Oerlinghausen. Unser Dorf soll schöner werden - dieser bekannte Wettbewerb existierte um 1930 noch längst nicht. In Helpup allerdings regte sich bereits eine Bürgerinitiative, um das Ortsbild attraktiver zu gestalten. Dabei gab es auch Helpup eigentlich noch nicht. Es gab nur die Gemeinden Mackenbruch, Währentrup und Wellentrup auf dem heutigen Ortsgebiet. Helpup nannte man im Volksmund nur die Gegend um den Alten Krug.
Aber eine große Versammlung von interessierten Bürgern hob im Alten Krug in den ersten Januartagen des Jahres 1930 einen Verkehrsverein aus der Taufe. Der Verein sollte für ein hübsches Dorf, viele Touristen und vor allem für ein gemeinsames Dorffest sorgen. Oerlinghausens Bürgermeister August Reuter hatte auf einer der ersten Versammlungen gesprochen und verraten, was im Tourismusgeschäft wichtig war, denn die Bergstadt nannte sich bereits Sommerfrische und Luftkurort.
Erster Vorsitzender des neuen Verkehrsvereins wurde der Landwirt Gustav Strunk aus Mackenbruch, zweiter Vorsitzender Albrecht Ober. Als Geschäftsführer nominierten die Bürger Wilhelm Unterkötter und Heinrich Prante. Schon auf der Gründungsversammlung des Vereins gab es ein beherrschendes Thema: Ein Dorffest sollte gefeiert werden. Einerseits, weil ein Fest den Zusammenhalt der Ortsbewohner stärkte und andererseits, weil man sich von einem Fest eine lukrative Einnahmequelle für alle Verschönerungsmaßnahmen versprach.
Das erste Helpuper Dorffest startete am 6. und 7. September 1930. Alle beteiligten Vereine hatten sich ordentlich ins Zeug gelegt und ein rauschendes Zeltfest direkt am Alten Krug auf die Beine gestellt. Dabei wollte man anfangs aus Kostengründen auf ein Zelt verzichten, fand aber dann doch genügend Unterstützer, so dass zwei Tage lang kräftig im Saal und im Zelt gefeiert wurde. Die Dorfparty mit der Kapelle Haverich erwies sich als ein voller Erfolg, einen Reingewinn von 684 Reichsmark spülte sie in die Kasse des Verkehrsvereins.
Doch in Anbetracht der großen Aufgaben im Dorf war dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Kanalisation musste erneuert werden, das Postwesen brauchte mehr Schwung. Denn immer wieder gab es die Mahnung in Helpup, den Briefkasten auf dem Marktplatz mehr zu benutzen, weil man sonst eine Stilllegung durch die Post befürchtete. Auch eine moderne Straßenbeleuchtung lag noch in weiter Ferne.
Doch am Tourismus wollte man in Helpup trotzdem teilhaben, also rief man eine erste Werbekampagne ins Leben. In den Vereinsversammlungen sprach man von "Bildreklame" in den Zeitungen des Ruhrgebiets. Als erste Maßnahme stellte der Verkehrsverein Ruhebänke für die am Bahnhof ankommenden Touristen auf. Das Holz dafür stifteten Adolf Brinkmann und Albrecht Ober aus Oetenhausen, Gustav Ruthe aus Mackenbruch fertigte die Bänke an. Die Pensionspreise dagegen wollte man künstlich niedrig halten, ein Betrag von vier Reichsmark für die Übernachtung in einer Pension sollte nicht überschritten werden.
Die größte Touristenattraktion war allerdings noch im Rohbau: Heinrich Unterkötter aus Wellentrup hatte in Privatinitiative damit begonnen eine "Badeanstalt" zu bauen. Die außerordentliche touristische Bedeutung des Bauprojekts am Haferbach war jedem in Helpup klar. Der Bau musste deshalb auch vom Verkehrsverein mit allen Mitteln unterstützt werden. Und Bauherr Unterkötter versprach jedem, der mindestens vier Tage unentgeltlich am Bau mitgearbeitet hatte, eine Jahresfreikarte für das Bad. Am 22. Mai 1932 weihte die Dorfgemeinschaft unter großer Beteiligung der Bevölkerung das Freibad "Vogelsang" ein.
Zur gleichen Zeit gab der Verkehrsverein eine kleine Gastronomiebroschüre heraus, in der insgesamt elf Gasthäuser und Pensionen verzeichnet waren. Sogar in einem westfälischen Reisführer wurden die Helpuper Häuser empfohlen, Anfragen aus dem Ruhrgebiet und aus Holland kamen an. Der Erfolg allerdings blieb aus. Nur 12 bis 15 Feriengäste sollen innerhalb eine Jahres in Helpup übernachtet haben, schreibt die Chronik des Verkehrsvereins.
Ein Amateur-Fotowettbewerb dagegen fand eine große Resonanz. 34 Bilder aus den Gemeinden sandten die Hobbyfotografen ein. Den ersten Preis erhielt Adolf Jungekrüger, den zweiten und dritten Preis bekamen Bilder von Fritz Pott. Lobende Anerkennung für ihre Fotos erhielten Wilhelm Pehle, Heinrich Tilleke und Karl Eickmeier.
Doch das Interesse an einem Verkehrsverein Helpup ließ alsbald deutlich nach. Zwar wurde für den Herbst 1933 noch ein weiteres Dorffest geplant, doch es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass es tatsächlich stattfand. Zur Jahreshauptversammlung des Verkehrsvereins am 20. Februar 1934 waren nur noch sieben Mitglieder gekommen. Danach wurde es still um den Verein.
Ein erstes offizielles Helpuper Dorffest gab es erst ein Vierteljahrhundert später - im August 1960. Zuvor hatte man in Mackenbruch interne Dorffeste gefeiert. Und zu diesem Zeitpunkt existierte auch die Gemeinde Helpup, denn der Ort wurde am 1. April 1957 als eigenständige Gemeinwesen gegründet.
Allerdings endete die Eigenständigkeit mit der Gebietsreform 1969. Da ging Helpup gemeinsam mit Lipperreihe in der Stadt Oerlinghausen auf.