Darmstadt. Professionell gemacht sind Fake News im Netz schwer zu erkennen. Nur 14 Prozent der Deutschen sind sich einer Umfrage der Europäischen Kommission zufolge ganz sicher, sie identifizieren zu können. Ein leicht zu erkennendes Beispiel für Irreführung hat am Wochenende die AfD Darmstadt geliefert.
Die Social-Media-Abteilung des hessischen Kreisverbandes wollte offenbar ihr Image bei Facebook aufpolieren. Also kommentierte sie - allerdings immer noch mit dem AfD-Konto eingeloggt - unter dem zuvor geteilten Post wie folgt: "Ihr von der AfD bringt wirklich gute und mutige Beiträge, die man woanders nicht liest."
Dieselbe Antwort findet sich unter einem Post der AfD Darmstadt von Samstag, der einen Artikel der früheren Bundestagsabgeordneten und späteren Pegida-Sympathisantin Vera Lengsfeld teilte. In der Nacht zuvor lautete der Text eines weiteren Posts anders, war aber ebenfalls wieder vom Konto der AfD Darmstadt eingestellt: "Super..Macht weiter so. Meine Stimme gilt der AfD. Ihr habt den Mut, die Dinge beim Namen zu nennen. So stelle ich mir eine Opposition vor. Lasst euch nicht unterkriegen..."
Gefunden und dokumentiert hat sie die Seite "Hooligans gegen Satzbau":
Die Posts waren bei Facebook bis Montagnachmittag online zu finden, dann wurden sie alle gelöscht. Ob der oder die Social-Media-Beauftragte eigentlich mit dem eigenen privaten Profil oder sogar mit einem Fake-Account kommentieren wollte, ist unklar. Die NW bemüht sich um eine Stellungnahme der AfD Darmstadt. Andere Kommentatoren reagierten hämisch: "Sinnvoll sich selbst zu loben. Und da das vermutlich ein Versehen war: Sinnvoll sich ein Fake Profil zu erstellen im sich selbst zu loben", heißt es unter anderem.
Die AfD und ihre Anhänger, darunter auch rechte Gruppierungen, sind im Netz häufig und oft ausdauernd mit Unwahrheiten unterwegs. Erika Steinbach, Vorsitzende der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, verbreitete ein Zitat von Renate Künast (Grüne), das diese so nie gesagt hatte, bis man es ihr Ende 2018 verbot. Vor Weihnachten verbreiteten rechte Netzwerke und AfD-Sympathisanten Falschmeldungen über Weihnachtsgeld für Flüchtlinge und angeblich in "Lichtermarkt" umbenannte Weihnachtsmärkte. Einer der Parteislogans lautet "Mut zur Wahrheit".
In sozialen Netzwerken streuen Aktivisten jeglicher politischer und aktivistischer Couleur gern ihre Weltsicht. Zunehmend sind es Fake News, die über automatisierte Bot-Netzwerke oder simple Fake-Accounts verbreitet werden. Das Ziel: Den Eindruck einer Meinungsmehrheit erwecken und politische Diskurse zu beeinflussen. Bereits 2017 waren Bot-Netze für mehr als die Hälfte (51,8 Prozent) des gesamten Traffics im Internet verantwortlich.