Bielefeld. Ostwestfalen mögen keine Veränderungen. Alles soll gefälligst schön so bleiben, wie es immer war. Das macht das Dasein des Arminen-Fans so attraktiv. Jedes Jahr Abstiegskampf, jedes Jahr sieht es zeitweise düster aus, jedes Jahr flattern kurz vor Toreschluss doch noch unerwartete Punkte ein, die die Klasse sichern. Doch gestern beim Spiel gegen Hoffenheim war alles anders.
Nur ein Häuflein Hoffenheimer hatte sich an diesem Mittwoch nach Bielefeld aufgemacht, um ein Spiel zu sehen, was aus Hoffenheimer Sicht bedeutungslos und aus fussballästhetischen Gesichtspunkten wenig verheißungsvoll war. Verständlich.
Darum hatte der DSC erstmals die Stehtribüne des Auswärtsblocks (A1) für die Arminen freigegeben. Als Auswärtsfan im eigenen Stadion - ein besonderes Erlebnis. Von den Ordnern wurde man gemustert, als hätte man sich soeben sechs Stunden lang im Schweineexpress von Baden-Württemberg bis Bielefeld das Pils in den Kopf gestellt. Einer ausgiebigen Körpervisite vor dem Stadiongelände folgte eine zweite ausgiebige Körpervisite vor dem Block - vermutlich um sicherzugehen, dass sich nicht jemand auf den dazwischen liegenden 50 Metern eine handvoll Schlacke vom nahegelegenen Ascheplatz eingesteckt hatte.
Zwei Gegentore später
Im abseitig gelegenen Block offenbarten sich dann die Vorzüge des modernen Stadionbaus, mit denen Bielefeld seine Gästefans begrüßt. Arminias architektonischer Stolz, die neue Haupttribüne, lag glitzernd im zentralen Sehfeld, das Spielfeld dafür weit rechts verrückt. Immerhin hatten die Fans exakt die Seitenlinie im Blick, so dass aus tausend Kehlen ein kollektives "Aus" bei strittigen Situationen ertönen konnte.90 Minuten Genickstarre und zwei Gegentore später war das Experiment Auswärtsblock beendet. Kein Heimsieg, keine Punkte vor Toreschluss, wie man es auch dreht und wendet. Es stehen Veränderungen an in Ostwestfalen. Womöglich Zweitligafußball. Dann aber bitte wieder im Block 3.