The Game" ist erhältlich für Playstation, XBox und PC, freigegeben ab 18 Jahren und kostet rund 40 Euro.

Mehr zum Thema