Familienporträt "Alles unter einen Hut zu kriegen, ist nicht zu schaffen"

Wir fangen an wie immer: Stellt Euch doch mal kurz vor. Friederike Langer: Ich bin 43 Jahre alt, komme gebürtig aus Steinfurt und bin Sachbearbeiterin beim Bielefelder Verkehrsunternehmen Mobiel. Kevin Walters: Ich bin 48 Jahre alt, Ur-Bielefelder und arbeite als Prokurist in einer Matratzenfirma. Wir haben zwei Kinder, Annika, neun Jahre alt, und Leonard, der ist sieben. Zusammen wohnen wir alle in unserem Haus im Bielefelder Westen nahe Werther. Wie teilt Ihr Euch im Alltag auf? Friederike Langer: Wir haben eine ziemlich klassische Verteilung: Ich arbeite 30 Stunden Teilzeit, Kevin voll und oft mit vielen Überstunden. Das heißt, unter der Woche bin ich morgens und nachmittags für die Kinder zuständig, meist kommen wir alle erst abends am Abendbrottisch zusammen. Kevin: Ich hätte es gern anders. Ich würde zum Beispiel gern einen festen Nachmittag mit den Kindern haben oder mehr Homeofficemöglichkeiten, um mehr Anteil am Leben zu Hause zu haben. Das ist in meinem Job aber nicht möglich. So bin ich unter der Woche um fünf Uhr morgens aus dem Haus und erst abends wieder da. Wie klappt das für Dich mit der Vereinbarkeit, Friederike? Friederike: Mittlerweile ziemlich gut, weil sich viel dadurch entzerrt, dass jetzt beide Kinder in der Schule sind und die direkt ums Eck ist. Sie machen den Weg dorthin alleine und gehen beide in den Ganztag, der an unserer Schule ganz toll gestaltet ist. Es gibt viele AGs und Projekte, sodass beide meist erst um 16 Uhr nach Hause kommen. Vorher hatten wir Leonard in einer Kita, die bereits um 14 Uhr schloss, das war eine sehr stressige Zeit. Da habe ich meist noch viel arbeiten müssen, wenn wir alle schon wieder zu Hause waren, weil es sonst nicht zu schaffen war. Wie sieht typischer Alltag bei Euch aus? Friederike: Ich wecke die Kinder nacheinander und plane für jedes eine ruhige Kuschel-Wachwerdezeit ein. Dann ziehen die sich oben an, während ich unten das Frühstück mache. Wir essen zusammen, dann wird es meistens richtig hektisch, weil beide doch wieder spät dran sind. Vor allem Leonard kann sich wunderbar vertrödeln. Wenn beide weg sind, fange ich an, im Homeoffice zu arbeiten oder fahre an zwei Tagen die Woche ins Büro. Nachmittags kommen wir dann alle wieder zusammen, und dann ist es ganz unterschiedlich. Mal ist ein Kind verabredet, ich muss es fahren, mal haben wir Besuch, mal basteln oder spielen wir was zusammen, mal pröddelt jeder so vor sich hin. Dann sind da noch die Hobbys von allen, Leonard hat Fußballtraining, Annika reitet und tanzt, ich spiele Geige im Uniorchester und tanze auch seit Kurzem - es ist immer was los (lacht). Und am Wochenende ist dann volles Familienprogramm? Kevin: Da prallen bei uns immer Welten aufeinander, weil wir als Paar da sehr unterschiedlich sind. Friederike macht gern was, möchte viel unternehmen. Und ich bin am Wochenende eigentlich ganz froh, wenn ich mit der Familie einfach meine Ruhe habe. Ich muss dann nicht unbedingt noch zig Ausflüge unternehmen oder mich ständig verabreden. Friederike: Aber du bist hinterher immer froh, dass wir es gemacht haben (lacht)! Aber es stimmt, eigentlich ist es unmöglich, alles unter einen Hut zu kriegen. Vor allem, weil es uns sehr wichtig ist, uns auch ehrenamtlich zu engagieren und einzubringen. Kevin ist so ein bisschen Mädchen für alles in Leonards Fußballverein, ist da oft präsent. Ich war lange Schatzmeisterin im Orchester und bin Übungsleiterin beim Kinderturnen und auch Mitglied in der Klassenpflegschaft. Das ist alles viel, aber wir finden es auch wichtig, das zu leisten, weil es ohne dieses Engagement gesellschaftlich einfach nicht geht. Gibt es bei Euch feste Aufgabenverteilungen? Kevin: Ich kümmere mich in der Regel ums Einkaufen, um die Küche und die Böden. Das liegt mir und das mache ich auch ganz gern. Friederike: Dafür bin ich viel im Garten, das liebe ich. Ich baue auch Gemüse an, wir haben etliche Obstbäume und -sträucher, da koche ich im Sommer Marmelade ein. Grundsätzlich muss man sagen, dass Kevin bei uns ganz klar der Ordentlichere ist. Ab und an kriegt er einen Rappel, wenn mal wieder Chaos ist, und schlechte Laune. Dann räumt er auf und putzt in einer großen Hauruck-Aktion. Hand aufs Herz: Was ist das Herausfordernste an diesem Kinderhaben-Familien-Ding? Friederike: Allen gerecht zu werden - vor allem sich selbst, das fällt bei mir meistens hinten rüber. Kevin: Ich finde es manchmal wahnsinnig anstrengend, permanent die Befindlichkeiten von vier Menschen auszutarieren - vor allem, wenn dann noch die Wünsche von Familienmitgliedern außerhalb mit dranhängen. Und was ist das Schönste? Friederike: Zu sehen, wie die Kinder größer werden und was sie alles schaffen, was sie meistern. Das begeistert mich. Kevin: Dieses gegenseitige Ineinander-Verliebt-Sein.

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